Der Tiger: Entsichert

Und schon wieder ein Weltkriegsfilm, möchte das Publikum meinen, wenn „Der Tiger“ am 18. September 2025 in die Kinos kommt. Später dann startet der neue Film von Regisseur Dennis Gansel bei Amazon Prime, die das Panzerdrama als ersten deutschen Film unter dem MGM Label produziert haben. Also geht es mit einer Panzerbesatzung an die Ostfront anno 1943.

Im vierten Kriegsjahr ist die Schlacht um Stalingrad längst verloren und die deutschen Truppen werden aus Russland zurückgedrängt. Der Tigerpanzer unter dem Befehl von Leutnant Gerkens (David Schüttler) verteidigt eine Brücke in der heutigen Ukraine, die für den Rückzug wichtig ist. Dabei kommt der Tiger-Panzer unter heftigen Beschuss.

Doch statt weiter gen Heimat zu ziehen, bekommt der Panzer einen neuen Befehl. Die fünfköpfige Besatzung soll einen hochrangigen Offizier rausholen, der hinter feindlichen Linien in einem Bunker festsitzt. Oberst von Hardenberg ist auch ein Freund des Leutenant. Der ramponierte Tiger macht sich auf eine scheinbar unmögliche Mission.

Unterwegs finden sich Fahrer Helmut (Leonard Kunz), Funker Keilig (Sebastian Urzendowsky), der junge Nachlader (Yoran Leicher) und Richtschütze Weller (Laurence Rupp) immer wieder höchst brenzlichen Situationen und sie scheinen hartnäckigen einen russischen Verfolger zu haben. Doch Lieutenant Gerkens hält unbeirrt an dem Befehl fest.

„Zerschrammt und ramponiert…“

„Der Tiger“ ist eine hochspannende, beklemmende Angelegenheit und die Enge des „Eisernen Sarges“ erinnert an jene, die auch die Besatzung in „Das Boot“ zu ertragen hatte. Die Situation ist ähnlich aussichtslos. Und doch erinnert die Rückholungsmission an einen anderen Klassiker der Filmgeschichte. In „Apokalypse Now“ soll Colonel Kurtz aus dem Dschungel geholt werden. Inspiration für diese wie jene Geschichte ist die Novelle „Heart of Darkness“ von Joseph Conrad, die im belgisch Kongo des 19. Jahrhunderts angesiedelt ist.

Selbstredend verweist „Der Tiger“ auch auf andere Kriegs-, beziehungsweise Antikriegsfilme, wie etwa „Die Brücke“. Und sicherlich hat für das Produktionsstudio des Streaming Dienstes auch eine Rolle gespielt, dass die Neuverfilmung von Erich-Maria Remarques Roman „Im Westen nichts Neues“ von Regisseur Edward Berger („Konklave“) mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.

„…aber einsatzbereit“ (Weller)

Und dennoch ist „Der Tiger“ sein eigenes Biest. Filmmacher Dennis Gansel („Napola“, Die Welle“) inszeniert seine tragische Schicksalsgemeinschaft auf verlorenem Posten nach einem Originaldrehbuch, das in Zusammenarbeit mit Colin Teevan (u.a. Serie „Das Boot“) entstand. Mit großer Leinwandpräsenz kommen die deutschen Soldaten aus der Bredouille kaum heraus. Das wird gelgentlich nahe am Stereotyp, gelegentlich mit nuancierter Charakterzeichnung vorgestellt.

Sofern das Publikum dafür überhaupt empfänglich ist. Denn in „Der Tiger“ geht es hoch spannend und sehr actionreich zur Sache. Das wirkt in der Inszenierung der Gefechte bisweilen etwas farbsatt, aber die nebel- und rauchverhangenen Steppenlandschaften um die seinerzeitige Ostfront bieten da einen geisterhaftes Gegenimpuls. Am Ende nimmt der Film eine Wendung, die durchaus kontrovers aufgefasst werden kann. Doch wer seine Klassiker gelesen hat, kann dann seine Eulen zum Athener Filmstammtisch tragen.

Es mag ein bisschen überkandidelt wirken, aber mensch kann „Der Tiger“ auch eine gewisse Äktualität zugute halten. Immerhin wird aktuell wieder über deutsche Waffenexporte diskutiert und die Handlung tragt sich auf dem Boden der Ukraine zu. Dort wo aktuell ein Krieg gegen Russland im Gange ist. Aber das mag ein bisschen zu weit hergeholt sein.

Im Westen vielleicht nichts Neues, aber im Osten. Der deutsche (Anti-)Kriegs-Thriller „Der Tiger“ erzählt in bildstarker, hochspannender Weise von einem Haufen Soldaten, die nicht nur in ihrem Panzer gefangen sind, sondern auch zwischen Vernunft und Gehorsam. Ein zeitloses Thema aber vielleicht ein etwas überstrapazierte Verortung. Dennoch ist „Der Tiger“ hochintensives Kino.

Bewertung: 7 von 10.

Der Tiger
OT: Dr Tiger
Genre: Thriller, Kriegsfilm, Drama
Länge: 122 Minuten, D/USA, 2025
Regie: Dennis Gansel
Schauspiel: David Schüttler, Leonard Kunz, Sebastian Urzendowsky, Yoran Leiche, Laurence Rupp
FSK: Ab 16 Jahren
Verleih: Amazon Prime, MGM,
Kinostart: 18.09.2025
Streaming-Start: Ende 2025

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