EinsEinsEins – Energie: Album Review

Möglicherweise muss mensch Trekkie sein um die bestürzende Revolution zu verstehen, mit der Captain Picard die Enterprise zum Ablegen beorderte. Nachdem James T. Kirk lapidar „Bringen Sie uns raus.“ kommandierte, hieß es plötzlich „Energie!“. „Energie“ ist auch der Titel des dritten Albums des Berlin-Würzburger Prog-Rock-Trios EinsEinsEins. Die Herren haben sich der Neuerforschung rockiger Klangwelten verschrieben. Ich würd’ jetzt nicht sage, die nie ein Mensch zuvor gehört hat, aber doch sehr eigenwillig und charmant. Zu hören auf dem Ende September bei Tonzonen erschienenen „Energie“.

Ein Album mit „Der letzte Countdown“ einzuleiten, ist schon ein europäische Treppenwitz. Doch hymnischen Hard Rock gibts von EinsEinsEins nicht zu hören. Stattdessen vor allem schwer riffenden progressiven Rock alter Schule. Wenn ich das mal so flapsig formulieren darf, weil sich das Trio beziehungsweise die Produktinfos die Erneuerung von Rockmusik auf die Fahnen geschrieben haben. Doch das Trio hat sich einige klangliche Eigenheiten einfallen lassen um den eigenen Sound aufzupimpen.

Zuförderst wird hier mit Synthies gewerkelt und für Klangteppiche und Texturen gesorgt. Dann kommt noch stimmlich Verfremdung mittels Vocoder hinzu und letztlich wird auch auf deutsch getextet und vorgetragen. Inhaltlich geht es dabei keineswegs um ferne Welten und die Erkundung des Kosmos, sondern die Alltagswelt und die (politische) Sphäre der Gegenwart. EinsEinsEins beziehen durchaus Position.

Vom Ende der Rockmusik zum Anfang von „Engergie“

Das Album Nummero Drei präsentiert in einer Dreiviertel-Stunde 9 Songs mit Titeln wie „Fahrrad fahren“ (Video), „Die Grenzen deines Landes sind die Grenzen deines Verstandes“, Idealoweiß“ und „Liebeslied für Wohlstandslinke“. Da bin ich dabei und lausche neugierig interessiert.

In der Tat geht es launig mit einem verfremdeten Herunterzählen los, dann setzt so ein 80er Synthie minimalistisch repetitiv ein. Hernach geht es an den Aufbau von Groove und Riffwand. Das ist schon sehr charmant. Auch „Die Grenzen deines Landes“ frickelt sich NDW mäßig über die Ziellinie und versprüht noch garstigen Punk-Charme.

„Storno“ beginnt mit Registrierkasse und schleppt sich heavy über die Warentrenner auf dem Kassenband. Die retro-gestylten Hammond-Sounds helfen instrumental weiter. „Kein Schlussstrich“ kommt mit wilder Gesangsspur rüber und lässt in meiner Erinnerung irgendwie Potheads „Indian Song“ geisterhaft durchhuschen. Die Steigerungsdynamik mag ich auch.

LoFi Retro-Kraut Prog-Rock oder Was?

„Straßennamen“ mag das musikalisch umgesetzte Herumirren mit dem Kraftfahrzeug in der Großstadt sein. Ah, endlich die richtige Abzweigung und schon darf’s Melodie geben, die auch bei Rush nett klänge. (Die sind mit anderer Schlagwerkerin zumindest in Nordamerika demnächst auf Tour). „Fahrrad Fahren“ ist auch wieder so ne rockige Prognummer mit Retro-Charme. Inclusive Bergetappe,Schlusssprint und austrudeln.

So langsam schleichen sich Zweifel ein, ob das Album an sich nicht etwas monoton rüberkommt? Die vorangegangenen beiden Sechsminüter haben mich etwas ausgelaugt. Und so sehr mich die gedoppelte Gitarrenarbeit bei „Idealoweiß“ mitnimmt, so sehr nervt mich der verfremdete Gesang inzwischen. Möglicherweise mal Zwischenstoppen? Nö.

„Herr Eisenbass“ funkt heavy hinterher, bleibt aber nicht im Gehör hängen. Das abschließende „Liebeslied“ ginge wohl als Powerballade durch. Der steile Gesang zergelt wieder an meine Nerven und auch diese sechs Minuten haben wohl eher ihre Bühnenberechtigung als die Plattenreife. Aber das ist und bleibt auch immer Geschmackssache.

Das Albumcover mit den drei vibrierenden Alien-Skimasken im Dreieck der Strommasten ist schon kongeniales Artwork. Die neongrüne Aura vor nachthimmelsblauer Spritztechnik vermittelt Handarbeit und Technikverständnis gleichermaßen. Mir ist’s bisweilen zu repetitiv; was live sicher seinen ganzen Charme entfaltet. Wer auf gelinde Stromstöße (beispielsweise von Weidezaun) steht und seine progressive heavy Rockmusik-Müsli mit einer Portion Retro-LoFi-Spielerie verzehrt ist hier richtig.

Bewertung: 7 von 10.

EinsEinsEins – Energie
Genre: Heavy Prog Rockmusik
Länghe: 46 Minuten, 9 Songs, D, 2025
Interpret: EinsEinsEins
Label: Tonzonen
Vertrieb: Cargo
Format: Vinyl, Digital, CD
VÖ: 30.09.2025

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