Heldenhaft geht’s weiter im #Partysommer24 mit „Ra.One“ von 2012. Der Superstar des indischen Kinos, Shah Rukh Khan, hat das Spektakel „Ra.One“ auch gleich produziert und Einiges an Ambitionen in das Projekt gesteckt. Die Rechnung geht nicht ganz auf, denn „Ra.One“ gelingt die Kombination von Bollywood-Elementen und einer Superheldenstory nicht immer ganz reibungslos. Dennoch hat das 150minütige Opus auch seine Vorzüge.
Der indische Computerspiel-Entwickler Shekhar Siubramaniam (Shah Rukh Khan) hat in London einen ziemlich guten Job. Doch die Firma muss einen neuen Knaller auf den Markt bringen. Also legen sich Shekar und sein Team mächtig ins Zeug, auch weil dieser seinen Sohn beeindrucken will. Dem jungen Prakteek (Armaan Verma) ist sein etwas naiver, zu Reimen und Sinnsprüchen neigender Papa bisweilen etwas peinlich. Doch von dem neuem Game ist Prateek begeistert, der Böse, Ra. One scheint kaum zu besiegen.
Doch als Prateek das Spiel bei der Präsentation abbrechen muss, entwickelt der Computerbösewicht ein Eigenleben und wird lebendig. Sein einziges Ziel ist es Prateek zu finden und zu töten. Doch zuvor kommen noch andere Menschen um, unter anderem Shekhar selbst. Witwe Sonia (Kareena Kapoor) will wieder zurück nach Indien und die wirre Theorie ihres Sohnes, dass der Computer-Fiesling Ra.One seinen Vater getötet hat, scheint ihr nur ein Weg mit der Trauer umzugehen. Bis Ra.One angreift und G.One, der Held des Games mit dem Gesicht ihres Mannes Shekhar sie vorerst retten kann.
Der Geist aus der Maschine
Der erste indische Superheld neuer Generation, der Spider-Man, Batman und Co. international, oder zumindest in Indien selbst Konkurrenz machen soll, hat mit einigen Längen zu kämpfen. Gut, Bollywood-Filme sind immer abendfüllend, aber die Grundstory, die im Wesentlichen ganz plausibel ist (für einen fantastischen Superhelden), versucht auch traditionelle Bollywood-Kinoelemente zu integrieren. Zum Teil gelingt das, teilweise aber auch nicht. So wirkt „Ra.One“ phasenweise einfach zu sehr aneinandergereiht.
Vielleicht wäre der Verzicht auf den einen oder anderen Handlungsstrang zumindest für westliche Zuschauer besser gewesen, es hätte gereicht eine Vater Sohn Geschichte in das Action-Spektakel zu integrieren, doch die Familien- und Liebesgeschichte um Trauer und Wiedergeburt, die Probleme der Mutter mit dem Sohn und das Verlegen der Handlung nach Indien überfrachten den Film. Gesungen und getanzt wird selbstredend auch. Allerdings zum Teil sehr amerikanisiert, wie auch bei der thematischen Ausrichtung auf den amerikanischen Markt. Auch hier wirkt die versuchte Synthese von indischen Chants und Tänzen im Gangster-Rap-Stil überfrachtet.
Bollywood goes Gangsta-Rap
Vieles in „Ra.One“ scheint ein Versuch zu sein, das Bollywood-Kino mit Macht aus seiner traditionellen Ecke zu katapultieren: Die Verweise auf Amerikanismen, die Computerlastigkeit, das Action-Genre und vor allem der CGI-Einsatz. Effekte sind nun einmal das Non-Plus-Ultra des Superheldenfilms. Hier hat Bollywood einiges zu bieten und macht deutlich, dass in Zukunft mehr möglich ist. Momentan kann die Bollywood-Industrie in dieser Hinsicht allerdings nur bedingt mithalten.
Das alles mag sich nun anhören, als sei „Ra.One“ nichts geworden. Das stimmt so aber nicht. Die Personifizierungen des Bösewichts sind durchaus überzeugend und einige der Action-Sequenzen sind gelungen. Wäre die Vaterfigur Shekhar nicht so übertrieben naiv angelegt, wäre die gelungen umgesetzte Auferstehung aus dem Computer auch tiefgründiger ausgefallen.
Das Bollywood-Spektakel „Ra.One“ versucht den Spagat zwischen Action-Kino und typischer harmonischer Unterhaltung a la indische Traumfabrik. Dazu wird Einiges an Star-Power aufgefahren. Doch die Synthese gelingt nicht immer und wird letztlich wohl beide Fangruppen enttäuschen. Dabei ist „Ra.One“ im Grunde nur etwas zu harmlos geworden.
Film-Wertung: (6 / 10)
Ra.One – Superheld mit Herz
OT: Ra.One
Genre: Action, Fantasy, Bollywood
Länge: 156 Minuten, IND, 2011
Regie: Anubhav Sinha
Darsteller:innen: Shah Rukh Khan, Armaan Verma, Kareena Kapoor
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: REM, Alive
Kinostart: nicht in Deutschland
DVD- & BD-VÖ: 01.06.2012