Barbara Morgenstern und die Liebe zur Sache: Frau hinter Popschutz

Die Musikerin und Komponistin Barbara Morgenstern ist seit Jahrzehnten integraler Bestandteil der deutschen Musikszene. Ihr „lyrischer Elektro-Pop“ wandelt souverän jenseits von Genre-Kategorien. 2024 ist ein neues Album erscheinen und die Dokumentarfilmerin Sabine Herpich hat die Entstehung des Kunstwerks begleitet. Das zeigt Barbara Morgenstern auch „In anderem Licht“. Im Verleih der Edition Salzgeber, im Kino seit 15. Mai 2025.

Da sitzt eine Frau in einem Raum, der mit Büchern, Sachen, Computer und Instrument bestückt ist und tippt etwas ein. Etwas irritiert erwähnt sie, dass sie den Drang verspürt, sich der Beobachterin (also auch der Kamera) zu erklären. Tut dies aber dann doch nicht, und soll sie auch nicht. Sie nimmt Tonspur um Tonspur auf. Die Szene ist ebenso sympathisch wie symptomatisch für diesen Dokumentarfilm.

Die Frau ist Barbara Morgenstern, die in Hagen geboren und in Jazz ausgebildet wurde, über Station in Hamburg seit langem in Berlin lebt und als Musikerin arbeitet. Während des Filmdrehs arbeitet sie an ihrem neuen Album, das „In einem anderen Licht“ heißt und im Januar 2024 beim Staatsakt Label erschienen ist.

Beim Mischen machst du auch unendlich viel Lautstärkekram…

Der Film erwähnt das alles erst im späteren Verlauf und lässt das Publikum zunächst unkommentierte und unbenannte Eindrücke sammeln. Das hat Methode und kommt als dokumentarischer Ansatz schon sehr klassisch als „Direkt Cinema“ daher. Und dennoch hätten mich Benennung der Akteur:innen und Orte nicht gestört, sondern im Gegenteil zur Erhellung beigetragen. Schließlich mag „B.M. und die Liebe zur Sache“ nicht nur für bereits Wissende interessant sein.

Nun sollte das Publikum im Kopf haben, dass jeder Film, auch der dokumentarische – selbst wenn er nur beobachtet – eine Erzählhaltung, ein Narrativ, hat. Daraus ergibt sich, was gezeigt wird und was nicht. Daraus ergibt sich, wie gezeigt wird und wie nicht. Filmmacherin Sabine Herpich ist ebenso erfahren wie souverän und es gelingen ihr in der scheinbar schlichten Beobachtung des filmischen Gegenstands immer wieder überraschende Momente.

…Wer wird wann gefeatured?“

Etwa wenn die Musiker der Streichquartetts in der Morgensternschen Wohnung proben und sich das Ensemble erst nach und nach vervollständigt. Oder aber Barbara Morgenstern verschwindet beinahe hinter dem Mikrofon und den Popschutz, weil sie frontal gefilmt wird. Was allerdings auch ins Auge fällt: wie häufig Bildschirme abgefilmt werden. Denn der tonale Aufnahmeprozess ist heutzutage weitgehend digital. Ob aus den Kurven und Tools allerdings ein höherer Sinn zu erkennen ist, bleibt fraglich.

Es verdeutlicht wohl zumindest auf eine gewisse Weise Morgensterns Hang zur Elektronischen Musik. Wobei das aktuelle Album ja gerade einen anders orchestrierten Ansatz präsentiert. Über den kreativen Prozess hinaus darf das geneigte Publikum teilhaben an Förderanträgen, Studioaufnahme, Tourplanung, Covergestaltung, Vieodreh, Auftritt und Interview. Also das volle Programm.

„Barbara Morgenstern und die Liebe zur Sache“ ist schon sehr schön anzuschauen, sofern das geneigte Publikum einen Einstieg in den einfach präsenten Film findet. Die ruhige, unaufgeregte, offene und einladende Beobachtung aus dem Leben und Schaffen einer Künstlerin entwickelt einen eigenen Flow und macht neugierig auf ein musikalisches Werk, das es möglicherweise noch zu entdecken gilt.

Bewertung: 7 von 10.

Barbara Morgenstern und die Liebe zur Sache
OT: Barbara Morgenstern und die Liebe zur Sache
Genre: Doku, Musik, Biographie
Länge: 109 Minuten, D, 2024
Regie: Sabine Herpich
FSK: ohne Altersbeschränkung, ab 0 Jahren
Verleih: Edition Salzgeber
Kinostart: 15.05.2025

Barbara Morgenstern
Sabine Herpich
Filmseite bei Edition Salzgeber

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