Modest Reception: Noch’n Keks?

modest receptionVersteh einer die deutschen Filmverleiher und die Kinobetreiber. Der iranische Film an sich ist seit Jahren in aller Munde und Jafar Panahi sorgt durch seine Zwangsabwesenheit auf der diesjährigen Berlinale wie schon vor zwei Jahren für Schlagzeilen. „Nader und Simin“ gewinnt unter anderem den Auslands-Oscar und trotzdem startet das iranische Roadmovie „Modest Reception“ bundesweit in einem einzigen Kino, dem 3001 in Hamburg. Das ist so ein bisschen, als wäre die Filmindustrie das römische Imperium und das Programmkino das letzte gallische Trutzdorf. Dabei lief „Modest Reception“ 2012 auf der Berlinale und gewann den Preis für den besten asiatischen Film (Netpac Award). Diese kleine Filmperle hat mehr Aufmerksamkeit verdient.

modest receptionDa fährt ein Paar aus Teheran mit einem Koffer voller Geld durch eine abgelegene Bergregion im Iran und versucht Geld zu verschenken. Doch die beiden haben echte Schwierigkeiten, die Kohle loszuwerden. Mal befindet der alte Mann, dessen Haus zerstört ist, dass es bedürftigere gibt als ihn, mal muss der Sack mit den Geldscheinen auf dem Klo der Kneipe versteckt werden, damit die beiden ihren Kofferraum endlich leer bekommen.

Warum Leyla (Taraneh Alidoosti)  und Kaveh (Mani Haghidi, gleichzeitig auch Regisseur und Autor) überhaupt in dieser Gegend unterwegs sind bleibt irgendwie lange unklar. Vor allem weil die beiden auch immer neue Geschichten erfinden, um ihr Geld loszuwerden. Was also kann man als Zuschauer glauben?

Das Roadmovie beginnt temporeich und absurd, doch spätestens als Kaveh beginnt, das Geld nicht nur einfach zu verschenken, sondern die Leute auf höchst manipulierende Art und Weise zu provozieren, wendet sich das Blatt und aus der rasanten Wohlfahrts-Wallfahrt wird eine Parabel über Geld und Macht.

Fazit: „Modest Reception – Ein einfacher Empfang“ glänzt mit Tempo und Wortwitz, der aufgrund der Untertitel gelegentlich erst später zündet, und mit einem durchgeknallten Hauptdarsteller-Duo. Die Parabel kommt filmisch ohne viele Schnörkel daher. Wer auf anspruchsvolle schwarzhumorige Roadmovies steht, sollte sich die Chance nicht entgehen lassen, auf einen Keks und einen Film in 3001 zu schauen.

Film-Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

Flyer_modest_reception_neuModest Reception
OT: Paziraie Sadeh
Genre: Drama, Komödie
Länge: 100 Minuten, Iran 2012
Regie & Buch: Mani Haghidi
Darsteller: Taraneh Alidoosti, Mani Haghidi, Esmaeel Kahlaj
FSK: noch nicht geprüft
Vertrieb: Trigon Film
Kinostart 14.02.2013

3001 Kino Hamburg