Giant Haze – Cosmic Mother: Album Review

Die Internetseite des Bundeslands Schleswig-Holstein beschreibt die Menschen im „echten Norden“ als „bodenständig, ehrlich und zuverlässig“. Wenn sich also in der Landeshauptstadt Kiel ein Quartett von hart rockenden Musikern zu einer Kyuss-Coverband zusammenfindet und hernach unter dem Bandnamen „Giant Haze“ auch eigene Musik komponiert und veröffentlicht, geht es schon mal barfuß durch die steinige Felswüste an Sounds. Zu hören ab dem 22, August auf dem Debüt „Cosmic Mother“, das bei Tonzonen Records erscheint.

Der so genannte „Stoner Rock“ wird ja nicht umsonst so betitelt, sondern weil die musikaffine Gemeinschaft in Palm Desert seinerzeit den Cannabis Produkten sehr zugetan war und genüsslich vor sich hin paffte. Seine Band „Gigantische Schwaden“ zu nennen und auf dem Debütalbum die „Galaktische Urmutter“ anzuzrufen haut schon mal einen Keil (aka Kiel) in die Szene-Landkarte.

Das Artwork stammt vom Gitarristen und zeigt einen Kutte tragenden Skater auf einem wüsten Planeten angesichts einer Welt gebährenden astralen Erscheinung direkt neben den Ringen des Saturn. Da kann die geneigte Hörerschaftsofort mal auf den musikalischen Inhalt schließen ohne ins Bockshorn gejagt zu werden. Wir erinnern uns: Bodenständig, ehrlich und zuverlässig.

„Eine toxische Beziehung kann auch einseitig belastend sein. Wenn das Verbrennen in der Sonne eines anderen Menschen zur Sucht wird und sogar im glattgenagten Beinkleid weitergetanzt wird…“(„Sundance“)

Die Band hat vorab den Song „Panic to Ride“ als Video/Single ausgekoppelt, der flott abgeht. Und schon insofern Sympathiepunkte sammelt, weil er eine Truppe Rollerball Damen vorstellt, die die Musiker umkurven und auf die Rollen tackern. Ich finde Rollerball cool und komplett unterschätzt. Gucke sich seiner den kultigen Film „Rollerball“ oder den hinreißend rockenden „Roller Girl“ aka „Whip it“ an. Oder checke die lokalen Sportvereine ab. Wir sind hier nicht in den USA, aber das macht auch in einer kleinen Turnhalle Laune.

Laune macht auch der Stoner Rock von Giant Haze, die immer noch hin und wieder als Kyuss-Coverband KaiS unterwegs sind. Der Album Opener „Geographic Gardens Suck“ ist ein hinreißendes Brett und ein perfekter Uptempo Opener. Anschließend geht es nicht minder pfundig weiter mit dem Groove Monster „King of Tomorrow“ und dem fetten, doomigen „Yard of Oblivion“. Gefühlt drosselt die Band bei „Sunrise“ nochmal das Tempo zu Gunsten einer dopen Heavyness.

Bei „Sundance“ drängt sich mir dann erstmals der vokale Vergleich mit Glen Danzig auf, der seinerzeit bei den Misfits seinen knödelig gedrängelten Vocalstil auslebte, den hernach bei Danzig und auch als Elvis-Interpret ad absurdum perfektioniert hat. Hier bei den Kielern fügt sich die Stimme gut zu dem hard rockenden Song und kommt so etwas aus dem Stoner Bereich raus und skatet in klassischere Hard Rock Gefilde.

Das passt schon. ich persönlich hab‘s aber längst nicht mehr so mit Danzig und seinen Sounds. Kann das also auch nicht so feiern. „From Another World“ ist dennoch eines der Highlights auf „Cosmic Mother“ mit einer Riff-Wand, die fest betoniert standhält. „Panic to Ride“ hat so Skate Punk Einflüsse a la Gang Green, ohne das nun überzubewerten. „Crank in Public“ hat eine ähnliche, bissige Hochgeschwindigkeits-Rock-Attitüde.

„Der Kumpel von Satan fällt vom Himmel. Nicht unbedingt neu, aber eine packende Geschichte. Zuletzt wird klar, dass die kosmische Mutter über allen Dingen steht.“ („From another world“)

„Pull the Plug“ läutet dann mit verzerrtem Bass das abschließende Drittel des Albums ein. Ein feistes Riff-Monster, dem ein bluesigen LKW mit „1000 Tons of Stone“ hinterherbrummt. „Shink Age“ fuckelt wieder mit dem Wah-Pedal und ist ein starker Uptempo-Rausschmeißer. Quasi zum Runterkommen gibt’s noch „A Smile for The Dead“, zum Mitjohlen eher hymnisch gehalten. Das wäre nun auch mein bevorzugter Konzertabschluss. Einen Raushauen und die Zugabe dann zum Mitmachen.

Es ist nicht so, das Stoner Rock heutigentags noch ein innovatives Musik Genre ist, aber was von vielen als Heavy Sound der 90er abgespeichert ist, hat innerhalb der härteren Gangarten von Rock – ebenso wie Grunge – beinahe einen vergleichbaren Stellenwert und Einfluss wie die Rock Musik der Sechziger für die folgenden Jahrzehnte. Da kann mensch schon mal Tribut zollen und Respekt zeigen.

Giant Haze mögen nicht die originellste aktuelle Stoner Rock Band sein, aber das Spiel mit dem Klischees und Genresetzungen gehört immer auch zum (post-)modernen Selbstverständnis. Die Band entwickelt Schub, der Sound ist druckvoll und das Songwriting ist solide. Bodenständig, ehrlich und zuverlässig. Der echte Stoner Rock.

Giant Haze spielen ja nicht erst seit gestern, sprich seit 2024, zusammen und das hört mensch dem Album auch an. „Cosmic Mother“ schwitzt die urwüchsig eingefangenen musikalische Power aus jeder Pore. Gelegentlich geht der Schub zu Lasten der Originalität, aber die Hörerschaft kann sich auch einfach an der inneren Überzeugung des Vortrags freuen. Ich fremdel etwas mit dem Gesang, aber das ist schlicht Geschmackssache. Die Songs haben mächtig Schub und gehen bodenständig und erdverbunden nach vorne. Headbanger-Nacken was willst du machen?

Bewertung: 7 von 10.

Giant Haze – Cosmic Mother
Genre: Stoner Rock,
Länge: 44 Minuten, 12 Songs, D, 2024
Interpret. Giant Haze
Labe: Tonzonen
Vertrieb: Cargo
Format: Vinyl (Limitiert, digital, CD,
VÖ: 22.08.2025


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