Die Stadt der Blinden: Ewiges Weiß

Hier noch die Filmkritik zu einer weiteren Literaturverfilmung. Der brasilianische Regisseur Fernando Mereilles („Der ewige Gärtner“) verfilmte Jose Saramagos dystopisches Drama „Die Stadt der Blinden“ 2008 mit internationaler Star-Besetzung.

Es beginnt ansatzlos und überraschend: Ein Mann erblindet am Steuer seines Autos. Niemand ahnt, dass dies ist der Beginn einer hochvirulenten Epidemie ist. Schon am nächsten Tag hat es den behandelnden Augenarzt ebenso getroffen wie alle anderen, die mit dem Erkrankten in Kontakt kamen.

Die Regierung und die Behörden reagieren auf die Bedrohung, indem die Infizierten vom Rest der Bevölkerung isoliert werden. Die Blinden werden in eine stillgelegte Anstalt gebracht und sich selbst überlassen. Innerhalb kurzer Zeit kommt es im Lager zu Enge und Chaos.

Internierung gegen ein Virus?

Erstaunlicherweise bleibt die Frau des Augenarztes (Julianne Moore) von der “Weißen Blindheit” verschont. Sie lässt sich aber zusammen mit ihrem Mann (Mark Ruffalo) im Lager unterbringen, um nicht von ihm getrennt zu werden. Im Internierungslager versucht sie unerkannt, die Situation so erträglich wie möglich zu machen.

Doch die Blinden erfahren keine Hilfe von Außen, und es entwickeln sich brachiale Verteilungskämpfe und archaische Strukturen. Anfangs gibt es Bemühungen sich zu organisieren, doch die völlige Hilflosigkeit führt schnell zu Verwahrlosung. Eine der Stationen gewinnt die Kontrolle über die Lebensmittel-Rationen, denn ein von Geburt an Blinder ist gegenüber den Infizierten im Vorteil und nutzt die Situation aus.

Des Menschen Wolf

Die Literaturverfilmung „Die Stadt der Blinden“ liefert eine beklemmendes Szenario vom Zusammenbruch einer Gesellschaft. Regisseur Fernando Mereilles (”City of God”, “Der ewige Gärtner”) setzt auch filmisch Akzente, um für den Zuschauer das Erblinden nachvollziehbar zu machen. Der Literatur-Nobelpreisträger Jose Saramago veröffentlichte „Die Stadt der Blinden“ im Jahr 2004.

Regisseur Fernando Mereilles ist eine werkgetreue, eindringliche und aufwühlende Verfilmung von Jose Saramagos Schreckensvision gelungen, ohne in Horror-Gefilde abzugleiten. „Die Stadt der Blinden“ ist grandios gespielt und klaustrophobisch in Szene gesetzt.

Bewertung: 8 von 10.

Die Stadt der Blinden
OT: Blindness
Genre: Drama, Literaturverfilmung
Regie: Fernando Mereilles
Vorlage: gleichnamiger Roman von Jose Saramago
Schauspiel: Julianne Moore, Danny Glover, Mark Ruffalo
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Studiocanal
Kinostart: 23.10.2008
DVD- & BD-VÖ: 03.04.2009

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