The Great Machine – Working Class Anarchist: Album Review

Wir müssen reden: Über‘s Alphabet. Machen wir später. Das Heavy Rock Trio The Great Machine ist zurück mit einem neuen Album. „Working Class Anarchist“. Und irgendwie beschreibt das wohl das aktuelle Lebensgefühl der Band und vieler israelische Künstler in Zeiten wie diesen. „Working Class Anarchist“ ist ein räudiges Album voller musikalischer Garagenfundstücke. Storage Wars in Heavy. Dabei wollte ich doch keinen Krieg erwähnen. Geht scheinbar nicht. Musik ist eine höhere Form der Kommunikation, sogar im derben Stoner Rock. Verfügbar seit dem 12. September auf Kreuzbergs Own Noisolution Records.

Schade, dass keine Texte bei sind. Aber ich weiß ohnehin nicht, wo anfangen mit dem Album Review vor lauter frei flottierenden Assoziationen. Viellicht vorab zur Verortung. The Great Machine sind ein heavy rockendes Trio aus Tel Aviv-Jaffa und bestehen seit mehr als einer Dekade. Und ich bin Fan. Objektivität (sofern überhaupt möglich) findest du woanders. Seit Bandbestehen ist „Working Class Anarchist“ das 6. Album. Nach dem tollen Vorgänger „Fun Rider“ und dem wiederveröffentlichtem „Respect“ das dritte beim Berliner Indie-Label Noisolution. Teile der Band haben auch mal in Berlin gelebt, sofern ich das richtig erinnere.

Das aktuelle Album markiert einen Wechsel an den Schlagstöcken. Dan Deutsch hat von Michael Izaky übernommen, der noch auf „Mysterious Lady“ zu hören ist. Selbstredend ist das eine Veränderung im Bandgefüge, die die beiden Saiten malträtierenden Brüder Haviv zu verkraften haben. Aviran spielt Bass, Omer bedient die Gitarre, Gesang gibt’s wohl von beiden. Dan Deutsch nun wieder ist seit Ewigkeiten auch der Graphiker und Merchandise-Mann der Band.

Und auf „Working Class Anarchist“ schrieben The Great Machine das Alphabet des Heavy Rock um. Aus ABC wird ABQ. Bereits vorab veröffentlichter, cartoonesque bebildeter Ohrwurm zu entspanntem Groove Marke Queens of the Stone Age zu „Villains“ Zeiten. Ich huldige dem. Hatte ich doch auch die „Apex Ballerina Queen“ nicht einordnen können. Apex nun wieder ist Lateinisch für „Spitze“. Womit sich das „Hacke, Spitze, 1,2,3“ des En Point Tanzen im Ballett von allein erklären würde. Tut es aber nur bedingt. APEX ist auch die Abkürzung für den Explosivstoff Acetonperoxid. Passt zum Video und lässt Bibi im Tutu ziemlich alt aussehen.

Lieder über Leute

The Great Machine haben ein Faible für Songs über Leute. Früher war mal „Chris“, „Keith“ und „Motorcycle Charlie“ oder auch „Zarathustra“. Hier nun sind „Brianna Banks“, eine „Mysterious Lady“ und „Ms. Stress“ verewigt. Dies hier ist ein feminines Album. In seiner emotionalen Wucht und dem katzengleichen Schillern deutlich zu erkennen. Auf dem Cover eine israelische Kult-Ikone und die Schwiegermutter des Schlagwerkers. Orly Zilbershatz ist eine Schauspielerin und Sängerin, die aus der israelischen Punk-Szene erwachsen ist.

Und da wären wir nun wieder beim Alphabet, beziehungsweise bei der Transliteration vom Hebräischen ins lateinische Alphabet. Orly Zilberschatz (Schreibweise nach Promotext) ist auch unter Orli Silbersatz oder Orly Zilbershatz im www zu finden. Belassen wir es bei der Nerderei. Die Frage wie lang ein Lied sein muss, kann ohnehin keiner beantworten.

Auf „Working Class Anarchist“ reicht‘s von der instrumentalen Spielerei „Beelzebub“ unter 2 Minuten bin hin zu Sechsminütern. „Briana Banks“, ihres Zeichens deutsch-amerikanische Darstellerin in der Erwachsenenunterhaltung, groovt sich ziemlich sexy in das Album. Zusammen mit der „ABQ“ vielleicht der lässigste Song auf dem Album. „Bound by Fire“ haut mit der Axt in die doomige Stoner Kerbe, die „Ms Stress“ hammermäßig noisig nochmal vertieft. Autsch.

Weibliche Seiten der Krachwerdung

Anschließend das Q&A, ach quatsch, „ABQ“. Gefolgt von der wüstenhaften „Demon Party“ und der psychedelischen „Mysterious Lady“ aus den 70ern. „Neu“ eröffnet dann die B-Seite. Der Song hat in seinem hypnotischen Beat möglicherweise Krautrock-Referenzen, ist aber vielleicht auch nur die erste Nummer mit neuem Schlagzeuger. Wasweißdennich. „Anarchy“ ist ein räudiger Strassenpunk und die gekünstelt fremdsprachig englischen Lyrics vermitteln, dass der Anarchismus auch eine grenzübergreifende Komponente beinhaltet. Viele anarchische (Vor-)Denker:innen haben jüdische Wurzeln, wenn sie nicht gerade dem russischen Adel entstammten. Aber nein, reines Zuhören infiziert noch nicht.

By the Way: Saxophon ist seit den Stooges so Punk wie nix anderes. Und selbstredend ist das Album-Cover in Rot und Schwarz gehalten. Aber ich rassel‘ nun keine kurze Geschichte des Anarchismus runter. Kann jede:r selbst nachlesen.

„Desert Lodge“ ist fast klassischer Stoner Rock und macht entsprechend Laune. Dann „Beelzebub“, das auch als Vorspiel zum Albumabschluss verstanden werden kann. Und nun hau ich noch mal ne Meinung raus. „Louder Than Bombs“ ist der einzig legitime Nachfolger von Black Sabbath „War Pigs“, der je aufgenommen wurde. Statement, Philosophie und Höhepunkt eines furiosen Albums und ein ewiger Hoffnungsschimmer. Musik ist eine höhere Form von Kommunikation. Unbedingt in Gemeinschaft zu feiern. Konzert-Daten unten.

„Working Class Anarchist“ ist typisch für den feinsten Heavy Rock der Levante. The Great Machine erfinden sich nach dem epochalen „Fun Rider“ fast noch einmal neu. Aufregend, frisch, roh und anarchisch!

Bewertung: 9 von 10.

The Great Machine – Working Class Anarchist
Genre: Heavy Rock, Punk, Stoner rock
Länge: 35 Minuten, ISR, 2025
Interpret: The Great Machine
Label: Noisolution Records
Vertrieb: Edel
Format: CD, digital, Vinyl,
VÖ: 12.09.2025


Noisolution
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THE GREAT MACHINE TOURDATEN 2025

24.09.25 DE – Berlin – Neue Zukunft
25.09.25 DE – Würzburg – Posthalle
26.09.25 DE – Erfurt – Museumskeller
27.09.25 DE – Chemnitz – AJZ Talschock
28.09.25 DE – Zittau – Emil e.V.
30.09.25 DE – Dresden – Chemiefabrik
01.10.25 DE – Nürnberg – MUZclub
02.10.25 DE – Magdeburg – Flowerpower Magdeburg
03.10.25 CH – Pratteln – Up In Smoke Festival
04.10.25 DE – Mainz – Kulturclub schon schön
05.10.25 DE – Köln – Yard Club
07.10.25 DE – Bochum – Matrix Bochum
09.10.25 DE – Hamburg – Molotow Musikclub GmbH
10.10.25 DE – München – Backstage
11.10.25 AT – Pettenbach – Bauhof

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