Aus dem Archiv ins #Winterwunderland: das norwegische Kriegsdrama „Max Manus“ von 2008 (bei uns 2010 in den Kinos). Jedes Land hat seine Heldengeschichten und „Max Manus“ erzählt vom Widerstand gegen die deutsche Besatzung und von einem kämpferischen Mann. Das ist der Stoff aus dem Filme gemacht werden. Herausgekommen ist allerdings auch ein sehenswertes Zeitgemälde und der bis dato teuerste und erfolgreichste Film Norwegens.
Während Max Manus 1940 als Freiwilliger im Finnisch-Russischem Krieg an der Salla-Front kämpft, startet Nazi-Deutschland das Unternehmen „Weserübung“, eine planmäßige Besetzung der neutralen Staaten Dänemark und Norwegen, um dadurch die Briten strategisch zu schwächen.
Als Max Manus (Aksel Hennie) nach Oslo zurückkehrt findet er ein überranntes Land, das fest unter der Kontrolle der Deutschen steht. Freunde von Max haben sich zu einer Widerstandsgruppe zusammengetan, um die Besatzer mit kleinen Sabotageakten zu schwächen und Max schließt sich bereitwillig an. Doch schnell wird klar, dass der Widerstand besser organisiert und ausgebildet werden muss, um großangelegte Aktionen durchzuführen.
Operation Weserübung
Max schlägt sich nach Schottland durch, wo er von der Britischen Armee ausgebildet wird. Bei seiner Rückkehr lernt er in Schweden die norwegische Verbindungsfrau Ida Lindebraeke (Agnes Kittelsen) kennen. Zurück in Oslo bereitet der Wiederstand, der zunehmend ins Visier der Deutschen gerät einen großen Coup vor. Ein Spiel gegen die Zeit und gegen den Gestapo-Offizier Fehmer (Ken Duken) beginnt.
„Max Manus“ hat alles, was großes Kino braucht: Stimmige, authentische Figuren, eine funktionierende Handlung, solide Action, eine Liebesgeschichte und überzeugende Schauspieler. Dem norwegischen Regieduo Joachim Rönning und Espen Sandberg gelingt mit dem biografischen Thema ein überzeugendes Stück Film. Das hatte in der norwegischen Heimat beinahe selbstverständlich größten Erfolg. Beide drehten schon „Bandidas“ zusammen und später „Kon Tiki“ und „Piraten der Karibik 5: Salazars Rache“.
In „Max Manus“ funktioniert Geschichte als identitätsstiftendes Thema, gerade weil sie in düsteren Zeiten ein Heldenbeispiel gibt und das Feindbild mit der Besatzungsmacht so klar ist. Doch das Bild der deutschen Besatzung ist keineswegs plakativ. So parliert der Gestapo-Mann Fehmer sicher in der Landessprache und bringt der Bevölkerung durchaus Respekt entgegen, was ihn allerdings nicht daran hindert, mit der ihm zur Verfügung stehenden Härte durchzugreifen. Ken Duken überzeugt als Nazi-Offizier und hat „Max Manus“ womöglich auch das Engagement bei Tarantinos „Inglorious Basterds“ zu verdanken.
Widerstand in Skandinavien
Ich komme nicht umhin, bei „Max Manus“ auch an „Tage des Zorns“ zu denken. Der direkte Vergleich drängt sich nicht nur aufgrund der ähnlichen Handlung und der selben Zeit auf, sondern auch weil beide Filme im Jahr 2008 in ihren Heimatländern ins Kino kamen. „Tage des Zorns“ wirkt als Film wagemutiger und unverbrauchter, was auch an der Ausformulierung der schmuddeligen Undergroundhelden liegen mag. Max Manus hingegen ist Soldat und weniger Stadtguerilla.
Von Beginn an lässt der Film keinen Zweifel zu, dass wir es bei Max Manus mit einem Helden zu tun haben. Doch der Held übersteht die Geschehnisse an der Russlandfront nicht unbeschadet. Und obwohl sein Kampfeswille ungebrochen bleibt, tröstet sich Max Manus in der Trauer um die Kameraden immer häufiger mit Alkohol.
Die Geschichte ist gut inszeniert und solide umgesetzt. Doch es gibt auch weniger überzeugende Sequenzen. Das Ausbildungslager in Schottland beispielsweise wird recht herkömmlich dargestellt und zu lange gezeigt. Auch die Liebesgeschichte, obwohl wahr und obwohl Ida und Max lange Jahre verheiratet waren, ist auch eher konventionell gehalten. Der Schauspieler Aksel Hennie („Headhunters“) geht voll und ganz in der Rolle des norwegischen Helden auf. Der seinerzeit hierzulande kaum bekannte Schauspieler war in seiner Heimat zu Recht bereits sehr populär.
„Max Manus“ ist das gelungene und sehenswerte Portrait eines norwegischen Helden, das auch hierzulande nicht nur Geschichtsinteressierte begeistern sollte und zu unterhalten weiß.
Film-Wertung: (6 / 10)
Max Manus
OT: Max Manus
Genre: Kriegsfilm, Biografie
Länge: 118 Minuten, N, 2008
Regie: Joachim Rönning & Espen Sandberg
Darsteller:innen: Aksel Hennie, Ken Duken, Agnes Kittelsen
FSK: a<b 16 Jahren
Vertrieb: Capelight / Alive
Kinostart: 11.02.2010
DVD- & BD-VÖ: 23.10.2010