Anlässlich des Kinostarts von „Fantastic Four: First Steps“ hat Constantin Home-Entertainment das Superhelden-Quartett von 2015 noch einmal in Ultra HD wiederveröffentlicht. Warum der Film seinerzeit so massiv gefloppt ist, bleibt eine komplexe Frage. Vielleicht waren und sind die Superhelden-Fans konservativer als angenommen. ein Wiedersehen.
In der Schule ist Karriere Tag und alle Schüler müssen ihre Berufswünsche vorstellen. Der junge Reed Richards will der erste Mensch werden der sich teleportieren kann. Den Lehrer beeindruckt das nicht, wohl aber Mitschüler Ben Grimm. Als der eines späteren Abends Reed auf dem Grimmschen Schrottplatz erwischt, gibt er ihm die gesuchten Elektroteile sogar mit. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
Auch als Reed Richards (Miles Teller) ein Stipendium bei der Baxterfoundation bekommt, begleitet in Ben (Jamie Bell). Doch der weiß instinktiv, dass er hier nichts zu suchen hat. Stattdessen forscht Reed mit der ebenso intelligenten Sue Storm (Kate Mara) der Adoptivtochter von Programmleiter Dr. Franklin Storm. Dessen Sohn Johnny (Michael B. Jordan) kann zwar alles Mögliche bauen, hat aber mehr Interesse an schnellen Fahrzeugen.
Erst als dessen Rennkarre einen Totalschaden hat, arbeitet er an dem Projekt der „Quantenportale“ mit. Anders als der ehemalige Musterschüler Victor von Doom (Toby Kebbell). Der sich dem Projekt erst wieder anschließt als der Durchbruch fast geschafft ist. Doch dann will das Militär übernehmen und Astronauten durch die Portale schicken. Die Jungs fühlen sich um ihr Vorrecht betrogen und gehen auf eigene Faust in die Portale. Sie landen auf einem ungastlichen Planeten.
Reeboot mit jugendlicher Feinjustierung
Ich rolle das Thema „Fantastic Four“ mal von hinten auf. Inzwischen sind die vier Superhelden wieder in das Marvel Cinematic Universe integriert. „First Steps“ wusste nicht nur Kritiker sondern auch dem Publikum zu gefallen. Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Derr auch und vor allem davon geprägt war, dass Marvel die Filmrechte zurückbekommen konnte.
Als Marvel Comics noch eigenständig war und nicht teil des Disney Konzerns hat Stan Lee die Filmreichte für seine Comic-Figuren quasi an jeden verkauft, der dafür bezahlen mochte. Spider-Man landete bei Sony, die X-Men bei 20th Century Fox und die Fantastischen Vier bei Constantin Film. Bryan Singer brachte anno 2000 die X-Men erfolgreich an den Start. Dann folgte Sam Raimi mit Tobey Maguire ab 2002 und einer sehr erfolgreiche und beliebte Spider-Man-Trilogie. Constantin legte 2005 mit „Die fantastischen Vier“ nicht ganz so erfolgreich nach. „Iron Man“ markiert den offizielle Beginn des Marvel Cinematic Universe erst 2008.
Nachdem die ersten Film-Reihen ausgestrahlt waren mussten die Film-Rechte von den weiter genutzt werden, um nicht wieder an Marvel respektive Disney zu gehen. Sony rebootete Spider-Man ganz amazing im Jahr 2012 und 2015 folgt eine Neuinterpretation der Fantastic Four. Eben diese wird hier gerade vorgestellt.
Regisseur Josh Trank hatte gerade mit „Chronicle“ einen eigenständigen Superhelden-Entwurf gefilmt und präsentiert eine eigene Variante der Fantastic Four. Die Namen der Charaktere sind gleich geblieben, aber nun ist Johnny Storm Afro-Amerikaner und sorgt für mehr Diversität. Das mag die Fanbase verschroben finden, aber in den Comics hat Spider-Man auch gelegentlich bei den Fanta Vier ausgeholfen.
Ein anderes Team
Außerdem ist die Team-Dynamik eine andere, weil eine Art jugendliche Entwicklungsgeschichte erzählt wird. Sue und Reed sind noch kein Paar und nicht elternmäßig altklug, Ben und Johnny streiten nicht unentwegt infantil. Stattdessen geht eine fünfköpfige Bande von Nerds auf ein waghalsiges Abenteuer und verliert das Menschsein. Gewinnt aber übernatürliche Kräfte. Darüber kann man auch schon mal zu Todfeinden werden. Die Besetzung ist eigentlich sehenswert, agiert aber etwas brav.
Für die technischen Aspekte des Superhelden-Abenteuers haben die Macher:innen auf Wissenschaft gesetzt. Alles scheint halbwegs plausibel zu sein und das Jugend Forscht-Projekt kommt ebenso glaubhaft rüber wie der mysteriöse Planet am anderen Ende des Quantenportals. Hier habe man sich an einem Urzustand der Erde orientiert. Das sieht durchaus überzeugend aus. Mehr Infos dazu liefern die eher kurz gehaltenen Featurettes auf der Blu-Ray und der Ultra HD-Disc.
Warum „Fantastic Four“ (2015) dennoch nicht ganz überzeugt mag daran liegen, dass die Dramatik und die Action etwas verflachen, nachdem die jungen Leute ihre Kräfte erhalten haben. Da sind die Themen und Konflikte bekannt, wissen aber nicht zu fesseln. Auch können die Spezial Effekte nicht mit jenen von Disneys Effekte-Schmiede mithalten. Zwar bemüht man sich redlich, aber die Spannung baut sich nur schwerlich auf.
So bleibt ein ziemlich gelungener Filmanfang, der mit den Themen Freundschaft und Wissenschaft punkten kann, es aber nicht schafft, die nächste Stufe im Leben trittsicher zu erreichen. Tatsächlich war ich nach dem Kinobesuch seinerzeit deutlich enttäuschter als beim jetzigen Wiedersehen. Wahrscheinlich bleibt „Fantastic Four“ 2015 vor allem für Fans interessant.
Fantastic Four
OT: Fantastic Four
Genre: Superhelden, Sci-Fi
Länge. 100 Minuten, USA/D, 2015
Regie: Josh Trank
Schauspiel: Miles Teller, Michael B Jordan, Jamie Bell, Kate Mara
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Constantin Film
Kinostart: 13.08.2015
DVD-VÖ: 10.12.2015
Ultra-HD (incl. BD): 25.07.2025