3 Seasons In Hell: Man muss rebellieren!

Aus den Archiv eine Autorenbiografie von 2012. Selten genug kommt bekommt man hierzulande tschechische Filme zu sehen. „3 Seasons in Hell“ zeigt das Leben der Prager Boheme nach dem zweiten Weltkrieg. Der junge Dichter Ivan Heinze probt den Daueraufstand. Erzählt wird „3 Seasons in Hell“ mit leichtem Ton und Mut zum Überschwang.

1947 beschließt der junge Ivan Heinze (Krystof Hádek)) Dichter zu werden und beginnt systematisch Gedichte zu schreiben. Seinem verwitweten Vater (Martin Huba), einem ehemaligen Offizier gefällt das nur bedingt, also zieht Ivan zuhause aus und in ein Wohnheim. Dort macht er sich mit seiner überschwänglichen Art nicht nur Freunde, auch wenn sich Ivan selbst durchaus als Kommunisten sieht. Sein Freund, der Maler Hanes (Tomasz Tyndyk), holt den jungen Dichter aus dem Wohnheim, doch das Zusammenleben der beiden ist geprägt von Armut. Hanes erkrankt schließlich ernsthaft.

Ivan mach derweil seine ersten Schritte in der Künstlerszene und auf einer Feier des Schriftstellers Vikor Lukas (Jan Kraus) trifft er die faszinierende Jana (Karolina Gruszka). Zwischen den beiden beinahe manischen Persönlichkeiten entwickelt sich eine lodernde Beziehung. Als die Zeiten unter dem kommunistischen Regime härter werden, beschließt das Paar Tschechien zu verlasen.

Inspiriert von Egon Bondy

Das von Regisseur Tomáz Masín inszenierte Langfilmdebut „3 Jahreszeiten in der Hölle“ ist inspiriert von den Memoiren des Schriftstellers Egon Bondy, der es selbst nur zu einem gewissen Kultstatus brachte, während sein Freund Bohumil Hrabal Erfolge feierte, indem er Bondy zur Romanfigur machte. Doch in der langjährigen Vorbereitung zum Film beginnt das Drehbuch sich zu verselbständigen, die Figuren bekommen ein Eigenleben, das über die Memoiren hinausgehen.

Und so schlawinert sich der junge surrealistische Held Ivan Heinze durch ein Prag, das zunehmend künstlerfeindlicher wird. Ordnung und Wiederaufbau stehen auf der Agenda. Seine Eskapaden bringen ihn zwar mit der kommunistischen Obrigkeit in Konflikt, aber an Ivan scheint das alles abzuprallen. Allerdings ist auch bei dem selbsternannten Dichter zu spüren, wie er sich am freudlosen Alltag abarbeitet.

Mit Zeitkolorit durch ein Nachkriegs-Prag

Obwohl der Film sehr auf den ebenso charismatischen wie extrovertierten Helden ausgerichtet ist, gelingt es Regisseur Masín dennoch viel Zeitkolorit zu integrieren und mit aufwendigen Kulissen ein Nachkriegs-Prag zum Leben zu erwecken, das einen renitenten, rebellischen Charme versprüht. Während im Hintergrund von den Kommunisten das Firmenemblem des weltberühmten BATA-Gebäudes am Wenzelsplatz abmontiert wird, versucht Ivan unverdrossen sein Selbstverständnis aufrecht zu erhalten: Man muss rebellieren.

Wie viele tschechische Filme hat auch „3 Seasons in Hell“ einen ganz eigenen Ton, eine Mischung aus unabwendbarer Tragödie und ungeheurem Frohsinn, der das Leben an sich feiert. Das scheißt zwar gelegentlich über das Ziel hinaus weiß aber ein gelungenes Zeitportrait zu zeichnen. Hauptdarsteller Krystof Hádek, der als manischer Dichter überzeugt und dafür in Tschechien ausgezeichnet wurde, kann der Figur etwas zu wenig Entwicklung abringen, und diese ist meist schlicht den Umständen geschuldet.

Das romantische tschechische Drama „3 Seasons in Hell“ überzeugt mit interessanten Charakteren und viel Zeitkolorit sowie einer erstaunlich leichten Erzählhaltung und lässt das Prag in der Zeit von 1947 bis 1949 wieder auferstehen.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

3 Seasons in Hell
OT: 3 3 Sezony V Pekle
Genre: Drama
Länge: 110 Minuten, CZ/D/SK, 2009
Regie: Tomas Masin
Schauspiel: Krystof Hádek, Karoline Gruszka, Martin Huba
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: eclipse film
Kinostart: 15.11.2012
DVD-VÖ: 18.09.2013

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