Eigentlich müsste ich eine Stellungahme zum Olympia-Boykott (im Jahr 2008 in Peking) verzapfen, denn das ist gerade angesagt, das macht gerade jeder – auch wenn es nicht direkt mit irgendeinem Thema zu tun hat. Nur selten kommt mal jemand zu Wort, der auch was zu sagen hat. So wie Handball-Bundestrainer Heiner Brand, der der ganzen Debatte kurz und trocken die Relevanz absprach, solange Politik und Wirtschaft sich nicht ernsthaft bewegen. Noch Fragen?
Und dann ist noch Charlton Heston gestorben (am 05.04.2008), einer der letzten großen Helden Hollywoods. Kurz nach Richard Widmark. Da wäre einen Nachruf überfällig, doch wo anfangen in der mehr als 50jährigen Karriere? Das überfordert mich als Filmfan. Festzustellen bleibt mir nur, dass mit Charlton Heston ein Held meiner Kindheit, eine Identifikationsfigur, die mich überhaupt für das Medium Film begeistert hat, gestorben ist.
Charlton Heston
Nun gut, jetzt mag man einwenden, dass der olle Charlton sich mit seinem Auftritt als Vorsitzender der” Rifle Assosiation” in Michael Moores “Bowling for Columbine”(2002) als Unsympath geoutet hat, hat er ja auch. Aber was hat das mit seiner Schauspielkarriere zu tun? Für mich gibt es vier gravierende Gründe, Charlton Heston ewig in bester Erinnerung zu behalten, denn er war zumindest zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat diesen mit seiner Präsenz gefüllt.
Ben Hur
Hier die vier Gründe: “Ben Hur” (1959) war für mich als vorpubertäres Landei quasi eine magnetische Story. “Planet der Affen” (1968) war einer der ersten Filme, die ich ohne Elternaufsicht mit meinem Cousin im Kino gesehen habe. Ich war hypnotisiert. “Soilent Green” (”Jahr 2022…die überleben wollen”, 1973) überraschte mich nichtsahnend im Spätprogramm und raubte mir den Schlaf, als ich – zu Zeiten, da es nur drei TV-Programme gab – durch selbiges stolperte. Ebenso erging es mir mit “Der Omega-Mann” (1971), heutzutage als “I am Legend” mit Will Smith im Kino zu sehen. Die Faszination finsterer Zukunftsvision, die Lust an der Apokalypse hatte zugeschlagen und packt mich noch immer.
Planet der Affen
Fällt Ihnen was auf? In diesen vier Filmen, allesamt noch in meinen ewigen Top 50, gibt Charlton Heston jeweils den Helden. Das hat mich unleugbar geprägt, meine Liebe zu Filmen, Science-Fiction und Literatur im Allgemeinen begründet. Selbstredend habe ich auch die jeweiligen Buchvorlagen verschlungen. Ist Charlton Heston Schuld, dass ich so bin? Nein, aber er hat Richtungen gezeigt, gegangen bin ich selbst.
Der Omega Man
Denn dazu taugt Kino auch: Vorbilder und Role-Models aufzeigen, Orientierungsmöglichkeiten in Raum und Zeit und Gesellschaft anbieten. Vielleicht kann Kino sogar in guten Momenten Werte vermitteln. Zumindest können Filme Diskussionen darüber anregen. Womit wir wieder bei der Olympiade wären.
Viel Spaß im Kino.
[Ursprünglich veröffentlicht auf cinetrend,.de am 10.04.2008]