Rachel Rising 7: Staub zu Staub – Es ist vollbracht

rachel-rising-7-cover-vorschauAlle guten Dinge kommen irgendwann unweigerlich zu einem Ende. Auch der amerikanische Comickünstler Terry Moore hat seine wunderbare moderne „Gothic Novel“ Comicserie „Rachel Rising“ inzwischen abgeschlossen. Bei Schreiber und Leser erscheint nun der siebente und finale Sammelband der Serie, die mich so wunderbar unterhalten hat, dass ich ich an dieser Stelle tatsächlich alle Bände vorgestellt habe. Hier also der Schwanengesang auf eine der besten Mystery-Comic-Serie der letzten Jahre.

Gehörst Du, geneigter Leser, etwa auch zu denen, die beim Lesen zum Ende vorblättern, um herauszufinden wie die ganze Chose ausgeht? Das ist selbstverständlich deine eigene Entscheidung, aber für den Fall, dass du dich einfach  nur verklickt hast, oder es dir dann doch anders überlegst: Hier findest du die Vorstellung von „Rachel Rising 1“, von dort aus geht es dann zu allen anderen auf Deutsch erschienenen Sammelbänden.

„Die Frau ist das einzige Lebewesen, das seine Jäger fängt und sie bei lebendigem Leib verschlingt“ (Abraham Miller)

rachel-rising-us-41Am Ende des letzten Sammelbandes also in der US-Ausgabe 36 überlegen Rachel, Lilith und Zoe nicht nur wie sie Malus, den Erzdämon, loswerden sollen, sondern Rachel ist fester denn je entschlossen, ihren Mörder zu finden. Außerdem ist die Untote aus Manson, New England, die erst im Verlauf ihre zombieartigen Auferstehung von ihrem wahren Wesen erfahren hat, immer noch von der befremdlichen Fähigkeit fasziniert, durch die Berührung von Leichen deren Todesursache mitzuerleben. Rachels Tante Johnny, ihres Zeichens die örtliche Leichenbeschauerin, findet das natürlich hochinteressant und bittet Rachel ein ums andere Mal, Licht in ungeklärte Todesfälle zu bringen. Aber an die halbverweste Wasserleiche, die auf dem Seziertisch liegt, wagt sich Rachel dann doch nicht heran. Rachels Freundin Jet hat derweil ihr Liebesglück mit Johnnys Helfer Earl gefunden. Lilith, Rachels ewige Schwester, hat die Schnauze voll von der Unsterblichkeit und Zoe nascht heimlich in Liliths Garten von psychedelischen Früchten.

„Der Tod ist ein Dialog zwischen Geist und Staub“ (Emily Dickinson)

Es geht geschäftig zu in dem Abschlussband von Terry Moores „Rachel Rising“ und es sind, wie auch sonst in der ganzen Geschichte, nicht die großen, epischen Handlungsgesten, die den Reiz der modernen und emanzipierten Gruselstory ausmachen, sondern die Befindlichkeiten und die Gefühle der Protagonistinnen. Das bringt der Zeichner mit immer noch und immer wieder erstaunlich treffenden Mimiken zum Ausdruck, die allein Moores Schaffen schon ziemlich einzigartig machen. Mit wenigen Strichen schafft er es, nuancierte Emotionen auf den Punkt zu bringen.

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rachel-rising-us-39Dazu kommt allerdings immer auch ein tolles Gespür für die Grundstimmung der Story sowie ein etwas bissiger, mitunter schwarzer Humor, der sich vor allem in Gestalt der zwölfjährigen „Jack-The Ripper“-Nachfolgerin Zoe manifestiert. doch nicht nur als Illustrator, auch als als Erzähler hat Terry Moore einiges zu bieten. Neben einer epischen Story, die immer wieder auf ein gerüttelt Alltagsmaß heruntergebrochen wird, sorgen vor allem die Dialoge, die von Resl Rebiersch kongenial in Deutsche übertragen sind, für einen Handlungsverlauf, der einen fesselt. Denn anders als viele seiner Comic-Autoren-Kollegen verzichtet Terry Moore fast gänzlich auf erzählende und erläuternde Textkästen in den Panels. Information fließt also nur über Bild und Gespräch also Sprechblase. Das mag sich jetzt banal anhören, ist aber eine große Kunst. Über die Meta-Themen in „Rachel Rising“, alsda wären Emanzipation, Glaube, Gewalt, Tod und Verlust, ließe sich bestimmt trefflich in der Story philosophieren, aber der Leser wird selbst herausfinden, was ihm „Rachel Rising“, über die Gruselgeschichte hinaus, zu sagen hat.

„Rachel Rising“ endet nicht mit dem großen Knall, Armageddon kommt nicht, sondern mit mehreren, und vielleicht  „kleineren“ Abschlüssen, die dann in ihrer Ausformulierung doch zu überraschen wissen. In Erwartung eines furiosen Finales hat mich das zwar überrascht, aber es ist auch folgerichtig, wenn man den Stil der ganzen Serie betrachtet. Nun ist es also getan: „Rachel Rising“ ist beendet. Ein kleines Hintertürchen hat sich Terry Moore dann doch offengehalten, aber lest selbst.

…was kommt nach all dem hier?

motor-girl-us-1Nachdem er die 42. US-Ausgabe von „Rachel Rising“ fertig gestellt hat, twitterte Terry Moore, dass er zukünftig nur nach kürzer Serien kreieren will. Die langen Strecken von „Strangers in Paradise“, „Echo“ und „Rachel“ (auf Deutsch alle bei Schreiber und Leser aufgelegt) sind wohl auch anstrengend. Ich persönlich finde das zwar ausgesprochen schade, weil Moore ein großartiger Geschichtenerzähler ist, aber aus Autorensicht  ist die Absicht auf jeden Fall nachvollziehbar. Fans von Terry Moore müssen sich allerdings nicht lange grämen, denn quasi zeitgleich mit dem deutschen Erscheinen von „Rachel Rising 7“, hat Moores Verlag Abstract Comics  in den USA schon sein neues Projekt gelauncht: „Motor Girl“. Die Serie handelt von einer Mechanikerin, auf deren Schrottplatz ein Raumschiff landet und nach Ersatzteilen sucht. Ein Schelm, wer jetzt an Rachels Freundin Jet denkt.

Mit „Staub zu Staub“, dem Abschlussband der herausragenden Mystery-Serie „Rachel Rising“ zaubert Autor und Zeichner Terry Moore noch einmal etliche überraschende Wendungen aus dem Hut, führt die Serie aber auch konsequent zu einem stimmigen und sehr gelungenen Ende. Salut an einen großartigen Comic-Künstler: Terry Moore!

Comic-Wertung:9 out of 10 stars (9 / 10)

rachel-rising-7-coverRachel Rising 7 – Staub zu Staub
OT: Rachel Rising – dust to dust, Rachel Rising US # 37 -42, Abstract Studios
Genre: Horror, Mystery, Thriller
Autor & Zeichner: Terry Moore
Übersetzung: Resel Rebiersch
Verlag: Schreiber & Leser, Klapp-Broschur, 128 Seiten
VÖ: 08. November 2016

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