Die britische Pop-Band Blur veröffentlichte 2023 ein neues Studioalbum und feierte bei der anschließenden Tour zwei ausverkaufte Konzerte im Wembley Stadium in London. Nachdem im Juli 2024 ein Live-Album davon veröffentlicht wurde, folgt nun am 10. Oktober 2024 der Konzertfilm in ausgewählten Kinos. Und soviel sei gesagt, das Stadion-Konzert ist sehens- und hörenswert ausgefallen. Nicht nur für Fans der Band.
Wer auch immer Darren ist, er kommt zu Album-Ehren: „The Ballad of Darren“ markierte im letzten Jahr das neunte Studioalbum der Britpop-Band Blur. Zuletzt hatte die Band 2015 ein Album veröffentlicht, nachdem Gitarrist Graham Coxon zwischenzeitlich andere Sachen vorhatte und von 2002 bis 2007 ausgestiegen war.
Andererseits, wen interessiert schon, was Bands heute machen, wenn sie den Soundtrack zur eigenen Jugend eingespielt haben? Vielen im Wembley-Publikum mag es vor allem darum gegangen sein, die eigene Jugend zu feiern und ihre Idole noch einmal auf einer gigantischen Bühne zu sehen. Daran ist nichts verwerflich. Und immerhin haben sich Blur nicht so zerstritten wie die Dauertivalen Oasis, die just eine Reunion-Tour für 2025 angekündigt haben und damit auch ihre Erwähnung in diesem Text gefunden haben.
„Trimm Trab“
Das legendäre Wembley Stadium in London war schon immer ein faszinierender Konzertraum und seit das Live-Aid Konzert 1985 weltweit übertragen wurde, träumen Musiker:innen immer wieder davon einmal in Wembley zu spielen. Blur haben die Arena am 8. und 9. Juli 2023 ausverkauft und spielten zwei Konzerte, die sich ähnlich, aber nicht gleich waren.
Wenn ich das richtig recherchiert habe, bestand die Setlist jeweils aus denselben 25 Songs und einem Intro. Bei „Parklife“ leistete Phil Daniels der Band auf der Bühne Gesellschaft und die Zugabe „Tender“ wurde jeweils mit dem London Community Gospel Chor zusammen aufgeführt. In gut zwei Stunden haben Blur ihre größten Hits ins Publikum gefeuert und sich von der Welle der Begeisterung trafen lassen.
Anhand der Details in der Setlist scheint es so zu sein, dass das Live-Album das komplette Konzert von Sonntag dem 9.7.2023 enthält. Der Konzertfilm zeigt das komplette Konzert von Tag zuvor. Fans, die das Livealbum schon im Regal haben, erhalten mit dem Konzertfilm also die Möglichkeit die beiden Performances zu vergleichen. Oder aber sich einfach an den Bildern zur Musik zu freuen.
„Song 2“
In einigen Reviews des Livealbums las ich, dass es eigentlich wenig Neues bieten wurde, denn die Band spiele nur 2 Songs vom neuen Album und überhaupt nur 4 aus den jüngsten 20 Jahren. Der Rest wäre schon mit dem hochgelobten, und ebenfalls als Album und Film mitgeschnittenen „Reunion“-Konzert im Hyde Park 2007 hinreichend dokumentiert.
Das mag zweifellos nicht von der Hand zu weisen zu sein, aber das ist auch gleichgültig, weil schon wieder ewig her. Frisches Live-Material und ein Pulsmessen der aktuellen Band-Gesundheit ist durchaus immer brauchbar. Vor allem, weil auch noch eine Doku hinterherkommt. „Blur: To the End“ kommt am 24. Oktober in die Kinos.
Die beiden Gigs in Wembley unterscheiden sich in der Setlist und den Gimmicks fast nicht, aber Fans mögen einen unterschiedlichen Vibe in den beiden Performances ausmachen. Auf der Leinwand machen Blur einen großartigen Eindruck. Die Songs sind großteils auf den Punkt und der Band ist die Spielfreude und die Überwältigung in der Arena anzumerken. Da fällt es nicht ins Gewicht, dass die experimentelleren Klänge der Band kaum zur Geltung kommen. Hier wird einfach nur abgefeiert.
„Girls & Boys“
Der Sound hat Stadionqualität und kann überzeugen. Die Bühneshow ist eher schlicht gehalten und außer den Gastmusikern ist wenig Schickschnack zu sehen. Stattdessen wird das Bühnengeschehen auf den riesigen Backdrop projiziert und so auch für die hintersten Ränge erlebbar und nahbar.
Kameratechnisch hat Regisseur Tobi L Einiges aufgefahren und bildet das Bühnengeschehen sehenswert ab, ohne dabei der Performance im Weg zu sein. Das ist keineswegs so selbstverständlich wie es sich anhören mag. Und die Band muss auch in der Lage sein, auszublenden, dass sie gefilmt wird. Das gelingt den Mitbegründern des Britpop von der ersten bis zur letzten Minute.
„Blur: Live at Wembley Stadium“ ist mehr als nur Fan-Service. Die Band, die den Sound von Britpop mitprägte, zeigt sich von rund 150.000 Leuten spielfreudig und sehr lebendig. Das ist nach einer mehr als 30jährigen Karriere alles andere als selbstverständlich. Große Experimente sind hier allerdings nicht zu erwarten, dies ist eine Party.
Film-Wertung: 
(8 / 10)
Blur: Live at Wembley Stadium
Genre: Konzert-Film, Musik
Länge: 127 Minuten, GB, 2024
Regie: Tobi L.
Mitwirkende: Blur
FSK: nicht geprüft
Vertrieb: Look AT That! / 24 Bilder
Kinostart: 10.10.2024
