Die neuseeländische Dokumentation über eine Vampir-Wohngemeinschaft ist schon eine kleine Sensation. Der Film gehörte zu den Überraschungen des vergangenen Kinojahres und konnte nicht nur auf Festivals begeistern. Dabei bestätigt sich die alte Weisheit, dass Alter nicht vor Torheit schützt. Denn obwohl Viago, Deacon, Petyr und Vladislaw einige Jahrhunderte auf dem Buckel haben, benehmen sie sich wie jede beliebige Studenten-WG. Na ja, fast. Vielleicht haben die Jungs im Lauf der Jahre aber auch nur den Bezug zur Moderne verloren.
Dem Filmteam würde während der Dreharbeiten Unversehrtheit garantiert und zusätzlich schütze sich das Team mit Kruzifixen. Soviel Vorbereitung ist auch nötig, wenn der Gegenstand der Dokumentation sich eigentlich von menschlichem Blut ernährt. Entgegen der landläufigen Meinung sind nicht alle Vampire Einzelgänger und in einer Villa in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington haben sich vier Vampire entschieden, zusammen zu wohnen.
Das bringt so seine alltäglichen Reibereien mit sich, aber im Grunde schätzen der penible Dandy Viago (379 Jahre), der sensible Vlad (800 Jahre), der Einsiedler Petyr (8000 Jahre) und der draufgängerische Deacon (183 Jahre) die Freundschaft. Klar, jeder hat so seine Eigenheiten und Hobbies, aber im Grunde klappt es gut mit den Zusammenleben.
Dann wäre da noch die Hausfrau Jackie, die Deacon als Meister betrachtet, seit er versprochen hat, sie auch zur Vampirin zu machen. Das ist nun auch schon ein Weilchen her und hauptsächlich kümmert sich Jackie um die „Tageslicht“-Angelegenheiten von Deacon und seinen nachtwandelnden Freunden. Als sie dann ihren Ex-Freund Nick zu einer Dinner-Party in der Villa anschleppt, wird der von Petyr zufällig zum Vampir gemacht.
Nick ist zwar cool, hat aber überhauptkeine Erfahrung mit der Unsterblichkeit und stellt die WG als neues Mitglied vor einige Probleme. Nicht nur, dass er dauernd moderne Dinge tun will und so die alten Routinen durchbricht, nein, er fliegt auch ohne Not in der Gegend herum, erzählt allen, er sei ein Vampir und schleppt seinen Kumpel Stu in die WG. Der schüchterne Systemadministrator wird aber schnell für die ganze WG zu einem guten Freund.
Die Vampire müssen nicht nur dem Neuling beibringen, was es heißt Vampir zu sein, sondern Reibereien mit den Werwölfen aus dem Weg gehen und sich auf den anstehenden unheiligen Maskenball vorbereiten, der jedes Jahr der Höhepunkt der Saison ist. Kurz, ein ganz normales Alltagsleben führen.
Die Idee für die Mocumentary über eine Vampir-WG hatten Taika Waititi (Viago) und Jermaine Clement (Vlad) schon 2005 in einem Kurzfilm umgesetzt. Aber um daraus einen abendfüllenden hochwitzigen Film zu machen, hat es einige Zeit gebraucht. Das Warten hat sich allerdings gelohnt. „5 Zimmer, Küche, Sarg“ ist eine der besten Horrorkomödien seit langem und der dokumentarische Ansatz sorgt für ein hohes Maß an vermeintlicher Ernsthaftigkeit. Die wunderbar schrulligen Charaktere sind detailverliebt ausgearbeitet und sorgen mit ihrer todernsten Eitelkeit für das albernste, was seit langem filmisch verarbeitet wurde.
Uncoole Hobbies wie Stricken gehören ebenso dazu wie dilletantische Hausmusik und verunglückte Bissversuche, die das Meublement einsauen. Die Beißer-WG stellt sich als ein Haufen sympathischer Loser dar. Da wird es Zeit, das mit Nick jemand auf der Bildfläche erscheint, der die Jungs aus ihrem jahrhundertelangen Trott reißt und ihnen vergeblich zeigt, was Hip-Hop ist, aber den Sonnenaufgang auf youtube wissen die Vampire schon zu schätzen.
Das Prinzip des Humors liegt klar immer wieder in dem Gegensatz von schnödem menschlichen Alltag und der außergewöhnlichen Existenz als sagenhafte Blutsauger. Hinzu kommt, dass die Protagonisten immer wieder genau an diesen Banalitäten scheitern – und das auf höchst unterhaltsame Weise. Bei den Dreharbeiten wurde viel improvisiert und das kommt der Spontaneität des Films sehr zugute. Alle Darsteller agieren mit großer Ernsthaftigkeit und sorgen so für die nötige humoristische Fallhöhe.
Das Bonusmaterial der Blu-ray hat es ebenfalls in sich. Während die Promo-Clips die Jokes aus dem Film noch einmal präsentieren, sind es vor allem die nicht veröffentlichten Szenen, die für einige neue Albernheiten sorgen und zu gefallen wissen. Außerdem gibt es noch einige Interviews mit den Hauptfiguren des Films und für die Filmnerds den etwa 20-minütigen Kurzfilm von 2005, auf dem „5 Zimmer, Küche, Sarg“ beruht.
Wer nach Ansicht der Dokumentation „5 Zimmer, Küche, Sarg“ Lust auf das Leben in Wohngemeinschaften hat, sollte seine zukünftigen WG-Partner sehr genau unter die Lupe nehmen. Man weiß ja nie, mit wem man da eigentlich zusammenwohnt.
Film-Wertung: (8 / 10)
5 Zimmer, Küche Sarg
OT: What We Do in The Shadows,
Genre: Mocumentary, Komödie, Horror
Spieldauer: 85 Minuten, NZ, 2014
Regie: Taika Waititi, Jemaine Clement
Darsteller: Taika Waititi, Jemaine Clement, Jonathan Brugh, Cori Gonzalez-Macuer, Stuart Rutherford
Bonusmaterial ca. 120 Min.): zusätzliche Videos, Promo-Clips, Interviews, Deleted Scenes,
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Vertrieb: Weltkino, Universum Film
Kinostart: 30.10.2014
DVD- & B.-VÖ: 5. Juni 2015