The Book of Eli: Atmosphärischer Endzeit-Western

Aus dem Archiv in den #FantasyFebruar: „The Book of Eli“ von 2010. Wenn die Hughes Geschwister nach “From Hell” endlich mal wieder einen Film machen, erwartet man schon ein optisches Erlebnis und „The Book of Eli“ enttäuscht nicht. Storytechnisch sollte man allerdings nicht zuviel erwarten, während Denzel Washington als einsamer Wanderer unterwegs ist.

Eli (Denzel Washington) wandert seit dreißig Jahren durch ein verwüstetes Amerika: Immer in Richtung Westen, unterwegs zu einem unbestimmten Ziel, das er selbst nicht genau benennen kann. In seinem Besitz befindet sich ein wertvolles Buch, das er beschützt. Unterwegs muss sich Eli immer wieder mit Banden und Desperados herumschlagen, die in ihrem Überlebenskampf nicht gerade zimperlich sind.

Als er in eine Kleinstadt-Gemeinschaft gerät, die von Carnegie (Gary Oldman) und seinen Leuten beherrscht und organisiert wird, erregt der Wanderer aufsehen und Carnegie will unbedingt in den Besitz des Buches kommen, denn er sucht schon lange nach diesem letzten Exemplar. Eli gerät in Gefangenschaft, doch mit Hilfe des Mädchens Solara (Mila Kunis) gelingt ihm die Flucht, doch Carnegies Leute sind ihm dicht auf den Fersen.

Die Kraft des Wortes

„Book of Eli“ ist storytechnisch ein typischer Western, der einen einsamen Wolf auf seinem Weg durch ein trostloses Land zeigt. Nach der Apokalypse haben sich rudimentäre Formen von Gemeinschaft gebildet und die versprengten Überreste der Menschheit haben jeden Skrupel abgelegt. Ganz sozialdarwinistisch ist sich jeder selbst der Nächste und es geht um das nackte Überleben. Kein Wunder, dass Kannibalismus weit verbreitet ist.

In dieser Kleinstadt findet Eli schon eine Art Dorfgemeinschaft, die zwar archaisch und brutal organisiert ist, für die Einwohner aber auch Schutz und Nahrung bietet. Dennoch weigert er sich hier Wurzeln zu schlagen, denn er erkennt das machtgierige Genie in Carnegie. Der wiederum erkennt in Eli einen Ebenbürtigen, dessen Charakterstärke den Kleinstadt-Potentaten misstrauisch macht.

Was es nun mit dem Buch auf sich hat, wird nicht verraten, auch wenn genau dieser Aspekt der Knackpunkt des Films ist. Daran mögen sich die Geister scheiden. Ich für meinen Teil rate dazu, den messianischen Aspekt nicht über zu bewerten und das Buchthema einfach als Symbol für die gesamte Kultur zu verstehen. In diesem Aspekt bedient sich der Film bei seinen reichlich vorhandenen Vorbildern und will auch gar nicht mehr als einen stimmigen Schluss für die Story.

Neustart und Machtgefälle

Das kann man dem Film nun vorwerfen, doch das wäre nicht so ganz gerecht, denn viele, auch großartige Filme, gerade aus dem Science-Fiction oder Western-Genre erzählen eigentlich eine eher schlichte Geschichte.

„the Book of Eli“ hat zwei wirklich sehenswerte und einnehmende Aspekte, die alle Unzulänglichkeiten der Story ausgleicht: Zum einen ist das Szenario wirklich gelungen und atmosphärisch dicht inszeniert, zum anderen ist Denzel Washington als Eli absolut überzeugend. Wer also mit der Mischung aus düsterer Science-Fiction und gelungenen Action leben kann, den erwartet ein absolut sehenswertes Kinoerlebnis.

Die Hughes Brothers finden dabei stets die perfekte Balance aus Action und Stimmung, aus finsteren und zugleich schönen Trümmer-Szenarios und bodenständiger, trashiger Endzeit-Kulisse, die vor Dreck nur so trieft. Kleine, aber feine Details der untergegangenen Kultur kontrastieren die barbarische Jetzt-Zeit des Films.

Mittendrin wandelt Denzel Washington traumwandlerisch sicher als letzter Mensch auf Erden, dessen Lebenssinn in mehr besteht als purem Überleben. Als einer der wenigen direkten Überlebenden weiß Eli noch um die alte Kultur, ebenso wie sein Widersacher Carnegy. Denzel Washington füllt diese Rolle nicht nur aus, er erweckt sie überhaupt erst zum Leben, so wie auch Eli dem Mädchen Solana einen Lebensentwurf aufzeigt, der über die schiere Existenz hinausgeht.

„The Book of Eli“ erfindet das Rad nicht neu, ist aber eine stilsichere und atmosphärisch dichte Endzeit-Vision, für die sich der Gang ins Kino lohnt. Denzel Washington beweist einmal mehr, dass er ein großartiger und charismatischer Schauspieler ist.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

The Book of Eli
OT: The Book of Eli
Genre: Science-Fiction,
Länge: 118 Minuten, USA; 2010
Regie: Geschwister Hughes
Darsteller: innen: Denzel Washington, Mila Jkunis, Gary Oldman
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Universal Pictures International
Kinostart: 18.02.2010
DVD- & BD_VÖ: 26.08.2010