
Die Parker Girls sind eine Agentur für investigative und gefährliche Aufgaben. Wer schon mal mit Terry Moores Comic Soap Opera „Strangers in Paradise“ in Kontakt kam, kann das wissen, muss aber nicht. Gerade hat ein High-Tech-Milliardär die Parker Girls angeheuert, doch es kommt zu einem Todesfall, der die Zusammenarbeit empfindlich stört. Schreiber & Leser legt nun im Oktober 2024 die Gesamtausgabe der Comicserie vor, die als Krimi und Thriller auch ohne Vorwissen unterhaltsam funktioniert.
Auf einer eher abgelegenen Karibikinsel lässt Buchhalter Mark Harris es sich gut gehen, derweil in Malibu die Leiche einer jungen Frau angespült wird. Cherry und Becky identifizieren die Leiche leider als Piper May, ein ehemaliges Parker Girl, dass ausgerechnet mit dem Milliardär Zachary May verheiratet war, für den die Girls um Tambi Baker gerade arbeiten.
May hatte die Parker Girls angeheuert, um den Buchhalter aufzutreiben, der mit zehn Millionen durchgebrannt ist. Warum der Milliardär dafür fünf Millionen Gage für die Parker Girls investiert, kam den Damen schon gleich seltsam vor. Kelly hat eben jenen Mark Harris aber schon im Griff.
Dusseliger Weise würde durch dessen Gaunerei ein geheimes Konto von Zachary May sichtbar, das dessen Geschäfte auf den Radar bringt. Zur Unzeit, denn aktuell versucht May die Vereinten Nationen zu überzeugen, dass Satelliten einen Schutzschild gegen UV-Strahlung für die Erde bieten könnten, wenn sie denn über Mays Technologie verfügen. Derweil untersuchen die Parker Girls Pipers Tod und der eigene Auftraggeber rückt mächtig in den Fokus der Ermittlungen.
Netzwerken mit Satelliten
Tery Moore ist ein amerikanischer Comic-Künstler, der quasi von Beginn an sein eigenes Ding gemacht hat. Mit Abstract Comic Studios verlegte er seine eigenen Titel gleich selbst und mit der quasi endlosen Reihe „Strangers in Paradise“ war und ist Moore auch recht erfolgreich. Es folgten weitere Serien, unter anderem die Horror Serie „Rachel Rising“ und „Motor Girl“.
Irgendwann hat sich Terry Moore dafür entschieden, nur noch überschaubar lange Comic-Serien zu produzieren, die dann in Einzel- und Sammelbänden erscheinen, Hierzulande verlegt Schreiber & Leser das Schaffen von Terry Moore. Die Parker Girls tauchten schon mal in Strangers in Paradise“ auf und mit dem 2021 erschienenen „Five Years“ hat Terry Moore quasi ein Crossover seiner unterschiedlichen Serien in eine Comic-Realität geschaffen.
Das alles muss die geneigte Leserschaft nicht wissen, um an „Parker Girls“ Spaß zu haben. Es hilft möglicherweise zum besseren Verständnis der Charaktere, aber die Frauen sind wie „Charlies Angels“ („3 Engel für Charlie“) auch selbsterklärend. Der kreative Ansatz seine Stories auch gleich selbst zu zeichnen und nicht zu kolorieren hat einerseits etwas von Look einer Graphic Novel, andererseits eine Mangaqualität, die beide vor allem darin einzigartig sind, dass die Vision eine sehr persönliche bleibt.
Dabei ist Terry Moore ein sehr souveräner und unterhaltsamer Erzähler, der die Handlung souverän, launig und kurzweilig vorantreibt. Bisweilen wird es mir persönlich etwas zu ausgestellt brutal und wer den einen oder anderen Thriller kennt, mag die Grundzüge der Handlung schneller durchschauen. Die ökotopische Vision eines Erdschutzschirms war schon mal in „Highlander II“ Thema, weshalb der Film von 1991 auch nach Wikipedia-Eintrag nicht zur „offiziellen Highlander-Zeitlinie zählt“.
Eine Minute Hass
Was das Zeichnerische angeht, so habe ich als Terry Moore Fan, der definitiv keine Farben braucht, das Gefühl, bisweilen ist in den Panels mit heißer Feder gestrickt worden. Einiges, gerade in den Action-Szenen sowie bei den Landschaften und Hintergründen wirkt eher skizzenhaft verhuscht. Eine ganzseitiges Berge- und Wolkenszenario mit Motorradfahrerin im Vordergrund wie auf Seite 27 ließe sich sicherlich auch ansprechender ausformulieren. Auch die ruhige See auf Seite 113 hat alles andere als Strichqualitäten eines Hugo Pratt.
Wobei der Panelaufbau und Bildkomposition stimmig sind. Immer wieder schön hingegen sind die Cover der Einzelausgaben, die als Originale farbig sind, in diesem Sammelband aber als grautonige Ganzseiter die Kapitel unterteilen. Das Skizzenhafte mag die Leserschaft nur als dynamisches Prinzip ansehen oder aber als leichte Anzeichen erkennen, dass dem Macher andere Elemente des Comics wichtiger waren. Wie etwa Story und /oder Charaktere. Spaß macht’s auf jeden Fall.
Terry Moores „Parker Girls“ ist eine flotte, actionreiche Thriller-Serie im Stil von „Charlie’s Angels“. die Girls sind weithin aus „Strangers in Paradise“ bekannt, aber das Leben geht weiter. Fans werden ebenso bedient wie Leser:innen, die auf taffe Mädels stehen.
Parker Girls- Gesamtausgabe
OT: Parker Girls – Omnibus, 2023
Autor und Zeichner: Terry Moore, s/w
Übersetzung: Resl Rebiersch
ISBN: 978-3-96582-173-6
Verlag: Schreiber & Leser, 208 Seiten, Klapp-Broschur
VÖ: 08.10.2024
Parker Girls bei Schreiber und Leser
Terry Moore online