Challengers – Rivalen: Neue Bälle bitte!

Zwei Tenniskontrahenten konkurrieren auch um dieselbe Frau. Selbst wenn die sich scheinbar längst entschieden hat und die beiden Schlägerschwinger in komplett anderen Ligen unterwegs sind. „Dune“-Star Zendaya lässt im neuen Film des „visionären Filmmachers“ Luca Guadagnioli dem Ehrgeiz und Machstreben ihrer Figur freien Lauf. Zu sehen ab dem 25. April 2024 im Kino.

Tashi Duncan galt als Amerikas größtes Tennistalent, bis ein Unfall ihre aktive Karriere beendete. Mehr als ein Jahrzehnt später hat ihr Mann, der Tennis-Profi Art Donaldson (Mike Faist) nach einer Schulterverletzung Probleme wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Die ehrgeizige Tashi ist zugleich Managerin und Trainerin von Art und schlägt vor an einem niederklassigen „Challenger“-Turnier teilzunehmen, um Selbstvertrauen aufzubauen.

Doch ausgerechnet bei diesem ATP-Qualifikationsturnier tritt auch Patrick Zweig (Josh O’Connor) an. Patrick und Art haben sich als Teenager auf dem Tennis-Internat ein Zimmer geteilt und waren beste Freunde. Bis sie Tashi kennenlernten und um die attraktive Frau konkurrierten. Offensichtlich hat Art, der mit Tashi eine Tochter hat und einer der weltbesten Tennisspieler ist, diesen Zweikampf gewonnen. Patrick hingegen schlägt sich noch immer als mittelmäßiger Tennisprofi von Turnier zu Turnier durch.

Selten habe ich mich nach wenigen Minuten so deplatziert und so altbacken gefühlt wie in „Challengers – Rivalen“. Dabei ist der gefeierte Regisseur Luca Guadagnioni („Call Me by my Name“, „Skin & Bones“) nur unwesentlich jünger als ich. Und doch ist mir die Bildsprache ebenso infantil fremd wie die Erzählweise überstrapaziert pseudokomplex.

Tic Toc statt Ping Pong

So offensiv wie die Kamera zu Filmbeginn (und auch später) auf die Narben der Athleten hält, fühle ich mich an Food Porn erinnert und an David Cronenbergs Unfall-Fetish in „Crash“ (1996). Dabei bemerke ich die Narben, die ja Traumata zeigen, nicht im Verhalten der Charakter. Das liegt weniger am darstellerischen Talent als an der Art wie „Challengers“ die hergebrachten Sichtweisen herausfordert.

Sexy wirkt an dieser Dreiecksbeziehung, die eigentlich zu Filmbeginn schon keine mehr ist, möglicherweise das physische Momentum. Das ist nicht nur im Sportfilm legitim, sondern häufig genug an sich auch leinwandtauglich Dramaturgie. Eine Befindlichkeit zeigt sich körperlich.

Die Naivität der beiden Jungs offenbart sich in der Rückschau. diese versucht sich selbst einzuholen und wird immer wieder gebrochen; durch neuerliche Zeitsprünge. Jedes neue Beamen ein Wissensgewinn, der dem Publikum zugestanden wird. Doch komplexer wird das Ganze dadurch nicht notwendigerweise. Auf jeden Fall aber perspektivisch verschoben in der facettenaugenhaften Reflexion des glitzernden Zeitlupenschweiß.

Hochglanz-Resopal statt Vollholz

Sicherlich lässt sich auf diese Weise Spannung erzeugen so wie die variantenreiche und handwerklich verspielte Auslotung dessen wie sich Ballwechsel während eines Tennismatches darstellen lassen. Das sorgt für ungeahnte Film-Sequenzen für ein avisiertes Publikum mit der Aufmerksamkeitsspanne von Kolibris.

Flöten geht dabei der Sport, der ohnehin nur als Spielfeld für das Beziehungsdreieck herhalten soll. Auch das ist legitim. Und mit dem Club Beats von „Nine Inch Nails“-Mann Trent Raznor in bereits bekannt beliebter Kombi mit Score-Komponist Atticus Ross („The social Network“) fügt sich ein High Gloss Finish zusammen, das wie selbstverständlich Product Placement betreibt, denn das ist dem Tennis schon immer immanent gewesen. (ja, PP gibt’s auch bei „Blade Runner 2049“).

Obwohl das Script so viel Wert legt auf die genaue Chronologie der Ereignisse, als wäre es waren Begebenheiten verpflichtet, ist auch das nur Attitüde. Der Gesamteindruck von „Challengers“ ist jung, sexy und hedonistisch. Oder eben pseudoverspielt, manieriert, verkompliziert und grundsätzlich uninteressant. Diese Challenge habe ich verloren.

So sieht also ein Tennis-Film aus, der sich nicht für den Sport interessiert. Gleiches mag man auch der Menage a Trois unterstellen. Die sexy und temperamentvoll und experimentierfreudig vor allem werbegerecht gerecht hochglanzpoliert wirkt. Slo Mo Schweiß und Club Beats inclusive. „Why do you get all the love in the world?“

Film-Wertung fällt aus

Challengers – Rivalen
OT: Challengers
Genre: Drama, Sport,
Länge: 131 Minuten, USA, 2024
Regie: Luca Guadagnioni
Darsteller:innen: Zendaya, Mike Faist, Josh O’Connor,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Warner Bros
Kinostart: 25.04.2024

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