Van Groover – Back from the Shop / Back to the Shop: Album Review

Der Kleintransporter oder Kastenwagen ist mir im musikalischen Zusammenhang bislang als komfortable Festival-Übernachtung untergekommen. Nicht ganz so spießig wie ein Wohnmobil und irgendwie mit Hippie-Vibes von Freiheit und Abenteuer. Das Ganze zum Wackeln zu bringen ist sicher leichter als ne aufgepimpte Hip-Hop-Karre. Van Groover aus Herborn machen sich seit 2019 daran, das Image des Vans schwer aufzumotzen. Aktuell kommen eine neue und die Vorgänger-EP als gemeinsamer Tonträger auf den Markt. Stoner Rock von der Straße für die Straße. Wenn die Kiste nicht wieder zur Reparatur muss. „Back from the Shop / Back to the Shop“.

Die Jungs haben sicher Humor und haben auch ein Konzept. In einem recht aktuellen Kurzvideo will der Gitarrist mit der Harley zum Gig fahren, worauf der Basser/Sänger ihn fragt, ob er das „Van Goover“-Ding nicht gecheckt hätte und ihn in den Kastenwagen kickt. Ehrlich gesagt, ich check‘s auch nur bedingt.

Möglicherweise hab ich auf DMax zuviele dusselige „Pimp my Ride“ und/oder Schrauber Doku-Serien gesehen um das Konzept noch lustig finden zu können. Irgendwie ist die Asphaltliebe auch aus der Zeit gefallen. Aber konsequent sind die drei Jungs aus der hessischen Fachwerkstadt Herborn allemal. Zum Veröffentlichungspolitik kann ich wenig sagen, die Infos sind spärlich. Aber: demnäxst auch Live-Gigs am Start.

Seit 2019 macht das Trio zusammen Stoner Rock. Erste digitale Veröffentlichungen folgen und mit dem 2021er CD-Debüt „Honk if Parts fall off“ konnte das Outfit in der Szene erste Duftmarken setzen. 2023 im Herbst dann die EP „Back from the Shop“. Konzeptmäßig holt das Trio den Van aus der Reparatur und macht sich auf die Socken. Mit der aktuellen EP „Back to the Shop“ geht’s wieder in die Werkstatt. Quasi „Kolbenfresser“. Zusammen wird das aktuell als EP-Bundle vermarktet. Auf der Vinyl-Fassung ist die aktuelle EP auf der A-Seite, die CD-Fassung beginnt chronologisch mit der älteren EP. Und weil’s so schön ist, gibt bei Bandcamp noch einen digitalen Bonussong. Warum auch immer.

Westwärts durch die Wüste

Für Höreindrücke liegen dem Rezensenten die Digitalfassungen (ohne Bonus) und die CD vor, jeweils mit derselben Reihenfolge. Insgesamt werden in rund 40 Minuten 9 Songs vorgetragen, wobei „Hill Willys Chop Shop“ ein Intro darstellt, in dem der Monteur die Reparaturen auflistet. „Double Wide“ startet amtlich heavy und mit Spoken Word Lyrics Marke Jello Biafra. Das kommt ganz geil und rockt wüstentrocken.

Das anschließende „Bandit“ wurde auch als Video/Single ausgekoppelt. Der Song ist tempomäßig langsamer, aber umso schwerer, da kommen Doom-Anleihen durch. „Big Dog“ groovt flockig und etwas tribal weg, zur Mitte hin nimmt der hingerotzte Gesang nochmal ne Spoken Word Auszeit und weiter geht’s. „The Grizz“ maelströmt sich gen Ende und schleppt sich mit abgefallenen Auspüffen über die aufgefräßte Piste. Soviel zur ersten EP.

„Silverback“ markiert dann den Auftakt zur zweiten, neuen EP „Back to the Shop“. Soundmäßig ist‘s heavier geworden, die Produktion scheint knackiger. Musikalisch keilt der Van Groover in die bekannte Kerbe. Wobei: ich höre da fieses Prong Stakkato und eine Uptempo-Bissigkeit, die einem Silberrücken beim Revierkampf sicher beim Imponieren hilft. Relative straighte Nummer bis zum Ende ein überflüssiges Sample reinpupt, das den Song ausklingen lässt. Das Gelaber als Einzeltrack zu behandeln hätte den starken Song nicht in Mitleidenschaft gezogen. Nu je.

Intros und Outros und Tempo 30

Und auch der anschließende Song „Kolbenfresser“ beginnt mit einem bekloppt lustigen Sample: „Jetzt geht es weiter mit unserer Dokumentation „Explodierende Titten“.“ Passt zwar zum Motoröl-versifften Werkstatt-Ambiente und dem Biker-Habitus, kommt in meinem aktuellen Witze-Repertoire aber überhaupt nicht vor. Ah ja, Musik: knarziges Riffing und bellender Gesang bis zum Motorenstillstand. Melodische Gitarrenklänge verhallten und der Dreier springt wieder schwer riffend an.

„Potmodel“ bietet Abwechslung: Straßenambiente und gesprochener Gesang, zu dem sich eine durchs Telefon gequetschte Gitarre gesellt. Der Rumpelsound variiert leicht, das Prinzip bleibt. Ab Minute 3:30 rockts und eine Harmonika kommt zu Solo-Ehren, bis der Song wieder in seinen Fußgänger-Trott verfällt. Mir fehlt da was.
„A-38“ mag als deutsche Bundes-Autobahn Göttingen und Leipzig verbinden, oder irgendwas anderes Abstruses bedeuten. Gleichviel. Der Song rockt, hat einen zurückgenommenen Mittelteil und geht wieder ab. Und dann ist finito. Der EP-Vergleich fällt bei mir zugunsten des Vorgängers aus.

Was Van Goover aus ihrer aufgepimpten Testosteron-Karre rausholen ist sicher aller Ehren wert, aber nicht so ganz mein Ding. Wie die Band selbst behauptet, sie erfindet das Rad nicht neu, aber sie hat acht davon. Oder mit Spinal Tap „Dieser geht bis elf“. Mehr als genre-solide ist das in meinen Ohren nicht. Bisweilen mit mächtig Schub, bisweilen stehen sich die Jungs mit den Zwischenparts selbst im Weg. Der Van langt sicher auch für ne Poofpause an der Autobahn-Raststätte. Wir hören uns. Hasta la Vista.

Album-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Van Groover: Back from the Shop/ Back to the Shop
Genre: Stoner Rock
Länge: 40 Minuten, 9 Songs, D, 2023/24
Interpret: Van Groover
Label & Vertrieb: Eigenvertrieb ?
Format: Vinyl, Digital, CD,
VÖ: 06.09.2024

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