The Shattered Mind Machine – Archilles Heel: Album Review

Heldendämmerung bei den schweizer Postpunks von The Shattered Mind Machine. „Archilles Heel“ markiert das vierte Album rechtzeitig zum 10jährigen Bestehen des Trios aus Winterthur. Dabei hat sich gerade im vergangenen Jahr scheinbar gehörig Wut aufgestaut. Das führt zu einer gefälligen punkigen Wucht aber auch zu einer Reduktion der klanglichen Bandbreite; oder auch zur Besinnung auf’s Wesentliche. Monobuster Music veröffentlichte „Archilles Heel“ in gängigen Formaten am 25. April 2025.

Fast könnte mensch meinen, the Shattered Mind Machine hätten ihr viertes Album in selbstironischer Weise „Archilles Heel“ genannt. Denn ebenso wie der legendäre beinahe unverwundbare griechische Krieger in Rage auf den trojanischen Helden Hektor losstürmte, so kloppen The Shattered Mind Maschine ihre rotzigen Hymnen runter. Den Archilleus kostet letztlich seine Kriegswut das Leben, denn er achtet nicht auf seine Verletzlichkeit. Dem Trio aus Winterthur fehlt es auf „Archilles Heel“ möglicherweise an ruhigerem Liedgut, was sich als Archillesferse herausstellen mag.

Möglicherweise bezieht sich der Albumtitel aber auch auf die kreativen Umstände, denn das Selber Machen hat auch seine Grenzen. DIY steht und fällt mit dem kreativen Umfeld, den Produktionsmöglicheiten und dem Netzwerk. Und das scheint mit dem 2024 zu Grabe Tragen des AuGeil Kollektivs erheblich geschwächt zu sein. Grund genug, auch mal wütend zu sein und Frust rauszuschreien.

„Connection Failure“

Andererseits haben die beiden Simons (Fehr und Hirzel) und Dominik (Jucker) schon einen erheblichen Backkatalog am Start, da kann das momentane Musizieren schon mal Stoßrichtung entwickeln. Auf diesen Seiten wurde Anno 2021 das zweite Album „Apparatschik“ vorgestellt und weitgehend gefeiert. Der ‚23er Jahrgang „Technokrat“ lief dann an mir vorbei, weil einfach zuviel Musik unterwegs ist. Kurzes aktuelles Reinhören hat aber ergeben, dass „Technokrat“ in eine ähnliche musikalische Kerbe haut wie „Apparatschik“.

„Archilles Heel“ ist anders und doch klanglich eindeutig und unverkennbar. Aber wütender und vielleicht frustrierter, oder eben klarer Missstände benennend. „Defensive Archtecture“, „Silent Protest“ , „Nonsens Figthers“ „Sensory Overlaod“ und „Sub Zero“ sprechen eine klare Sprache, dass die gegenwärtige Verfasstheit aka Gesellschaft nicht sonderlich mitfühlend rüberkommt. So auch das „Schlupfloch“ (“Loophole“) aus der geistigen Enge der Kleinstadt. Aber das mag jede:r selbst hören. Manchmal ist schon schad‘, dass keine Texte bei sind.

„System broken“

Wobei Simon Hirzels Gesang eigentlich ziemlich klar und verständlich rüberkommt. Die Songstrukturen auf „Archilles Heel“ haben eine ebenso effektive wie simple und eingängige Erfolgsformel. Erstmal das Riff in seiner wuchtigen Schönheit präsentieren, dann den Leise-Wechsel von treibendem Rhythmus und (wieder einmal herausragend geilem) Basssound tragen lassen und dann zum Refrain hin wieder laut. Anschließend dann Bridge oder Solo oder beides und furioses Finale. Kurz, knapp, knackig und sehr, sehr überzeugend.

Sicherlich kommen in dem einen oder anderen Song noch garagige und psyche Spielereien dazu, wie der Zahnarztbohrer-Gitarrensound im „Clean Teeth“-Solo, der Mitsing-Strecke und das Synthie-Geblubber in „Flawless“, oder auch das Orgelsolo in „Nonsens Fighters“. Aber im Grunde geht die volle Spielzeit im Moshpit drauf. Was raus muss, muss raus. Und bisweilen entwickeln The Shattered Mind Maschine eine Tote Hosen-artige Stadion-Qualität wie im abschließenden „Shrine of Ages“ das zugegebener Maßen auch eher in rockigem Midtempo gehalten ist.

„Too Much Content“

Verglichen mit dem bereits erwähnten „Apparatschik“ kommt selbiges Album musikalisch vielseitiger und daher möglicherweise Einsteigerfreundlicher rüber. Aber „Archilles Heel“ ist kompromissloser und einfach ein Brett. Persönliche Lieblingslieder sind „Loopholes“ und „Sub Zero“. Frag mich nicht warum.

The Shattered Mind Machine kloppen dem fast unverwundbaren Klangbild ordentlich auf die Zwölf. In den 9 Songs auf „Archilles Heel“ geht es vor allem, druckvoll und gediegen nach vorne. Versehen mit Post Gothic Schall und Hall wuchtet sich das Trio zur Katharsis und macht nochmal klar, dass die Schweiz in Sachen Punk und Post Rock keineswegs neutral ist. Dies Album hier findet die Archilles Ferse der postmodernen Gesellschaft. Ganz so wie mensch es von Nonsense Fighters erwarten darf.

Bewertung: 8 von 10.

The Shattered Mind Machine – Archilles Heel
Genre: Punk, Dark Wave, Post Punk,
Länge: 32 Minuten, 9 Songs, CH, 2025,
Interpret: The Shattered Mind Machine
Label: MonobusterRecords
Format: CD, Vinyl (limitiert), digital
Album-VÖ: 25.04.2025

The Shattered Mind Machine bei Bandcamp
Monobuster Records
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