Einmal Hans mit scharfer Soße: Verfallsdaten und falsche Kandidaten

Auch in Deutschland kann man Culture Clash Komödien und RomComs ansiedeln. Die Romanverfilmung „Einmal Hans mit Scharfer Soße“ erzählt nach dem gleichnamigen, autobiografischen Roman von Hatice Akyün aus dem Liebesleben einer in Deutschland groß gewordenen Türkin, die einen deutschen Mann sucht. So richtig unterhaltsam ist das Unterfangen dann auf der Leinwand doch nicht geworden.

Hatice Coscun (Idil Üner) ist eine selbstbewusste Frau, lebt in Hamburg und arbeitet als Journalistin. Ausgerechnet, als sie ihren deutschen Freund der Familie in Salzgitter vorstellen will, verkrachen sich die beiden. Vater Ismael (Adnan Maral) muss also noch auf einen Schwiegersohn warten und macht sich Sorgen, ob seine Tochter, die inzwischen schon über dreißig ist, überhaupt noch einen Mann abbekommt.

Hatice allerdings will auf keinen Fall einen Türken heiraten und sich in eine Familienrolle drängen lassen. Stressig wird die Suche nach einem geeigneten Lover allerdings, als die kleine Schwester Fatma (Sesede Terziyan) gesteht, dass sie schwanger ist, denn der Vater erlaubt der jüngeren erst zu heiraten, wenn die ältere auch zumindest verlobt ist.

Also macht sich Hatice auf Männersuche, unterstützt von Freundin Julia (Julia Dietze) und dem schwulen Freund Gero (Max von Thun). Doch so recht passen, will keiner der Kandidaten, weshalb sich auch Hatices Schwestern Fatma und Abla (Demet Gül) einmischen. Mutter Emine (Siir Eloglu) macht sich zunehmend Sorgen um ihre Töchter und ganz nebenbei ackert sie auch noch für ihren Einbürgerungstest, weshalb zu Hause gefälligst deutsch gesprochen wird.

Liebe gegen Tradition

Als Hatice Akyüns autobiografisch gefärbter Roman 2004 erschien, konnte die Story durchaus noch etwas zum Verständnis in Deutschland lebender Türkinnen der zweiten und dritten Generation beitragen und ging selbstironisch mit den kulturellen Klischees um. Das versucht auch der Film „Einmal Hans mit scharfer Soße“, allerdings kommt die romantische Komödie etliche Jahre zu spät.

Die Identität und die Probleme türkischstämmiger Deutscher und in Deutschland lebender Türken sind inzwischen häufiger thematisiert worden. Nicht zuletzt mit „Kanak Attack“ nach Feridun Zaymoglus Roman „Abschaum“ (zugegeben in wenig vergleichbarer Ausprägung), dem Serienerfolg „Türkisch für Anfänger“ oder auch der hochgelobten Integrationskomödie „Almanya – Willkommen in Deutschland“.

Egal ob der zauselige Schnurrbart, die mit kulinarischen Köstlichkeiten überladenen Tische oder das zwanghafte Grillen im Garten, man hat das schon gesehen. Viele der kleinen Gags, vor allem zwischen den Frauen, sorgen sicherlich noch immer für eine gewisse Identifikation und auch einiges Schmunzeln, allerdings reicht das nicht aus, um den Film zu tragen. Die Szenen, in denen sich die türkischen Frauen dann heimlich mal unverstellt zeigen, gehören zu den überzeugendsten des Films.

Filmgeschehen hart am Klischee

Ausgerechnet durch den Drehbuchkniff, Hatices romantische Suche nach Mister Right mit einem enormen Zeitdruck zu versehen, um das Glück der jüngeren Schwester nicht zu gefährden, erweist sich als eklatanter Schwachpunkt der Filmkonstruktion. Das filmische Speed-Dating reduziert die Identitätssuche der Hauptfigur und ihr Abarbeiten an der eigenen kulturellen Prägung zu einer slapstickartigen Aneinanderreihung von mehr oder minder klischeehaften Gags.

Egal, ob nun der schwule Freund als vermeintlicher Heiratskandidat herhalten muss, oder ob Hatice den nächsten Kandidaten durch ihr Gedrängel vertreibt, so richtig impulsiv und Spontan wirkt das alles nicht. Das ist allerdings nur teilweise dem Drehbuch geschuldet, sondern liegt vor allem im behäbigen Erzähltempo der Komödie, die deutlich mehr südländisches Temperament und deutlich mehr Tempo vertragen hätte.

Da können dann auch die Darsteller nicht mehr viel herausreißen und so wirken die deutschen Galane fast durch die Bank ein wenig wie Weißbrote und auch Idil Üner tritt bei Hatices häufig beschworenem feurigen Temperament allzu oft auf die rationale Bremse. Als Charaktere wirklich überzeugen und überraschen können ausgerechnet Hatices ältere Schwester Abla, die es unter dem Designerkopftuch faustdick hinter den Ohren hat und Mutter Emine, deren warmherzige und pragmatische Mutterliebe aus den abgenutzten Sprachwitz herausbricht.

Um im kulinarischen Sprachgebrauch des Filmtitels „Einmal Hans mit scharfer Soße“ zu bleiben: Die romantische Komödie ist emotional etwa so fesselnd wie eine Pellkartoffel und somit viel zu deutsch geraten.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

Einmal Hans mit scharfer Soße
OT: Einmal Hans mit scharfer Soße
Genre: Romanze, Komödie
Länge: 89 Minuten, D, 2014
Regie: Buket Alakus
Vorlage: gleichnamiger Roman von Hatice Akyün
Schauspiel: Idil Üner, Adnan Maral, Steffen Groth
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: NFP, Eurovideo,
Kinostart: 12.06.2014
DVD-VÖ: 20.11.2014

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