The Descendants: Ein Sturm im Paradies

Familienwochen im #Partysommer24: Heute mit „The Descendants“ von 2011. Seinerzeit kam man vor lauter Oscar-Hype kaum dazu, sich inhaltlich mit Alexander Paynes neuem Film „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“ zu beschäftigen. Letztlich gab‘s bei 5 Nominierungen einen Preis fürs beste adaptierte Drehbuch. Dem „Sideways“-Regisseur ist es erneut gelungen eine anrührende Geschichte zu verfilmen, die allerdings auch ihre Langen hat.

Der hawaiianische Anwalt Matt King (George Clooney) ist beruflich gerade dabei, ein riesiges Stück Land zu verkaufen, das seiner Familie seit Generationen gehört. Oder auch nicht: das Land gehört einem Familientrust, dessen Vorsitz Mattie hat. Da es einigen seiner Verwandten finanziell nicht gerade gut geht, drängen sie auf den Verkauf, Matt selbst zweifelt.

Ausgerechnet in dieser Situation hat seine Frau einen Unfall, der sie ins Koma befördert und aus den sie voraussichtlich nicht mehr aufwachen wird. Der Anwalt steht jetzt vor der Aufgabe sich um seine beiden Töchter zu kümmern, zu denen er, offen gesagt, überhaupt kein Verhältnis hat. Während die jüngere Scottie (Amara Miller) den überforderten Matt als Vater und Vertrauensfigur sofort akzeptiert, gestaltet sich das bei Tochter Alexandra (Shailene Woodley) ganz anders. Mitten in der Pubertät und von unausdrückbarer Trauer verwirrt, macht sie es Matt nicht gerade einfach, eine Vater–Tochter-Beziehung aufzubauen.

Familie und andere Angelegenheiten

Als sie ihrem Vater dann auch noch steckt, das Mutti ein Verhältnis hatte und ihn verlassen wollte, ist für Matt der Ofen ganz aus. Sein gesamtes Leben bricht zusammen, und, völlig besessen, will er den Geliebten seiner Frau unbedingt kennenlernen. Als o geht er mit den beiden Töchtern auf einen Kurztrip und kann sich bei der Gelegenheit gleich noch einmal das paradiesische Stück Land ansehen, dass es zu verkaufen gilt.

Regisseur und Drehbuchautor Alexander Payne („Nebraska“, „Downsizing“) hat ein Händchen für gute Filmvorlagen, immerhin beruhen „Sideways“, für dessen Drehbuch er einen Oscar bekam, und auch „About Schmidt“ ebenso auf Romanvorlagen, wie auch „The Descendants“. Der hawaiianische Autor Kaui Hart Hammings lieferte die Romanvorlage über diese disfunktionale Familie, die in vermeintlicher paradiesischer Umgebung mit ihren Familienproblemen fertig werden muss. Die Prämisse der Story, im Roman wie auch im Film liegt in eben jener Diskrepanz. Nicht umsonst beschwert sich Matt gleich zu Beginn des Films, dass „Die Leute glauben wir hätten keine Probleme, nur weil wir auf Hawaii leben“.

Die familiären Verwicklungen und Schwierigkeiten indes, mit denen die Familie King umgehen muss, sind abgesehen vom dramatischen, plötzlichen Tod der Mutter, die im Film eigentlich nicht mitspielt, eher verbreiteter Natur: Ehekrise, eine bevorstehende Trennung, überforderter Vater, zickige Tochter, Erwachsen werden, Loslassen. Doch Alexander Payne ist ein genauer Beobachter des Alltäglichen und so liegt das Schwergewicht des Films eben darin, zu sehen, wie Matt mit der neuen Situation umgeht.

Wenn die Trauer das Leben überschattet

Das ist durchaus tiefgründig und mit melancholischem Humor ausgestattet, fesselt aber nicht über die gesamte Distanz und sucht gelegentlich die naheliegende Pointe. George Clooney („Männer die auf Ziegen starren“) allerdings füllt die Rolle mit großer Lebendigkeit und gerade das Zusammenspiel mit Filmtochter Shailene Woodley („Catch the Killer“) gehört zu den wunderbarsten Momenten in „The Descendants“. Die besessene Suche nach dem Konkurrenten treibt auch fast alberne Blüten und funktioniert als Storyline deutlich weniger packend, als der Verlust der Frau und Mutter.

Dass auch der Schauplatz, Hawaii selbst, in dieser Geschichte einige wichtige Rolle spielt, versteht sich angesichts des Titels „The Descendants“ (Deutsch: „Die Nachkommen“). Es geht auch um Heimat, Verwurzelung, ein Gefühl von Herkunft und Abstammung. Alles Einflüsse, die den Menschen ausmachen, gerade in Krisensituationen, in denen man den Boden unter den Füßen zu verlieren scheint. Neu sind diese Aspekte auch im Film gleichwohl nicht, nur sehr ansehnlich inszeniert.

Das hawaiianische Familiendrama „The Descendants“ erzählt eine stimmige Geschichte mit und ist passgenau auf Hollywoodstar George Clooney zugeschnitten, der in der Rolle als gehörnter Gatte und überforderter Vaters überzeugt. Allerdings ist die Geschichte nicht so originell und durchgängig ausgefallen wie Alexander Paynes großartige Filme „About Schmidt“ und „Sideways“.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten
OT: the Descendants
Genre: Drama
Länge: 115 Minuten, USA, 2011
Regfie: Alexander Payne
Vorlage: Roman von Kaui Hart Hammings
Darsteller:innen: George Clooney, Shailene Woodley,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: 20th Century Fox
Kinostart: 26.01.2012
DVD- & BD-VÖ: 25.05.2012

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