Birnenkuchen mit Lavendel: Obsthof zu retten

Nachgereicht: Eric Besnards „Birnenkuchen mit Lavendel“ aus dem Jahr 2016, seinerzeit zum Kinostart vorgestellt. Eine sommerliche Romanze in einer landschaftlich reizvollen Gegend hat das neuere französische Kino schon häufig befeuert. Da macht auch Eric Besnards „Birnenkuchen mit Lavendel“ keine Ausnahme. Während die Darsteller charmant aufspielen, bleibt bei dem Konstrukt der Romanze einiges auf der Strecke und so ist kaum mehr als ein atmosphärisches Werbefilmchen für den Urlaub in der Provence herausgekommen.

Louise Legrand (Virgine Efira) hat es nicht leicht seit ihr Mann verstorben ist. Die alleinerziehende Mutter zweier Kinder muss den Obsthof allein bewirtschaften. Viel Arbeit und säumige Kunden drohen den Betrieb in den Konkurs zu treiben. Auf dem Wochenmarkt im nahegelegenen Dorf lässt man Louise zudem deutlich merken, dass sie nur angeheiratet war und nicht aus der Gegend stammt.

Dann fährt sie eines Tages auf dem Heimweg einen unbekannten Mann an. Der scheint vollkommen verwirrt, ist aber immerhin noch klar genug um zu erkennen, dass Louise eine attraktive Frau ist. Der Mann heißt Pierre (Benjamin Lavernhe) und leidet am Asperger-Syndrom, einer milden Variante des Autismus. Obwohl er es nicht mag angefasst zu werden und den einen oder anderen Tick hat, fühlt er sich in Louises Gegenwart offensichtlich wohl.

Der Witwe gelingt es nicht so recht Pierre wieder loszuwerden. Nachdem sie ihn bei seinem väterlichen Freund, dem Antiquar Jules (Hervé Pierre) abgeliefert hat, taucht Pierre schon bald wieder auf; und rettet Louises Obstbäume vor dem Frost. Auch sonst entwickelt sich der sympathische Sonderling zu einer großen Hilfe.

Bäuerlicher Existenzkampf

Der Film von Autor und Regisseur Éric Besnard („A la Carte“) hat zwei große Pluspunkte: die sommerliche Provence und seine charmanten Hauptdarsteller. Der frankophile Urlauber kann sich also im Frühling schon Appetit für den Sommerurlaub holen. Virginie Efira („Benedetta“) und Benjamin Lavernhe (Das Leben ein Fest“, „Die leisen und die großen Töne“) verleihen ihren Charakteren etwas Grundsympathisches und tragen die leichte und sonnige Romanze durchaus.

Allein das Drehbuch vermag nicht sonderlich zu überzeugen. Obschon Besnard vor allem als Drehbuchautor sein Geld verdient (unter anderem „Babylon A.D.“ und „Unter Freunden“, der jüngst in unseren Kinos lief) gelingt es „Birnenkuchen mit Lavendel“ nicht, sich vom Gros der romantischen Komödien abzuheben. Vielleicht hat der Erfolg von „Verstehen Sie die Beliers“ ein wenig Einfluss auf die Machart der Romanze mit komischen Aspekten gehabt. Das Idyllische Landleben, gehandicapte Protagonisten und viel humoriger Charme und heile Welt.

Allein gegen die Gefühle

Und über weite Strecken haut das hinsichtlich des Unterhaltungsfaktors auch ganz gefällig hin. Pierre ist ein wahrhafter „Rain Man“, kann gut mit Zahlen und Ordnung. Zudem besitzt er auch noch informatisches Geschick. Sinniger Weise ist sein dauerhaft mitgeführtes Notebook mit „Πr“ benamt. Aber der junge Mann im besten Alter ist nicht nur rein platonisch an Louise interessiert. Das sorgt denn auch für den einen oder anderen Lacher, wird aber nicht ernsthaft in Erwägung gezogen oder gar thematisiert.

Und so verpufft viel von der Spannung zwischen den Figuren genau in dem Moment, wo aus Freundschaft mehr werden müsste und „Birnenkuchen mit Lavendel“ sich dafür entscheidet, den einfachen Weg zu gehen und Pierre vor allem aus seiner Einsamkeit zu retten. Die Frage bleibt, wer rettet Louise? Oder muss sie am Ende gar nicht gerettet werden? So bleibt letztlich der Beigeschmack dass die Pierres Asperger-Syndrom vor allem als Mitgefühl heischendes dramaturgisches Stilmittel benötigt wird.

Am Ende ist die französische romantische Komödie „Birnenkuchen mit Lavendel“ vor allem eins: Harmlos. Schade eigentlich, denn die beiden guten Darsteller hätten auch inhaltlich mehr Wagemut verdient. Das Publikum sowieso.

Bewertung: 5 von 10.

Birnekuchen mit Lavendel
OT: Le goût des merveilles
Genre: Romanze, Komödie
Länge: 100 Minuten
Regie: Éric Besnard
Schauspiel: Virginie Efira, , Lucie Fagedet, Benjamin Lavernhe
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Neue Visionen, Indigo
Kinostart: 10.03.2016
DVD- & BD-VÖ: 21.10.2016

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