„Serie in Schwarz“: Von sadistischen Gourmets, Transsexuellen und zufälligen Serienkillern

Aus dem Archiv in den #Thrillzember: „Serie in Schwarz“ von 2011: Die „Serie In Schwarz“ ist eigentlich keine richtige Serie, sondern besteht aus acht abgeschlossenen französischen TV-Krimis, denen nur der Hang zum schwarzen Humor gemeinsam ist. In Anlehnung an eine Krimi-Tradition geht das Konzept im Wesentlichen auf. Allein, man merkt die Fernseh-Inszenierung.

Der deutsch-französische Kultursender Arte, auf dem die „Serie In Schwarz“ 2011 ausgestrahlt wurde, hat sich auf die alte Krimi-Tradition des schwarzhumorigen Thrillers besonnen. Nun unterhält man die Zuschauer:innen mit abseitigen Milieus, eigenwilligen Handlungen und rabenschwarzem Humor, mundgerecht verpackt in kriminalistische Handlungsabläufe. Angelehnt an die „Série Noire“, die nach dem Zweiten Weltkrieg im renommierten französischen Gallimard-Verlag erschien und mit amerikanischen „hard boiled“ Thrillern ein großer Publikumserfolg war.

Film trifft Literatur im Krimi

Die „Serie In Schwarz“ verfilmt nun literarische Vorlagen von französischen Krimiautoren in jeweils einstündigen TV-Krimis, die eher auf ausgefeilte Handlung als auf Thriller-Effekte setzen. Es steht weniger die Spannung im Vordergrund als das effektive Hinarbeiten auf eine schön schwarze Pointe. Das funktioniert meistens ganz unterhaltsam, erhöht aber die Spoilergefahr in diesem Text ganz beträchtlich.

Die hierzulande seinerzeit unbekannten französischen Schauspieler wissen durchweg zu überzeugen. Bei den Inszenierungen der jeweiligen Regisseure ist das nicht so durchgängig der Fall. Zwar entstanden die Krimis der „Serie In Schwarz“ in enger Abstimmung mit den Autoren der Vorlage, aber bisweilen bleibt das Ergebnis doch nur solide Krimi-Unterhaltung. Etwa in der Folge „Schönheit muss Sterben“ von Brigitte Roüen. Darin kommt ein Privatdetektiv einer mafiösen Krankenhausstruktur auf die Schliche. Das ist etwas ereignisarm inszeniert und das Setting kommt einem irgendwie bekannt vor.

Die Pointe macht die Story

Einigen Episoden hätte es besser zu Gesicht gestanden weniger auf einen Off-Erzähler zu setzten, obwohl gerade dieser andererseits den Charme der Episode „Schießen sie auf den Weinhändler“ ausmacht, einem der Höhepunkte der „Serie In Schwarz“. Die Episode beginnt mit einem Big Bang und schafft es wunderbar und knochentrocken noch einen schönen Twist einzubauen, so dass am Ende etwas wirklich Originelles herauskommt. Regisseurin Emanuelle Bercot hat jüngst schon als Co-Regisseurin der gefeierten Mini-Thriller-Serie „Carlos“ ihr Können bewiesen.

Mein Favorit bleibt allerdings „Nur DJs gibt man den Gnadenschuss“ nach einer Story von Didier Daenincks. In der Geschichte geht es eine Radiosendung für Knastis und eine Serie brutaler Überfälle. Bei der Gelegenheit kommt auch das Thriller-Moment zur Geltung.

Sehen Franzosen anders fern?

Erstaunlich genug ist aber, dass diese Folge in Frankreich eigentlich den Auftakt der „Serie in Schwarz“ markiert, man aber für die deutsche Ausstrahlung die Reihenfolge der Episoden komplett umgeschmissen hat. Aber vielleicht sind das deutsche und das französische Publikum einfach zu unterschiedlich und müssen anders angesprochen werden.

Leider bleiben einige Episoden hinter ihrem schwarzhumorigen Potential zurück und kommen nicht aus gewohnt harmloser TV-Unterhaltung heraus. Andere schaffen es gekonnt, die Tradition der schwarzen Krimis wieder aufleben zu lassen.

Auf den DVDs ist zu jeder Episode ein Interview mit dem Regisseur beziehungsweise der Regisseurin beigefügt, das informativ und unterhaltsam Hintergrundinformation liefert.

Alles in allem, funktioniert das Konzept der „Serie in Schwarz“ ganz gut. Dass es bei unterschiedlichen Stories und Regisseuren zu qualitativen Unterschieden kommt, bleibt nicht aus. Liebhaber von Kriminalfilmen und -literatur finden mit der Serie aber einige Ansatzpunkte, um sich mit der hierzulande weitgehend unbekannten französischen Krimilandschaft auseinanderzusetzen.

Die „Serie in Schwarz“ bietet Krimifreunden eine willkommene Abwechslung zum üblichen „Who dunnit?“, schafft es aber nicht in jeder Episode ganz zu überzeugen. Die Serie setzt weniger auf Spannung, denn auf ausgeklügelte Stories, die ihren morbiden Charme wirken lassen.

Serien-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Serie in Schwarz
OT: Suite Noire
Länge: 480 Minuten (8 x 60), F, 2009
Regie: Orso Miret, Patrick Grandperet, Emanuelle Bercot et al.
Darsteller:innen: Nils Arestrup, Clotilde Hesme, Lea Drucker
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD-VÖ: 25.03.2011

Episoden:
„Nächste Ausfahrt Mord“ (OT: „Vitrage à la corde“)
„Schießen Sie auf den Weinhändler“ (OT: „Tirez sur le caviste“)
„Papas Musik“ (OT: la musique de Papa“)
„Nur DJs gibt man den gnadenschuss“ (OT: „On achève bien les disc-jockeys“)
„Die Königin der Pfeifen“ (OT: „La reine de connes“)
„Das Tamtam der Angst“ (OT: „Envoyez la fracture“)
„Schönheit muss sterben“ (OT: Le débarcadère des anges“)
„Die Stadt beißt“ (OT: „Quand la ville mord“)