Mit Jake Gyllenhaal ins #Sommerkino25: „Demolition“ von 2015. Ein schweres Trauma zu überwinden ist immer eine höchst individuelle Sache. Zwar gibt es in der Theorie Ansätze wie so etwas in unterschiedlichen Phasen grundsätzlich abläuft, aber der Einzelne ist mit seiner Zerrüttung dann doch auf sich selbst gestellt und muss eigene Wege finden, mit der Trauer und dem Schmerz umzugehen. So auch in Jean-Marc Valleés Drama „Demolition – Lieben und Leben“. Die Geschichte ist zwar ein wenig bieder geraten, aber die großartigen Darsteller Jake Gyllenhaal, Naomi Watts und vor allem Newcomer Judah Lewis machen „Demolition“ dann doch sehenswert.
Der prägende Moment in „Demolition“ ist nicht etwa der Autounfall, bei dem die Frau des Bankers Davis Mitchel (Jake Gyllenhaal) tödlich verunglückt, sondern ein defekter Snackautomat auf den Fluren der Intensivstation. Davis ist ohne Kratzer davongekommen. Er hat gerade von Schwiegervater und Boss Phil (Chris Cooper) erfahren, dass seine Gattin verstorben ist. Nun hat er in seinem Schockzustand einfach Hunger. Doch der Snackautomat hängt sich bei der Ausgabe auf und der Krankenpfleger an der Rezeption bemerkt nur lapidar, dass das Sache des Herstellers und nicht des Krankenhauses sein. Als schreibt Davis einen Beschwerdebrief an den Automatenhersteller und möchte sein Geld zurück.
Nicht ahnend, dass tatsächlich jemand den Brief liest, beginnt Davis seine Situation und seine Leidensgeschichte zu erzählen. Und es bleibt nicht bei dem einen Brief. Eines Tage erhält Davis zu nachtschlafender Zeit einen Anruf von Karen (Naomi Watts). Die ist in der Automatenfirma für die Beschwerden zuständig und wurde von Davis Schicksal tief bewegt. Zwischen den beiden entspinnt sich eine Art Dialog bis sie sich tatsächlich treffen.
Beschwerdebriefe
Der Kontakt zu Naomi und ihrem Sohn Chris (Judah Lewis), der im Teenageralter gerade seine Sexualität entdeckt, hilft dem verstörten Banker wieder ins Leben zurück. Aber Davis hat auch eine Eigentherapie gegen die innere Leere begonnen. Er nimmt Dinge auseinander, um zu sehen, was sich im Inneren befindet. Was mit dem Kühlschrank und den Lampen im Badezimmer der Schwiegereltern beginnt, nimmt bald andere Auswüchse an. Davis beginnt, bei einem Abrissunternehmen zu arbeiten.
Die Prämisse des Films, muss das Pulikum einfach akzeptieren, um den Film in Fluss kommen zu lassen. Die Antwort auf die Beschwerdebriefe. Schließlich ist das genau genommen auch nicht unwahrscheinlicher als ein tödlicher Verkehrsunfall. Immer wieder erklingt Gyllenhaals vorlesende Stimme aus dem Off und sorgt für einen roten Faden und auch für einigen leisen Humor.
Selbst wenn Davis sein Leben und auch in der Rückschau Zeiten seiner Ehe als eher leer und emotionslos beschreibt, ist seine Reaktion, Dinge zu zerstöre, doch ein typischer, geradezu klassischer Weg, mit dem Verlust umzugehen und die Trauer zu verarbeiten. Soweit also die bodenständig-biedere Handlung. die hat man in anderen Filmen schon weitaus differenzierter und auch subtiler gesehen. Dass sich in das Skript von Bryan Sipe („The Coice“) auch noch einige Wendungen und Aspekte einschleichen, die den Film überladen, tut „Demolition“ ebenfalls nicht gut.Anreißen komplizierender, aber unnötiger Handlungselemente. Beizeiten äußert sich das in Kitsch, beizeiten in Absehbarkeit.
Abbruchunternehmen
Den Darstellern gelingt es aber dennoch, dem handwerklich sehr gelungenen Drama von Regisseur Jean-Marc Valleé („Dallas Buyers Club“, „Wild“) eine unterhaltsame und auch interessante Ebene abzugewinnen. Denn das Zusammenspiel von Jake Gyllenhaal und Naomi Watts wirkt unverbraucht, organisch und ist sehenswert. Bisweilen kommt da sogar Humor auf. Das ist etwas Wesentliches für einen Film. Bei all der Handlungs- und Technik-Fixiertheit in der Filmanalyse wird das nur allzu gerne herunterspielt. Vor allem aber sind es die Szenen zwischen Davis und Chris, die eine tolle Dynamik entwickeln. Der krasse Teenager, der zu Musik aus den Sixties vor dem Spiegel in Rockstar-Manier herumpost und der ausgebrannte Banker sind ein gutes Gespann, das sich gegenseitig in seiner Einsamkeit unterstützt und tröstet.
Ersatz-Vaterfigur Davis gibt sich kaum Mühe pädagogisch korrekt zu agieren. Ziehsohn Chris tut unverblümt deutlich erwachsener als er ist. Und irgendwie manifestiert sich in dieser Phase auch die Chris Vermutung, er könnte schwul sein. Da kommt eine männliche Vaterfigur gerade recht. Und das Zertrümmern von Gegenständen macht mit einem durchgeknallten Erwachsenen einfach auch mehr Spaß als alleine teenagermäßig vor sich hin zu rebellieren.
„Demolition – Lieben und Leben“ hätte ein großartiger Film werden können, wenn das Drehbuch psychologisch nicht so bieder ausgefallen wäre. Das tolle und sympathische Darstellerensemble reißt aber viele wieder raus. Zudem ist an Jean-Marc Valleés Drama filmtechnisch nicht viel auszusetzen.
Demolition – Lieben und Leben
OT: Demolition
Genre:Drama
Länge: 101 Minuten
Regie: Jean-Marc Vallée
Schauspiel: Jake Gyllenhaal, Judah Lewis, Naomi Watts,
FSK: ?
Verleih: 20th Century Fox
Kinostart: 16.06.2016
DVD-VÖ: nicht in Deutshcland




