Carnage, der fiese Symbiont, der den Psychopathen Cletus Kasady bewohnt, leidet an Größenwahn und strebt die Weltherrschaft an. Ausgerechnet Spider-Man Miles Morales versucht das Monster-Alien aufzuhalten. Dabei gibt es zwar Hilfe, aber Carnage ist Überall. Oder wie die Beastie Boys einst gröhlten: „No Sleep ‚til Brooklyn“. Eine Stadtteilführung der anderen Art. Im Dezember 2023 neu bei Panini Comics.
Ehrlich, ich kann jeden verstehen, der bei den ganzen Superhelden (gerade bei Marvel) nicht mehr durchblickt. Da gibt es etliche Spider-Typen, diverse Symbionten und auch die anderen bekannten und beliebten Superhelden haben zwischenzeitlich mal Nachfolger oder Stellvertreter gehabt. Außerdem kommen immer wieder neue Superwesen dazu und/oder wechseln bisweilen die Seiten.
Aber: dranblieben lohnt sich in diesem Fall aus zwei Gründen: 1. ist die Story gelungen, und was in den USA über diverse Einzelhefte und Serien verstreut veröffentlicht wurde, ist hier fein zusammengefasst und editiert. Und 2. an diesem Crossover wirken so viele Autoren, Zeichner und Koloristen mit, dass es schon eine tolle stilistische Bandbreite abbildet.
„Carnage“ ist wie „Venom“ ein außerirdischer Symbiont, der mal zu „Spider-Man“ Peter Parker auf die Erde gekommen ist und seither in der Welt der Spinnenhelden eine eher gruselige Nische besetzt. Miles Morales ist ein afroamerikanischer Teenager, der auch Spinnenkräfte (aber andere und mehr) bekommen hat und versucht als Teenagerund Superheld klar zu kommen. Beide, „Carnage“ und „Spider-Man Miles Morales“ haben in den USA gerade erfolgreiche Heftserien laufen, und auch der Kobold („Goblin“), also dessen aktuelle Inkarnation, hat eine eigene US-Serie im aktuellen Spider-Man-Universum.
„Kontrolle? Hattest du nie. Jetzt entspann dich und lass den guten Cletus ans Steuer.“
Miles Morales schwingt sich gerade zu einer Geiselnahme, statt der Familie beim Umzug zu helfen. Doch der Geiselnehmer ist Cletus Kasady alias „Carnage“. Das verspricht ein Massaker zu werden. Und noch bevor die Eingreiftruppe von Agentin Gao vor Ort ist, hat Miles das Gebäude schon betreten. Gao hat „Scorpion“ dazu verdingt, gegen „Carnage“ zu kämpfen. Außerdem kommt später noch die Truppe „Cape Killers“ zum Einsatz, bestehend aus dem „Task Master“, einer jungen „Elektro“ und eine superschnellen Taschendiebin namens „Hightail“.
Carnage wiederum hat diverse „Jünger“, die gerne als Appetithappen oder Teile seiner Zerstörungsarmem ihre Gewaltfantasien ausleben möchten. Darüber hinaus war der Symbiont noch nie so mächtig wie aktuell, denn er hat eine Stark-Rüstung am Start, und während Spider-Miles ihn elektroschockt entdeckt Carnage das Online-System in der Rüstung. Und damit ganz neue Möglichkeiten der Weltherrschaft.
Ihr seht, es geht wild und überbordend zur Sache. Das ist in den überlangen Eventheften „Carnage Reigns Alpha“ und „C.R. Omega“ machtvoll und auf diversen Schauplätzen und Spielwiesen angelegt und wird über fünf Serienausgaben aus „Miles Morales: Spider-Man“, „Carnage“ und „Red Goblin“ turbulent, actionreich und ziemlich originell ausgeführt.
„Ist der Penner jetzt etwas Online?“
Dafür sind nicht nur etliche Autoren am Start, die sich erstaunlich gut ergänzen, sondern auch diverse Zeichner und Koloristen. Insofern liefert „Die Herrschaft von Carnage“ auch etwas ähnliches wie bei DC Comics lange Zeit die Batman Megabände geliefert haben: einen Überblick über zur Zeit angesagte Kreative, die sich ordentlich austoben können.
Wer genau hinschaut, kann durchaus Eigenheiten und Unterschiede erkennen, ohne dass die Story auseinanderfallen würde. Ich persönlich bin ein großer Freund des „Miles Morales“-Teams aus Zeichner Federico Vicentini und ryan Valenza, die ein bisschen cartooniger rüberkommen, so wie das Artwork der Power Man & Iron Fist Serie „Heros for hire“. Das eher technoide, stilistisch kühle der „Gnadentod“-Episode liegt mir weniger. Aber letztlich sind das alles Geschmacksfragen.
Wer bei Marvels neuen und alten Superhelden und Superschurken und den Symbionten mal kurz den Überblick verloren hat, findet in dem Serien-Crossover „Die Herrschaft von Carnage“ einen Haufen neuer Impulse. Nach kurzem einlesen, ist die Story ziemlich überbordend und wild. Das macht auch deshalb so viel Spaß, weil so viel Kreative an der Story beteiligt sind. Empfehlenswert für Leute die quirlige Superheldenaction mögen und für Carnage-Fans ohnehin. „Die Herrschaft von Carnage“ macht extrem viel Laune.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Die Herrschaft von Carnage
OT: Carnage (2022) 13–14, Carnage Reigns: Alpha, Carnage Reigns: Omega, Miles Morales: SM (2023) 6–7, Red Goblin 5,
Genre: Comic, Fantasy, Superhelden
Autoren: Alex Paknadel, Cody Ziglar et al
Zeichner: Fran Galán, Federico Vicentini, Paris Alleyne et al.
Farben: Erick Arcinega, Bryan Valenza, et al
Übersetzung: Carolin Hidalgo
Verlag: Panini Comics, Softcover, 204 Seiten
VÖ: 19.12.2023