The Long Walk – Todesmarsch: Regel 13

Der junge Ray Garrety wird ausgelost am „Long Walk“ teilzunehmen. Eine Herausforderung, aber auch die Chance auf Wohlstand und Ruhm. Das ist in jenen dystopischen Tagen ebenso begehrenswert wie heutzutage. Der deutsche Titel „Todesmarsch“ verrät bereits, dass nicht alle des Majors Next Top Geher werden können. Nach Stephen Kings gleichnamigem Roman und ab dem 11. September 2025 in den Kinos.

Der junge Raymond Garrety (Cooper Hoffman) wurde ausgelost um am „Langen Marsch“ teilzunehmen. Nachdem Amerika einen Niedergang erlebt hat, wird das abgewrackte Land von einer Art Militärdiktatur regiert. An deren Spitze steht der Major (Mark Hamill). Jedes Jahr wird ein Marsch veranstaltet, an dem 100 junge nicht volljährige Männer teilnehmen. Die Veranstaltung wird live im Fernsehen übertragen und die Regeln sind denkbar einfach.

Es wird solange marschiert bis nur noch ein Teilnehmer übrig ist. Dabei darf die Geschwindigkeit nicht unter 3 Meilen (ca 4,8 km) fallen. Ein solides Spaziertempo. Sollte jemand zu langsam sein, wird er verwarnt. Maximal drei Verwarnungen sind erlaubt. Anschließend wird der Teilnehmer lethal aus den Spiel genommen. Kommt innerhalb einer Stunde keine neue Verwarnung hinzu, wird eine bisherige gestrichen.

Stein im Schuh

Ray wird von seiner Mutter (Judy Greer) zum Start gefahren. Die ist ganz und gar nicht einverstanden, dass ihr Sohn an dem langen Marsch teilnimmt. Später stellen sich die Jungs selbst die Frage, wie zufällig die Teilnahme überhaupt ist? Ray bekommt die Nimmer 47 und freundet sich von Anfang an mit Peter McVries #23 (David Jonsson) an, der mit ihm zusammen eingetroffen ist. Die beiden knüpfen unterwegs auch weiter Kontakte und bald hat sich eine kleine Gruppe gebildet, die sich gegenseitig unterstützt.

Andere haben eine eigene Taktik. So wie Gary Barkowich, der seinen Konkurrenten mit dämlichem Gequatsche auf die Senkel geht. Oder Stebbins, der mit seiner offensichtlichen Fitness als Favorit gilt. Doch der Weg ist lang und beschwerlich. Da hilft es Ray auch nicht, dass er der Lokalmatador ist. Denn die Strecke in diesem Jahr führt durch seinen Heimatbundesstaat. Und dann wird der erste Teilnehmer erschossen und der Wandertag wird tatsächlich zum Todesmarsch.

„Ich hoffe der Teil (Todesschüsse) wird irgendwann leichter.“

Tatsächlich gelingt es der Verfilmung von Stephen Kings gleichnamigem Roman, dass das Publikum am Filmauftakt fast vergessen hat, welche Konsequenz der Marsch hat. Die erste Tötung ist dann schon ein Schock, auf den weitere folgen. Und immer wieder gelingt es Regisseur Francis Lawrence und seinem Team, damit auch Wirkung zu erzielen. Das mag sich nun schlichter anhören als es tatsächlich ist.

„The Long Walk“ ist ein Frühwerk von Stephen King, das unter dem Pseudonym Richard Bachman veröffentlicht wurde. So wie auch „Running Man“, das schon früh mit Arnold Schwarzenegger verfilmt wurde. Beiden Geschichten ist eine Dystopie gemeinsam, in der ein gesellschaftlicher Niedergang und Wohlstandsverlust aufgefangen wird durch spektakelhafte Fernsehunterhaltung. Das alte Herrschaftsprinzip „Brot und Spiele“ moderner ausgelegt und sicherlich auch als Inspiration für „Die Tribute von Panem“. Die hatte Regisseur Francis Lawrence ebenfalls in Filmformate umgesetzt.

Hier in „The Long Walk – Todesmarsch“ geht es archaischer zu. „Der Weg ist das Ziel“ ist man versucht zu floskeln, wenn sich die jugendlichen Teilnehmer als Schicksalsgemeinschaft und Freunde auf Zeit der zynischen Herausforderung stellen, immer weiter zu laufen. Sowohl der Roman als auch der Film exerzieren das ziemlich explizit und bis zum Ende hin durch.

„Davor habe ich Angst.“

Der Look von „The Long Walk“ ist dabei in aschfahlen Farben gehalten. Die Landschaft ist jener ewig wüst gefallenen in „28 Days Later“, „The Walking Dead“, „The Road“ und „Civil War“ ähnlich. Also irgendwie typisch rustikal heruntergekommen, vernachlässigt wie der Hinterhof einer Meth-Küche in den Appalachen.

Doch wirklich packend ist „The Long Walk“, weil die Darsteller so schillernd aufspielen können in den vermeintlich schlichten Rollen. Cooper Hoffman („Licorice Pizza“) lebt den mitfühlenden Kumpel Ray Garrety immer wieder mit Nachdenklichkeit und einen Anflug von Teenager-Rebellion. Kumpel Pete kann drauf anspringen, obwohl sein Lebensweg ein ganz anderer ist. Überhaupt ist die Truppe deutlich zeitgemäßer und somit diverser zusammengestellt, als das in den bereits 50 Jahre alten Roman angelegt ist. Der Horror eines endlosen Marschierens bleibt. Ein Schelm wer dabei Parallelen zur aktuellen Lage der Nation ahnt.

„The Long Walk – Todesmarsch“ besticht mit einer starken Besetzung und einem finsteren Look. Es gelingt dem Film die Spannung und das Grauen von Stephen Kings Romanvorlage packend einzufangen. Das ist schon sehr sehenswerte Horror-Thriller-Kost.

Bewertung: 7 von 10.

The Long Walk – Todesmarsch
OT: The Long Walk
Genre: Horror, Thriller
Länge: 108 Minuten, USA, 2025
Regie: Francis Lawrence
Vorlage: Gleichnamiger Roman von Stepehn King (veröffentlicht unter Pseudonym Richard Bachmann)
Schauspiel: Cooper Hoffman, David Jonsson, Charlie Plummer, Mark Hamill
FSK: ab 16 Jahren
Verleih: Leonine
Kinostart: 11.09.2025

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