
Heute im #Sommerkino25: Pflegebedürftige Personen. In „Das Glück an meiner Seite“ vom 2015 bekommt Hillary Swank als ALS-Patientin mit Emmy Rossum eine eher unkonventionelle Pflegerin an die Seite gestellt. Das drückt mächtig auf die Tränendrüse und arbeitet brav und sorgfältig alle emotionalen Stationen ab, die der Zuschauer wohl erwartet. Allein das Zusammenspiel von Hillary Swank und Emmy Rossum macht „Das Glück an meiner Seite“ ganz sehenswert.
An ihrem 35. Geburtstag bemerkt die ehemalige Konzertpianistin Kate (Hillary Swank) erstmals Anzeichen, dass ihr die Kontrolle über den eigenen Körper entgleitet. Anderthalb Jahre später sitzt die glücklich mit dem Anwalt Evan (Josh Duhamel) verheiratete Frau schon fast im Rollstuhl und ist auf Hilfe angewiesen. Doch ihre Pflegerin habe sie deshalb entlassen, weil die sie wie eine Patientin behandelt habe, gesteht sie ihrem Mann.
Nun steht die chaotische Studentin Rebecca (Emmy Rossum), genannt Bec, vor der Tür und bringt Evan mit ihren offensichtlich nicht vorhandenen Qualifikationen um den Verstand. Doch Kate besteht darauf, es mit der jungen Frau zu versuchen. Zwischen den beiden Frauen entsteht mehr als ein Pflegeverhältnis und bei profitieren auf ihre Weise von der Situation.
Statistisch lässt es sich vielleicht nicht gerade belegen, aber als regelmäßiger Kinogänger scheint die französische Erfolgskomödie „Ziemlich beste Freunde“ auf Hollywood Eindruck gemacht zu haben. Immer häufiger werden degenerative Krankheiten zum Gegenstand von angloamerikanischen Filmproduktionen. Auch „Das Glück an meiner Seite“ inszeniert die ungleiche Freundschaft zwischen einer ALS-Patientin und einer unkonventionellen Betreuerin.
Jemanden berühren ohne ihm wehzutun
Regisseur George C. Wolfe inszeniert das Drama mit vielen Wohlfühlmomenten nach einem Drehbuch von Jordan Roberts („Spurensuche“, „Baymaxx“) und Shana Feste („Country Strong“, „Zeit der Trauer“). Deren Script basiert auf dem 2007 erschienenen Debutroman „You’re not You“ der jungen amerikanischen Schriftstellerin Michelle Wildgen. Also so ganz lässt sich der eingangs konstatierte Einfluss der „Ziemlich besten Freunde“ nicht aufrechterhalten, Fakt bleibt aber, dass „Das Glück an meiner Seite“ sehr konventionell und erwartungsgemäß ausgefallen ist.
Eingangs des Films wird die schöne, reiche, heile Welt von Kate kurz etabliert. Und diese Welt verabschiedet sich mit einsetzender Krankheit. Im völligen Kontrast dazu steht das chaotische, turbulente Leben der jungen Bec. Die studiert, nur weil ihre Eltern das von ihr erwarten, eigentlich will sie Sängerin werden. Das hapert aber auch an dem Lampenfieber der jungen Frau, die auf der Bühne einfach keinen Ton herausbringt und ihr Liebesleben auch nicht unter Kontrolle hat.
Kate hingegen fühlt sich im Wesentlichen nicht gesehen. Auch von ihrem Gatten, der sie zwar über alles liebt, aber im Umgang mit der degenerativen Krankheit ALS der richtigen Umsorgung und Pflege seiner Frau alles andere unterordnet. Seinen Seitensprung mit der Sekretärin rechtfertigt er später damit, endlich mal wieder jemanden berühren zu wollen, ohne ihm wehzutun.
Ziemlich beste Freundinnen
Das alles sind keine Situationen, die man nicht schon in Filmen über unheilbar kranke und hilfsbedürftige Menschen gesehen hätte. „The Sessions“ reiht sich hier ebenso ein wie die gerade Oscar-prämierten Dramen „Still Alice“ und „Die Entdeckung der Unendlichkeit“. Dass „Das Glück an meiner Seite“ mit der zweifachen Oscar-Gewinnerin Hillary Swank gar nicht für die Goldjungs nominiert war, sagt vielleicht einiges über die Absehbarkeit des Filmes. Auch das gehobene soziale Milieu ist häufig ähnlich. Existenznöte wie Arbeitslosigkeit oder Geldmangel brächten sicherlich eine ganz andere Dynamik in einen Krankheitsverlauf.
Aber vor allem die junge, flippige Emmy Rossum („Shameless“) bringt Leben in die Nobelbude der erkrankten Kate. Das funktioniert nach bekanntem Schema, aber das Zusammenspiel der beiden hat eine einnehmende Art, die den arg absehbaren Film letztlich rettet. Hillary Swank, die den Film auch mit-produzierte, muss sich allerdings fragen lassen, ob sie sich mit dieser Art von Rollen nicht unnötig selbst limitiert.
Auch wenn es faktisch nicht ganz der Realität entspricht, fügt sich die Rolle der Kate in eine ganze Ansammlung von emanzipierten und leidenden Frauencharakteren, die einem ganz bestimmten Typus entsprechen für die Darstellerin Hillary Swank nachgerade charakteristisch sind. Insofern ist „Das Glück an meiner Seite“ ein typischer Hillary Swank Film.
„Das Glück an meiner Seite“ ist handwerklich solide aber dramaturgisch und emotional absehbar. Das drückt wie bereits erwähnt mächtig auf die Tränendrüse und arbeitet brav und sorgfältig alle emotionalen Stationen ab, die das Publikum wohl erwartet. Allein das Zusammenspiel von Hillary Swank und Emmy Rossum macht „Das Glück an meiner Seite“ ganz sehenswert.

Das Glück an meiner Seite
OT: You’re Not You
Genre: Drama,
Länge: 102 Minuten, USA, 2015
Regie: George C. Wolfe
Schauspiel: Hillary Swank, Josh Duhamel, Emmy Rossum
FSK: ab 6 Jahren
Verleih: Plaion Pictures
Kinostart: 16.04.2015
DVD-& BD-VÖ: 27.08.2015