Man muss einfach zugestehen, dass Robert Kirkman mit „The Walking Dead“ das Zombie-Genre neu belebt hat. Vor allem die auf dem Comic basierende TV-Serie erweist sich als anhaltender Kassenschlager. Auch in „Rachel Rising“, einer feinen neuen Comic-Serie, die nun bei Schreiber & Leser aufgelegt wird, geht es um Untote, aber Autor und Zeichner Terry Moore nähert sich der ganzen Sache weniger aus Horrorsicht denn als feiner Beobachter des amerikanischen Kleinstadtlebens. Das ist meistens schon Horror genug.
Eine junge Frau wacht eines Morgens halbwegs im Waldboden verbuddelt auf. Völlig verstört sucht sie den Weg nach Hause, nur um festzustellen, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Erst als Rachel ihre Tante Johnny in der Gerichtsmedizin besucht und diese sie für eine nächtliche Halluzination hält, dämmert es Rachel langsam, dass mit ihr etwas absolut nicht in Ordnung ist. Rachel ist tot! Und während Rachel zusammen mit ihrer Freundin Jet und Tante Johnny herauszufinden versucht, was hier gerade passiert und wieso sich Rachel unter den Lebenden bewegen kann, kommt es in der Kleinstadt Manson noch zu anderen tödlichen Zwischenfällen. Irgendwie hängt das alles zusammen und die mysteröse Frau, die scheinbar nur Rachel sehen kann, ist eine der Ursachen für die Todesfälle.
Terry Moore ist hierzulande vor allem für seine Comicserie „Strangers in Paradise“ bekannt, die ebenfalls bei Schreiber & Leser aufgelegt wird. Doch der amerikanische Comiczeichner und Autor hat außerdem für Marvel (Ultimate Team-Up 14) und DC (DC First: Batgirl/ Joker) gearbeitet und auch einige Hefte von „Buffy the Vampire Slayer“ verfasst. Mit seiner inzwischen beendeten Serie „Echo“, die kommendes Jahr verfilmt werden soll, war Moore gleichfalls erfolgreich. Seit 2011 ist nun Terry Moores jüngstes Projekt „Rachel Rising“ am Start und die Serie konnte 2012 den Harvey Award als beste neue Serie einheimsen.
Dabei sind die Qualitäten dieser Untoten-Geschichte nicht so reißerisch und actionlastig wie das sonst im Genre üblich ist, sondern Moore nimmt sich Zeit, seine Charaktere und seine Geschichte atmen zu lassen. Das ist gruselig genug und entwickelt schnell einen ganz eigenen Sog und eine Fasznation. Die Mischung aus Thriller, Mysterie und Horror überzeugt. Man will einfach wissen, wie das Ganze weitergeht und das ist schließlich, was gute Serien ausmacht.
Wie bei Moores anderen Werken auch häufig charakteristisch, entscheidet sich der Autor für eine Heldin. In „Rachel Rising“ sind die Frauenfiguren einfach großartig, vielschichtig und faszinierend. Zumindest in dem ersten Sammelband sind alle wesentlichen Akteure weiblich, was ohne jeglichen mangamäßigen Sexismus auskommt und sich tatsächlich an einer femininen Weltsicht orientiert. Das ist nicht nur unüblich, sondern auch intelligent umgesetzt. Und „Rachel Rising“ hat außer besagter, untoter Rachel auch noch eine weitere tolle Figur aufzuweisen – das Mädchen Zoe. Aber mehr zu verraten, würde den Lesespaß beeinträchtigten.
Die schwarz-weiß gehaltenen Zeichnungen von Terry Moore wirken zunächst vergleichsweise unspektakulär, aber der Mann hat ein Händchen für die Arbeit mit Kontrasten und seine Gesichter sind ausgesprochen ausdrucksstark. Außerdem beginnt jede US-Ausgabe mit einem netten literarischen Zitat zum Thema Tod.
„Rachel Rising“ macht Spaß und Lust auf mehr. Die intelligente und mysteriöse Story wird von Terry Moores schwarz-weißem Artwork perfekt transportiert und zieht ihre Spannung subtil und gekonnt aus der Perspektive der (toten) Heldin. Weiter geht‘s im Herbst.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Rachel Rising- Tochter des Todes
OT: Rachel Rising – Shadow of Death, Rachel Rising US #1- 6, Abstract Studios
Genre: Horror, Mystery, Thriller
Autor & Zeichner: Terry Moore
Übersetzung: Resel Rebiersch
Verlag: Schreiber & Leser, Klapp-Broschur, 120 Seiten
VÖ: 30.04.2014
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