„Crazy Heart“ auf DVD

Crazy HeartDass Jeff Bridges momentan wie kein Zweiter in Hollywood gescheiterte Existenzen verkörpert, ist keine Neuigkeit mehr. Die Auszeichnungen mit Oscar und Golden Globe waren längst überfällig. Jetzt ist „Crazy Heart“, die fiktive Biografie eines abgehalfterten Country-Sängers, auch auf DVD erhältlich. Doch mehr als ein sehenswertes Genre-Stück mit einem überragenden Hauptdarsteller ist der Film leider nicht geworden.

Eine Bowlingbahn irgendwo in einer amerikanischen Kleinstadt, ein alter Typ steigt aus, entleert seine Plastikflasche auf dem Parkplatz, knöpft sich die Hose zu und betritt das Etablissement. Der Besitzer weist auf das Rauchverbot hin und macht sogleich klar, dass es keine Drinks umsonst gibt. Der Gig ist gelaufen, lange bevor er begonnen hat.

Hello trouble

Keine Ahnung ob die Bowlingbahn in der Eröffnungssequenz eine Hommage an „The Big Lebowski“ ist, aber der Zuschauer bekommt sofort mit, dass der Musiker, der einst ein gefeierter Country-Star war, schon lange nicht mehr gefragt ist. Und so tingelt der ausgebrannte Bad Blake (Jeff Bridges) von einem schlecht besuchten Gig zum nächsten, verbringt die Zwischenzeit auf der Straße oder in muffigen Motelzimmern; immer knapp bei Kasse, immer ’ne Kippe zur Hand und wenn bezahlbar, einen Whiskey intus.

Crazy Heart: Bad und JoanDann lernt Bad die Journalistin Jean (Maggy Gyllenhall, „The Dark Knight“) kennen und beginnt tatsächlich nach langer Zeit wieder Songs zu schreiben. Doch die Beziehung zu der alleinerziehenden Mutter ist nicht gerade einfach: Sie ist in Bezug auf Männer sehr vorsichtig und er ist auf Tour. Davon abgesehen trennen die beiden Hunderte von Meilen. Trotzdem gibt Jean Bad eine Chance und Bad versucht sein Leben in den Griff zu bekommen.

I don’t know

„Crazy Heart“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Thomas Cobb, inspiriert vom Leben des Country-Sängers Hank Thompson. Doch so tragisch die Geschichte des vergangenen Ruhms und der Flucht in den Alkohol auch ist, so absehbar verläuft die Handlung. Wir fühlen schon ziemlich bald, dass das Zwischenhoch – oder das letzte Aufbäumen – irgendwie nicht von Dauer sein kann.

Crazy Heart PosterRegisseur Scott Cooper setzt in seinem Debüt ganz auf das Charisma seines Hauptdarstellers, der für die Rolle einfach perfekt ist. Doch für ganz großes Kino reicht es über Spielfilmlänge nicht – besser nicht mehr – dem brillianten, lebensechten Jeff Bridges (“The Big Lebowski“, „Iron Man“) zuzusehen. Die übrigen Figuren bleiben trotz guter Besetzung  zu blass, um emotionale Spannung aufzubauen, die Handlung verliert sich  zu sehr im erwartbaren Rahmen.

Die ebenfalls mit einem Oscar ausgezeichnete Musik von T-Bone Burnett ist passend und stimmungsvoll, aber auch hier gilt: Burnett hat schon bessere Filmmusiken verfasst („O brother where art thou“, „Unterwegs nach Cold Mountain“). Es beginnt mit einer Ankunft, es endet mit einem Abgang.

Fazit: Letztlich ist „Crazy Heart“ in einiger Hinsicht ein typischer Film über einen alternden Musiker, der zwar authentisch rüberkommt, aber auch keinen weiteren Erkenntnisgewinn bringt. Jeff Bridges macht den Unterschied und der ist beachtlich.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Titel: Crazy Heart
OT: „Crazy Heart“
Regie: Scott Cooper
Darsteller: Jeff Brifges, Maggy Gyllenhall, Robert Duval, Colin Farrell
Dauer: 108 Minuten
FSK: ab 6 Jahre
Kino-VÖ: 04.03.2010
DVD- & BR-VÖ: 01.10.2010
Extras: DVD: Entfallenen Szenen & Kino-Trailer; Blu-ray: zusätzlich Gespräch mit Bridges, Gyllenhall, Duval.
Verleih: 20th Century Fox

Copyright der Fotos: 20th Century Fox

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