Gleich zu Beginn des Films klettert ein bärtiger Jim Morisson aus einem Autowrack am Randes eines Wüstenhighways. Die Aufnahme stammt aus dem einzigem Film, den der Doors-Sänger selbst gedreht hat: „Hwy“. Während Jim wie ein Getriebener durch die Wüste fährt montiert Regisseur Tom DeCillo geschickt die Radiomeldung von Morrisons Tod in den Film und spult zurück auf Anfang.
Nun erzählt „When You’re Strange“ die Geschichte der Doors, einer der einflussreichsten Bands der 1960, allein mit Archivmaterial. Was sich zunächst unspektakulär anhört, ist von Anfang an eine faszinierende Wiederauferstehung der Band. Zusammengehalten werden die chronologisch montierten Aufnahmen von einem roten Faden, in dem die Story der Band erzählt und kommentiert wird. Informationen fließen allein über die Erzählung ein, die Johnny Depp so wunderbar trefflich umsetzt. Die DVD enthält auch eine deutsche Tonspur, die glücklicherweise von David Nathan, Depps Synchronsstimme, übernommen wird.
Dann immer wieder, ebenfalls als roter Faden, diese irritierenden Einschübe aus Morissons eigenem Film, in denen der Suchende auf seiner Reise gezeigt wird. „Hwy: An American Pastoral“ stammt aus dem Jahr 1969 und ist weithin unbekannt. Zur Zeit wird daran gearbeitet, den Film wieder zugänglich zu machen.
Regisseur Tom DiCillo („Living in Oblivion“) gelingt durch diese Beschränkung das erstaunliche Kunststück, den Zuschauer ganz nah an die Band heranzuführen, so dass man die Doors erlebt, als wäre man ein Zeitzeuge, und nicht mit all dem belastet, was bisher über die Gruppe veröffentlicht wurde.
DeCillo zeichnet das Bild einer Band und nicht das einer alles überragenden Ikone Morrison. An den richtigen Stellen kontrastiert der Film Jims exponierte Rolle für die Doors mit dem für Außenstehende eigentlich nie sichtbaren Bemühen von Ray Manzarek, Rob Krieger und John Densemore um ihren Freund und die bandinternen Probleme. Vieles wird so in ein anderes Licht gerückt und zeigt, dass die Doors nicht nur Morrisons Vehikel waren, seine Egomanie auszuleben.
Gerade der Verzicht auf sonst in Dokumentationen übliche Interview-Sequenzen stellt sich als der große Gewinn des Films heraus. (Als Bonus sind noch kurze Gespräche mit Morrisons Vater und seiner Schwester angefügt.) Dadurch entsteht ein sehr intimer Einblick und ein lebendiges Porträt, dass vieles in der Karriere und dem Leben der Doors in einem anderen Licht erscheinen lässt und bewusst macht, wie sehr die Band zu ihrer Zeit irritiert haben muss.
Fazit: „When You’re Strange“ fasziniert und bringt das Kunststück zustande, einen erfrischenden und spannenden Blick auf die Doors zu werfen. Das ist fast 40 Jahre nach Morrisons Tod schon eine beachtliche Leistung. Vielleicht werde ich ja auch noch ein Fan, vielleicht kommen DiCillos Filme endlich auch wieder bei uns heraus.
Film-Wertung: (8 / 10)
Titel: „The Doors -When You’re Strange“
OT: „The Doors -When You’re Strange“
Genre: Musik, Dokumentation
Regie: Tom diCillo
Darsteller: The Doors Archivmaterial
Länge: 89 Minuten
Verleih: Kinowelt
FSK: ab 12 Jahren
Kino-Start: 01.07.2010
DVD- & Blu-ray-VÖ: 04.11.2010
Weiterführende Links:
zur Filmhompage
Doors-Homepage
Homepage von Tom DiCillo
Wikipedia-Eintrag zu den Doors
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