Vor ein paar Tagen drückt mir ein Kumpel eine DVD in die Hand, könnte mich ja interessieren. Immer hin spielen Sandra Bullock und Steve Buscemi mit. Aber, so das Fazit meines Kumpels, der Film sei Mist. Der Buscemi-Fan in mir, freut sich immer, wenn er den allseits beliebten Star des Independentfilms in Aktion sieht und ich nehme den Silberling dankend entgegen.
Es gibt immer noch Filme mit Steve, die ich nicht kenne, schließlich ist er für seine zahllosen Gastauftritte und die rekordverdächtige Anzahl seiner Filmtode berüchtigt. Aber von “Wo bitte geht’s zur Mafia” (OT: “Who do i gotta Kill?”, 1994) hatte ich wirklich noch nie gehört. Dabei sagt mir die deutsche DVD-Hülle, der Film sei von 2005 und wirbt offensiv mit den beiden S.B.s.. Sandra Bullock sogar in ihrer ”erotischsten Rolle”. Na, das kann ja lustig werden.
Ich wage kurz an der Stilsicherheit meines Kumpels zu zweifeln. Doch nach einigen Filmminuten und der ersten (und einzigen) “Sex Szene” mit Frau Bullock ist der Glaube an meinen Kumpel wieder hergestellt. Die Szene ist weder besonders erotisch noch besonders witzig und die junge Frau Bullock gibt sich nur begrenzt Mühe ihr Talent auszuspielen. Die Gute läuft zwar mit Reizwäsche rum, aber das Ende von ”Speed” (1994) hat wesentlich mehr Sex Appeal als das hier.
„Wo bitte geht’s zur Mafia?“
Ähnlich verhält es sich mit Steve Buscemi, der gibt einen Informanten, der kurz einige abstruse Theorien verbreitet und taucht ab. Das war’s. Frau Bullock hat noch eine Kneipenszene, in der ihr Lover ihr den Laufpass gibt. Ach ja, Handlung gibt’s auch: ein Krimi-Schriftsteller, dem die Themen ausgehen, heuert bei der Mafia an. Nicht empfehlenswert.
Was ich daraus gelernt habe ist zweierlei: Auch gute Schauspieler können schlechte Filme nicht retten, und man darf nicht alles glauben, was einem so vorgegaukelt wird. Gerade im Unterhaltungsbereich wo alles und jeder das “nächste große Ding” ist. Nicht alles ist Gold, was schlecht poliert wurde. Das gilt besonders für “Wo bitte geht’s zur Mafia”. Zumindest für die deutsche DVD und ich habe kurz daran gedacht jemanden wegen Vorspiegelung falscher Tatsachen zu verklagen.
Das ist Etikettenschwindel und raubt mir den Nerv. Trotzdem:
Viel Spaß im Kino.
(ursprünglich veröffentlicht bei cinetrend.de am 26.06.2008)