Angeregt von Steve McQueens „Blitz“ kommt hier die Betrachtung eines weiteren Kriegsfilms eines zeitgenössischen britischen Regisseurs: Christopher Nolan brachte 2017 „Dunkirk“ in die Kinos. Die Schlacht um die französische Küstenstadt Dünkirchen im Kriegsjahr 1940 würde zu einer der beachtlichsten „Rettungsaktionen“ auf Seiten der britischen Armee. Christopher Nolan verfilmt seine Version der Geschehnisse starbesetzt und aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Und so ist die Situation in „Dunkirk“, oder Dunkerque auf Französisch oder Dünkirchen auf Deutsch, entstanden, die zu den Filmgeschehnissen führt. Im Zweiten Weltkrieg wird Frankreich während des Westfeldzuges der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg überrollt. Daher sind im Mai 1940, rund 370 000 britische und französische Soldaten an der Küste nahe Calais eingekesselt und werden von den Deutschen aus der Luft angegriffen.
Dünkirchen ist das letzte britische Truppenkontingent auf dem Festland und Premierminister Churchill muss England verteidigen, weil die Luftschlacht um England kurz bevor steht. So viele Soldaten wie möglich sollen evakuiert werden. Die Analysten rechnet damit etwa 10 Prozent der Soldaten retten zu können, also 30 000. Doch die Marine macht auch zivile Boote mobil und die Rettungsaktion ist extrem erfolgreich. Die Verluste betrugen „nur“ 40 000 Soldaten.
„Dunkirk“, wird zu einem Symbol für die Hoffnung die Nazis stoppen zu können, die gerade Europa überrollen. Nach der Operation Dynamo entstand Churchills berühmte Widerstandsrede, wenngleich der Premier persönlich nicht gehofft hatte, so viele Menschenleben zu retten.
Und so erzählt „Dunkirk“ von den Ereignissen
Christopher Nolan („Interstellar“, The Dark Knight“) wählt drei (fiktive, aber realistische) Erzählperspektiven mit unterschiedlichem Zeitfenstern, die dann im Filmverlauf zusammengeführt werden. Nolan hält sich nicht lange mit einer Einleitung auf. Die Situation ist klar und schnell etabliert und los geht es ins infernalisches Kriegsinferno. Das zieht das Publikum sehr schnell in seinen Bann. Die unterschiedlichen Zeithorizonte der drei Perspektiven sorgen zudem für eine Verdichtung der Situation, die in eine militärische und humanitäre Katastrophe zu münden droht.
Die Situation der eingeschlossenen Soldaten an der Mole von Dunkirk wird über eine Woche dargestellt. Mittendrin ist dabei der einfache Soldat Tommy (Fionn Whitehead), der verzweifelt versucht sich zu retten. Bisweilen betritt auch Evakuierungsleiter, Commander Bolton (Kenneth Branagh), die Bühne. Die Zweite Erzählperspektive ist die eines zivilen Rettungsschiffes. Mr. Dawson (Mark Rylance), sein erwachsener Sohn und ein befreundeter Schuljunge machen sich auf nach Dünkirchen und nehmen den traumatisierten Schiffbrüchigen traumatisierten Soldaten (Cilian Murphy) an Board. Schließlich schlägt die Stunde der Flieger, die als Trio mit Flieger-Ass Ferrier (Tom Hardy), die den Rückzug der eingekesselten Soldaten beschützen sollen und eine Stunde zuvor aufgebrochen sind.
Was die Geschichte lehrt
Neben der Dramaturgie kommen eindringliche Bildern, sehr turbulenter Action und ein wirkungsvolles Sounddesign zur Geltung. Obwohl die historischen Tatsachen bekannt sind gestaltet sich „Dunkirk“ erstaunlich spannend und packend. Nicht wenige Historiker sehen in der „Operation Dynamo“ einen entscheidenden Faktor, die Moral der Briten im Kampf gegen die Nazis zu stärken.
Nolans sehr eigene Bildsprache wird in ihrer epischen Anlage von Kameramann Hoyte van Hoytema („Her“, „Dame, König, Ass, Spion“) kongenial ausgeführt. Die Luftkämpfe allerdings wirken auch ein bisschen wie in einem Computerspiel. Auch schafft es der Filmmacher, seinen Hang zur Überlänge zu zügeln. „Dunkirk“ bleibt erstmals seit „Insomnia (2002) wieder unter einer zwei Stunden Spieldauer.
Dass aus dem imposanten Drama kein grandioser geworden ist, liegt vor allem am der eher schlichten zwar humanistischen, aber patriotischen und pathetischen Botschaft. So lehrt letztlich die Geschichte, dass die Mobilmachung kleiner, ziviler Boote etwas Großes erreicht wurde und weit mehr Menschenleben gerettet werden konnten als geschätzt
„Dunkirk“ ist ein eindringliches und eindrückliches Filmerlebnis, das die kriegshistorischen Ereignisse aus dem Zweiten Weltkrieg nachhaltig und aus unterschiedlichen Perspektiven wieder aufleben lässt. Christopher Nolans „Dunkirk“ reiht sich unter die eindrucksvollsten Kriegs- beziehungsweise Antikriegsdramen überhaupt ein.
Film-Wertung: (7 / 10)
Dunkirk
OT: Dunkirk
Genre: Kriegsfilm
Länge: 106 Minuten, UK /USA, 2017
Regie: Christopher Nolan
Schauspiel: Tom Hardy, Kenneth Brannagh, Cilian Murphy, Fionn Whitehead
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Warner Bros
Kinostart: 27.07.2017
DVD- & BD-VÖ: 14.12.2017