London Kills – Staffel 1: Ermittlungen im Zwielicht

In der britischen Krimi-Serie „London Kills“ kommt der Inspektor nach einer Auszeit zurück in den Dienst und hat es gleich mit einem prominenten Todesfall zu tun. Die erste Staffel von „London Kills“ datiert von 2019 und lief meines Wissens hierzulande bislang noch nicht im Free-TV, obwohl die ZDF Studios beteiligt sind. Also hinein in den kriminellen Untergrund der britischen Hauptstadt. Edel Motion bringt die Serie als DVD und als Digital-Version am 6. September 2024 heraus.

Da spaziert eine Wohnungslose durch einen Londoner Park und rennt fast in eine verunstaltete, erhängte Leiche. Die Polizei hat es scheinbar mit einem Selbstmord zu tun. Als Detective Constable (DC) Rob Brady (Bailey Patrick), der zusammen mit der Trainee Billie Fitzgerald (Tori Allen-Martin) am Fundort eintrifft, hat er schnell eine andere Meinung. Auch Detective Sergeant (DS) Vivienne Cole (Sharon Small) geht von einem Mord aus.

Ausgerechnet heute kommt auch der Detective Inspector (DI) David Bradford (Hugo Speer) zurück in den Dienst. Vor einiger Zeit ist seine Ehefrau spurlos verschwunden. Nun soll er diese Elite Truppe der Mord-Kommission leiten. Nicht nur Vivienne ist skeptisch, und Bradford markiert auch gleich den Chef.

„Der Job ist keine Therapie!“

Doch der Fall entwickelt Brisanz, denn der Tote ist der Sohn einer prominenten Abgeordneten. Außerdem wird in der Wohnung des Opfers eine Damen-Handtasche gefunden, die Bradfords Frau gehört hat und mit ihren Fingerabdrücken übersät ist. Es mehren sich Zweifel, ob Bradford, der sich noch um seine pubertierende Stieftochter kümmern muss, noch unbefangen ermitteln kann.

Der Mord wird aufgeklärt, das Rätsel um die Handtasche bleibt, während das Team weitere Todesfälle aufklären muss. Wie etwa den Tod eines Bräutigams bei seinem Junggesellenabschied, einen Toten auf einem Hausboot und eine Frauenleiche, die aus der Themse gefischt wird. Parallel ermittelt das Team weiter in den Spuren zu Bradfords Frau, sofern die Vermisstenabteilung nicht zuständig ist. Für das Team wird es schnell persönlich und auch gefährlich.

„London Kills“ hat in der ersten Staffel mit fünf 45-minütigen Folgen, die jeweils einen eigenen Fall aufweisen, und einer übergeordneten Ermittlung, die für Zusammenhang sorgt, einen ziemlich kompakten Spannungsaufbau zu bieten. Allerdings sind die Fälle nicht unbedingt hochvertrackt aufgebaut und lassen sich von den routinierten Ermittlern leicht im Episodenformat aufklären.

Teamwork oder Alleingänge?

Die Team-Zusammensetzung ist beinahe klassisch und bezieht ihren Charme auch aus der Rivalität zwischen Teamleiter und der cleveren Profiler-Sergeantin. Selbstredend hat das Verschwinden seiner Gattin auch den Ruf des Inspektors etwas in Mitleidenschaft gezogen. So muss er sich von der besorgten Politiker-Mutter anhören: „Sie können ja nicht mal ihre Frau finden! Wie wollen sie dann den Mörder meines Sohnes finden?“

Währenddessen zweifeln einige Kollegen, ob es für Bradford nicht zu früh ist um wieder im Dienst zu erschienen. Andere mutmaßen sogar, er hätte seine Frau selbst verschwinden lassen. Immerhin soll es mit der Beziehung nicht zum Besten gestanden haben.

Serien-Runner Paul Marquess weiß die Stadt London mit ihren Schauwerten und abseitigen Ecken souverän in Szene zu setzen, auch die Darsteller haben ihre Rollen souverän im Griff. Möglicherweise erinnert Bradford in seiner resoluten, unnahbaren Art anfangs etwas an Inspektor Banks und Vivienne Cole Darstellerin Sharon Small hat schon so viele Krimis bereichert, dass sie eigentlich endlich mal eine Beförderung verdient hätte.

Kommt wer mit auf einen Absacker?

Ein Gutteil der Serie findet im dem Verhörzimmer statt, was auch immer wieder mit der Einblendung des Türschilds „Custody Interview“ eingeleitet wird. Möglicherweise hätte mensch die Serie so betiteln sollen. Immerhin sind die Verhöre dazu angetan einen erhöhten Realismus zu bebildern, dem die Serie sich in Look und Stories verpflichtet hat.

Anfangs wirken die Dialoge daher etwas ruppig und schlicht. Die Kamera wird häufig aus eigenwilligen Perspektiven eingesetzt. Und gerade in den ersten Folgen gibt es extrem viele Close-Up der Gesichter während der Dialoge. Das vermittelt eine gewisse Dringlichkeit, die sich nicht immer in der Handlung widerspiegelt.

Letztlich ist die Story um den gebrochenen und zwielichtigen Polizisten vielleicht etwas zu genreüblich ausgefallen, um packende Akzente zu setzen. Die Charaktere sind bisweilen schnell zu durchschauen. Für solide britische Krimi-Unterhaltung in Serie langst‘s allemal.

Serien-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

London Kills – Staffel 1
OT: London Kills – Season 1
Genre: TV-Serie, Krimi,
Länge: 225 Minuten (5 x ca. 45 Minuten), GB, 2019
Idee: Paul Marquess
Regie: Craig Pickles
Darsteller:innen: Hugo Speer, Tori Allen-Martin, Bailey Patrick, Sharon Small.
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD & Digital-VÖ: 06.09.2024

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