Der Sohn von Rambow: Das Übel aus der Flimmerkiste

Zum Ferienauftakt in den #Partysommer24: „Der Sohn von Rambow“ von 2007. Es muss schon seltsam sein, ganz ohne Medien aufzuwachsen. Für einen modernen Menschen kaum vorstellbar, für die britische Glaubensgemeinschaft der Plymouth-Brüder Alltag. Der zwölfjährige Will kompensiert die fehlenden Unterhaltungsmedien mit einer blühenden Fantasie.

Und immer wenn in der Schule wieder ein Lehrfilm gezeigt wird, muss Will den Klassenraum verlassen und leistet dem Goldfisch auf dem Flur Gesellschaft. Zumindest bis er dort die Bekanntschaft des Schulrabauken Lee macht, der in der Parallelklasse rausgeschmissen wird, weil er den Unterricht stört. Und der erste Kontakt ist nachhaltig, sozusagen voll auf die Fresse, denn Lee schmeißt Will aus Langeweile erstmal seinen Tennisball ins Gesicht. In der anschließenden Rauferei, geht auch das Goldfischglas hops und die beiden ungleichen Schüler landen beim Rektor.

Doch Lee bietet Will an, die bevorstehende Folter für das Fehlverhalten allein auf sich zu nehmen, bei angemessener Bezahlung versteht sich. Mit dem Versprechen für Lee zu beten, nimmt Will das Angebot an. Sein schlechtes Gewissen bringt ihn in Kontakt mit Lee, dessen großes Projekt ist, einen eigenen Film zu drehen und beim Talentwettbewerb einzureichen. Nebenbei muss er für seinen großen Bruder noch Raubkopien von Kino-Blockblustern anfertigen. Bei der Gelegenheit sieht Will zum ersten Mal fern, ausgerechnet den ersten „Rambo“-Streifen. Der überforderte Junge ist total hin und weg und will jetzt der Sohn von Rambo sein. Was Lee wiederum auf die Idee bringt, daraus seinen Film zu machen.

Früh übt sich, wer Filmmacher werden will

Bei all den skurrilen Action-Stunts während des Drehs kommen sich die beiden im Grunde einsamen, vernachlässigten Jungen als Freunde näher und werden zu Blutsbrüdern. Lee muss sich nur mit seinem richtigen Bruder rumärgern, den er abgöttisch verehrt, der aber ein ignoranter Halbstarker ist. Die Mutter der beiden verbringt die meiste Zeit des Jahres in Spanien, bei ihrem neuen Lover. Will hat ganz andere Probleme: Er muss sich ständig neue Ausreden einfallen lassen, um von den Gebetsstunden wegzubleiben, die er sowieso nicht ausstehen kann. Immer klarer wird sich Will darüber, dass er kein Glaubensbruder sein möchte. Doch seine alleinerziehende Mutter hält an ihrem Glauben fest und versucht Will in der Gemeinschaft zu halten.

Als dann die halbe Schule bei den Dreharbeiten mitmischen will, nur weil der Star-Austauschschüler aus Frankreich sich langweilt, nimmt das Filmprojekt absurde Ausmaße an und Lee, der Rabauke fühlt sich nicht mehr wohl im Filmteam. Will hingegen genießt seine unerwartete Popularität und merkt nicht, dass ihm die Freundschaft zu entgleiten droht. Letztlich kommt es zu einem Desaster während der Dreharbeiten, und bei der Rettung von Will erleidet Lee selbst einen schweren Unfall. Doch keine Angst, am Ende wird alles gut.

Chaos bei den Dreharbeiten

Die Actionlastigkeit der Vorschau bringt „Der Sohn von Rambow“ nicht Spielfilm füllend rüber, stattdessen gewinnt Garth Jennings Komödie mit einer wunderbaren Story über Freundschaft und die Unbeschwertheit der Jugend. Eingebettet in die Fragestellung, ob man seine Kinder vor den Medien schützen kann oder sollte, entspinnt sich eine im besten Sinne britische Komödie, die auch immer ein gesellschaftliches Phänomen beleuchtet. „Der Sohn von Rambow“ macht die englischen 1980er Jahre wieder erlebbar, nicht nur den Mikrokosmos einer religiösen Gemeinschaft und des damaligen Schulalltags sondern auch die Schwierigkeiten des Aufwachsens, wenn Eltern nicht für ihre Kinder da sind.

Die Arbeiten an diesem Filmprojekt hatte Garth Jennings schon vor „Per Anhalter durch die Galaxis“ (2005) begonnen, allerdings eher auf Basis einer Idee und ohne wirkliches Drehbuch. Es ging ihm darum darzustellen, wie es sich anfühlt in diesem Alter zu sein und das ist grandios gelungen. Dann hatte man gehofft durch den Blockbuster auch Mittel für den „Sohn von Rambow“ organisieren zu können, doch daraus wurde nichts.

Dass der Film so wunderbar funktioniert, liegt vor allen an den beiden Hauptdarstellern Bill Milner („Will Proudfoot“) und Will Poulter („Lee Carter“). Beide haben keinerlei Schauspielerfahrung, doch die Chemie zwischen den beiden stimmt und die jungen Männer machen ihre Sache unglaublich gut. Der rotzige, rüde Umgangston geht zwar in der deutschen Synchronisierung ein wenig verloren, aber an anarchischem, kindlichem Überschwang sind Will und Lee nicht zu überbieten.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Der Sohn von Rambow
OT: Son of Rambow
Genre: Komödie, Familienfilm, Drama
Länge: 96 Minuten, GB, 2007
Regie: Garth Jennings
Darsteller:innen: Bill Milner, Will Poulter
FSK: ab 12 Jahren,
Vertrieb: Senator, Leonine
Kinostart: 19.08.2008
DVD-VÖ: 14.02.2009