Horizon: Aufbruch nach Westen

Wenn Hollywood-Star Kevin Costner einen Western dreht, darf das Publikum zumindest gespannt und erwartungsfroh sein. Schließlich hat Costner mit „Der mit dem Wolf tanzt“ einen Klassiker geschaffen. „Horizon, der am 22. August 24 in die Kinos kommt ist eine Herzensangelegenheit und ein episches Filmprojekt.

Da ist dieses Werbeblatt, das eine neue Stadt im Westen des noch unerschlossenen Kontinents Nordamerika anpreist. Da macht sich einer auf den Weg und gründet hier, an der Frontier, eine Siedlung. Doch die indigene Bevölkerung ist nicht begeistert und zerstört, was gerade aufgebaut war.

Später dann kommt wieder ein gläubiger Mann nach Westen, auf der Suche nach Horizon. Er trifft Auf einen Überlebenden, der sich aus andern Gründen versteckt. Die Siedlung ist längst geschliffen. Die Farmersfrau Frances Kittredge (Sienna Miller) und ihre Tochter überleben einen Indianer-Überfall. In der Obhut der Armee unter dem Kommando von Trent Gephard (Sam Worthington) findet die Witwe neuen Lebensmut.

Aufbrüche und Neuanfänge

Eienn Neuanfang braucht auch Ellen Harvey (Jena Malone) die das Familienoberhaupt der Sykes abknallt wie einen Hund und sich dann mit ihrem Kind vom Ackermacht. Nicht, dass Mutter Sykes die Hure und den Bastard wieder auf der Farm haben will, aber sie schickt doch ihre Söhne hinterher, um die Sache zu regeln.

Der englische Künstler Hugh Proctor (Tom Payne) und seine adelige Frau haben sich einem Treck nach Westen angeschlossen. Doch sie recht kriegt die Lady die Kurve nicht und behandelt die mitreisenden immer wieder wie Bedienstete. Auch sonst sorgt Frau Proctor für Stress auf dem Treck. Treckführer Matthew Van Weyden (Luke Wilson) muss immer wieder für Ruhe sorgen und dafür, das der Treck vorankommt.

Auch die Apachen erkennen den Wandel der Zeit und müssen darauf reagieren. Während der alte Häuptling die Neuankönmmlinge mehr oder minder akzeptiert. Will der junge Krieger Pionsenay (Owen Crow Shoe) die Eindringlinge vertreiben und so lange wie möglich bekämpfen. Der Stamm teilt sich und geht getrennte Wege.

Alte Wege enden

Der wortkarge Cowboy und Goldgräber Hayes Ellison (Kevin Costner) hat sicher seine Geheimnisse, aber nach getaner Arbeit landet er in einem Kaff, wo die Freuden der Ablenkung warten. Dusseliger Weise lässt er sich von der smarten Marigold (Abbey Lee) bequatschen, die nicht im ansässigen Freudenhaus arbeitet, sondern eigentlich andernorts als Kindermädchen verpflichtet ist, Männerbesuche sind ihr eigentlich untersagt. Da bahnt sich Stress an.

Kevin Costner scheint dreißig Jahre an dem Drehbuch für „Horizon“ gearbeitet zu haben und legt nun den Auftakt seines Western-Epos vor. Darin kommen viele Handlungsstränge und Charaktere vor, die alle im weiteren und engen Sinne mit dem Wilden Westen und der Besiedelung der USA zu tun haben. Es sind in dem Epos etliche aspekte verarbeitet und die Starpower ist immens.

Immens ist auch die Spieldauer von „Horizon“. Die drei Stunden, die im August 2024 in die Kinos kommen, sind erst der Auftakt einer vierteiligen Saga. Das ist schon gewaltig und hat auch vieles leinwandfüllend zu erzählen. Allerdings liegt hier ein Missverständnis vor. „Horizon“ ist serielles Erzählen mit alle seinen Höhen und Tiefen. Und seinen bisweilen mangelnden Spannungsbögen, weil Nebenhandlungen ausgebreitet werden und es um dramaturgische Tiefe geht und nicht um Spannung im weitesten Sinne.

Hoffnung und Sterben

Was macht der Kritiker nun also mit der Erkenntnis, dass sich der Filmmacher im Medium geirrt hat? Schließlich geht es hier um Kino. Daher gibt der Bezugsrahmen solcherlei horizontales Erzählen nicht her. Vieles ist schlicht zu lang, zu behäbig und zu beiläufig für einen Film. Was sich in der Gesamtschau, die hoffentlich zu einem stimmigen Ganzen wird, anders darstellen mag.

Hätte „Horizon“ nur den Handlungsstrang zu bieten, in dem Kevin Costner die gefallene Lady trifft und unfreiwillig in eine Familienfehde mit rachsüchtigen russisch-stämmigen Immigranten, wäre die Angelegenheit ein tougher Western im Stil von „Erbarmungslos“ und Konsorten geworden. Auch andere Handlungsstränge hätten für sich genommen eine spielfilm-Prägende Dramaturgie entwickeln können.

Untern Strich bleibt ein phasenweise gelungenes Zeitporträt und viele gute Szenen und Charaktere. Aber aus der Summe der Western-Teile ergibt sich kein funktionierendes Ganzes. Aber das mag jede:r selbst sehen. Freiheit und Glück waren im Wilden Westen selten zu finden. Aber das wussten wir Nachgeborenen ohnehin.

Film-Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

Horizon
OT: Horizon – An American Saga Part 1
Genre: Western, Drama
Länge: 181 Minuten, USA, 2024
Regie: Kevin Costner
Darsteller:innen: Kevin Costner, Sam Worthington, Sienna Miller, Owen Crow Shoe,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Tobis
Kinostart: 22.08.2024