Zum Abschluss der Familienwochen und des #Partysommers24 ein Lieblingsfilm. Mit der französischen Komödie „Familientreffen mit Hindernissen“ erwacht der Zeitgeist der 1970er Jahre zum Leben und eine ganz normal verrückte französische Großfamilie trifft sich in der Bretagne. Regisseurin, Autorin und Schauspielerin Julie Delpy weiß launig zu unterhalten – und sorgte so für eine charmante Komödienüberraschung.
In dem Jahr 1979, als das das Skylab vom Himmel zu fallen drohte, macht sich Albertine (Lou Avarez)mit ihren Eltern auf den Weg in die Bretagne, um Großmutters Geburtstag im Kreis der Großfamilie zu feiern. Ausgerechnet in der Bretagne soll allerdings auch das Skylab aufschlagen, was Albertines Mutter (Julie Delpy) etwas beunruhigt. Albertines Vater, ganz der anarchistische Pariser Künstler und Boheme lässt sich davon nicht die Laune verderben. Dafür sorgen schon seine konservativen Geschwister, sobald das Gespräch auf Politik kommt.
Währenddessen macht der Haufen von Enkelkindern auf dem Land weitgehend unbeaufsichtigt Abenteuerurlaub. Albertines pubertierender Cousin kann mit dem jungen Volk allerdings wenig anfangen und gefällt sich in cooler Aufreißerpose weit besser. Die familiäre Realität mit dem strengen Vater allerdings sieht anders aus. Und so nimmt die Familienfeier mit ihren Freunden und Leiden ihren Lauf und sorgt für ein munteres Wochenende.
Ein Fest namens Familie
Regisseurin und Autorin Julie Delpy inszeniert ihre bunte, gemixte Großfamilie mit allem, was der Zeitgeist an Freiheit, Kontroverse und Eigenwilligkeiten so hergibt. Da geht es um Politik, Emanzipation, Erziehung, Pubertät, demente Großonkel, Kriegsneurosen und Alkoholismus. Eine ganz normale Familie eben, die normalerweise nicht in einer solchen Truppe aufeinandertrifft. Doch über all dem Konfliktpotential liegt die Gewissheit, dass Familie eben Familie ist und Blut dicker als Wasser.
Sehr zur Erheiterung des Publikums ist „Familientreffen mit Hindernissen“ mit viel Menschlichkeit, Verständnis für familiäre Zusammenhänge und vor allem mit einer gehörigen Portion (auch subversivem) Witz ausgestattet. Dabei erscheinen dem Publikum aus heutiger Sicht einige Gepflogenheiten der siebziger Jahre wie aus einer anderen Ära, die allerdings auch weit mehr Freiräume und „laissez faire“ zugelassen hat. Gerade für die Kinder scheint das ländliche Anwesen ein grandioser Abenteuerspielplatz zu sein und die Erwachsenen hatten besseres zu tun, als ständig hinter dem Nachwuchs her zu kontrollieren.
Kinder Warten auf Kinder
Insofern ist Julie Delpys Ausflug in die Befindlichkeiten einer Großfamilie auch ein Kommentar zum heute vorherrschenden Zeitgeist und ein Plädoyer für mehr Gelassenheit und Toleranz. Gerade mit der Rahmenhandlung, dass die inzwischen erwachsene Albertine mit ihrer Familie im Zug zu einem Familientreffen fährt. Auch wenn einem das Lachen über die Schrullen und Absurditäten bisweilen im Hals stecken zu bleiben droht, findet „Familientreffen mit Hindernissen“ doch immer den erlösenden richtigen Ton, um für extrem gelungene komödiantische Unterhaltung zu sorgen.
Die französische Sommerkomödie „Familientreffen mit Hindernissen“ setzt zwar auf Humor und gute Laune, schafft es aber dank wunderbarer Charakterstudien und eines originellen Drehbuchs dabei Plattitüden zu vermeiden. Für eine moderne Komödie ist „Le Skylab“ erstaunlich engagiert und tiefsinnig, dabei gewitzt und charmant, wie es (gelegentlich) nur den Franzosen gelingt.
Film-Wertung: (8 / 10)
Familientreffen mit Hindernissen
OT: Skylab
Genre: Komödie, Drama
Länge: 110 Minuten, F, 2011
Regie: Julie Delphy
Darsteller:innen: Julie Delphie,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Eurovideo
Kinostart: 09.08.2012
DVD-VÖ: 17.01.2013