Believer: Undercover im Rauschschiff

Mit der Gauner-Saga „Believer“ veröffentlicht Busch Media hierzulande einen der erfolgreichsten und beliebtesten Action-Thriller Südkoreas der letzten Jahre. Im Kino war die aufwändige Gangsterjagd hierzulande nicht zu sehen, dafür kommt die Home-Entertainment-Premiere in diversen unterschiedlichen Versionen. Neben digitaler Veröffentlichung, DVD und Blu-ray erscheint „Beliver“ auch in zwei unterschiedlichen Mediabooks. Aber dazu später mehr.

Zunächst geht es an die Story: Seit Jahren ist der koreanische Drogenfahnder Won-Ho (Jin-Woong Cho) hinter einem großen Fisch her. „Mr. Lee“ versteckt sich gekonnt im Hintergrund und niemand scheint seine Identität zu kennen. Dabei produziert und handelt Lees Organisation Drogen im ganz großen Stil.

Als Won-Ho eine junge Drogensüchtige wiederholt als Spitzel einsetzt, geht das gründlich schief. Dem Polizisten soll daraufhin der Fall entzogen werden. Doch kurz darauf taucht die Geschäftsfrau Oh Yeon Ok im Präsidium auf und will Mr. Lee ans Messer liefern. Denn sie ist nur knapp einem Bombenattentat entgangen.

Die Drogen-Geschichte in Seoul

Eines von Lees Drogenlaboren ist explodiert und mit ihm eine ganze Reihe vermeintlicher Führungsgauner. Doch Oh Yeon Ok macht glaubhaft, dass Lee selbst die Säuberungsaktion befahl und auch sie aus dem Weg räumen wollte. Überlebt haben die Explosion nur ein deutscher Schäferhund und ein junger Mann, der scheinbar als kleiner Kurier dort gearbeitet hat und dessen Mutter getötet wurde.

Der Drogenfahnder kann dem jungen Seo Young Rak (Jun-jeoul Ryu) die Info entlocken, dass ein großer Deal mit einem chinesischen Interessenten ansteht. Won-Ho und Rak wollen Mr.Lees Stärke, dass er unbekannt ist, gegen ihn verwenden. Bei dem Deal geben sich die beiden zunächst als Lees Männer aus, später dann als chinesische Interessenten.

Doch die Angelegenheit gerät aus dem Ruder, weil ein unerwarteter Mitspieler auftaucht. Brian (Seung-Won Cha), ein ruchloser Gauner mit religiösem Hintergrund kapert die Produktion für Mr. Lees Organisation. Ob Brian selbst der mysteriöse Gangsterboss ist, lässt sich nicht beweisen.

Remake oder freie Bearbeitung von „Drug War“?

Rein formal gilt „Believer“ als koreanisches Remake des chinesischen Thrillers „Drug War“ (2012) von Honkkong Kino-Legende Johnnie To („Election“, „Mad Detective“). Allerdings hat sich die koreanische Variante der Story etliche Freiheiten genommen und auch die Atmosphäre ist gänzlich unterschiedlich. Anders als beispielsweise häufig us-amerikanische Remake europäischer Filme eins zu eins übertragen werden, da dort niemand Untertitel liest oder Synchronstimmen akzeptiert, ist „Believer“ ein sehr freier Umgang mit der Vorlage.

Im Grunde genommen ist nur der Handlungskern der Undercover-Action identisch. Einige Szenen erinnern dennoch stark an das Vorbild. Aber vor allem durch die Blockbuster-bunte Farbwahl und das Tempo entsteht eine komplett unterschiedliche Atmosphäre. Im Bonusmaterial wird auch von Seiten der Verantwortlichen näher auf die Herangehensweise eingegangen.

Ein Hoch auf das Genre-Kino

„Believer“ ist actionreiches Blockbuster-Kino und war in der koreanischen Heimat wochenlang an der Spitze der Kinocharts und war für diverse asiatische Filmpreise nominiert. Bei den Prämissen des Actionkinos bleiben die Figurenzeichnungen bisweilen etwas stereotyp. Auch und gerade wenn asiatische Zurückhaltung in westliche Emotionalität übertragen werden muss oder soll. „Believer“ macht da keinen Unterschied. Es braucht für Zuschauer:innen , die seltenasiatische Filme schauen, eine Phase der Eingewöhnung, sich an die Charakterzeichnung zu gewöhnen.

Dazu gehört auch die vollkommen unterschiedlich aufgebaute Sprache. Ins Deutsche übertragen wirken die Dialoge trotz guter Synchro oftmals aufgesetzt, weil der Sprachrhythmus so unterschiedlich ist. Ich bevorzuge daher grundsätzlich die Originalfassung mit Untertiteln. Aber da hat jede:r seine Vorlieben.

Der Keyser und der Lee

Einen großen Reiz zieht die Geschichte von der Jagd nach dem unbekannten Verbrechergenie aus der nicht bekannten Identität. Praktisch jeder kann Mr. Lee sein, so wie seinerzeit in „Die üblichen Verdächtigen“ (1995) Keyser Söze im Verborgenen agierte. Dabei ist und bleibt „Believer“ ein Genrebeitrag und bietet Pulp-Action, gelegentlich mit einer Überdosis Klischees.

Der beinahe besessene Cop ist eine klassische Genrefigur. Wie auch der durchgedrehte Gangsterboss. In „Beliver“ in Vollendung dargeboten von Ju-hiuk Kim, der den chinesischen Käufer Jin Ha Rim spielt und eindrückliche Auftritte hinlegt. Diese werden dann ganz pfiffig gedoppelt. Ausgestattet ist der Psychopath auch mit einer ebenso psychotischen Geliebten, von Seun-Hyun Kang gleichermaßen furios gemimt. Andere Details sind dann wieder sehr smart wie die Benennung der Drogen nach Weltraummissionen. Mr Lee hat „Voyager“ und Laika“ im Angebot.

Umfangreiche Mediabooks

Das koreanische Thriller-Spektakel erscheint auch als Mediabook. Einmal in „4K“-Version, also Ultra HD, mit Extended Cut und Bonusmaterial auf Blu-ray und als 3-Blu-ray-Variante. Ebenfalls mit Extended Cut und viel Bonusmaterial. Das Booklet enthält einen Text von Film-Kritiker Christian Zechner, der im Zusammenarbeit mit dem Deadline Film-Magazin entstanden ist. Der kenntnisreiche Text ist eine Liebeserklärung an das neuere asiatische Action-Kino das in den 1990ern in Hongkong und in den letzten Jahren zunehmend in Korea das Licht der Leinwand erblickt.

Extended Cut

Der Extended Cut ist runde 10 Minuten länger als die Kinoversion und wurde von Regisseur Hae-Young Lee („Das Internat: zum Schweigen verurteilt“) vor allem als Dank an die Fans veröffentlicht. Die längere Version hat vor allem ein etwas anderes Ende zu bieten. Darüber hinaus sind keine ganzen Szenen hinzugefügt (bzw. in der Kinofassung gekürzt) worden sondern Szenen sind länger ausgefallen. Gerade zu Beginn des Films verschleppt sich das Erzähltempo dadurch erheblich, aber wer das als Spannungsaufbau genießen kann, wird mit längeren Szenen auf dem Polizeirevier belohnt.

Das filmische Bonusmaterial ist umfangreich ausgefallen und selbst schon wieder so lang wie der Film selbst. Dabei sind die Extreas auf einer gesonderten Disc untergebracht. Neben dem Originaltrailer sind sieben Featurettes über die Filmarbeiten untergebracht. Diese sind auch informativ und bieten Fans detaillierte Einblicke. Ausnahme dabei ist „Irgendwo in der Welt“ das aus Material aus drei anderen Making ofs zusammengeschnitten wurde und somit etwas überflüssig wirkt.

Das Bonusmaterial

„Verfolger & Verfolgte“ setzt den Schwerpunkt auf die Herangehensweise wie sich „Believer“ das chinesische Original zu eigen macht. Dabei geht dieses Making of in der Art der Produktion vor. Erst kommen Produzent und Drehbuchautorin zu Wort, dann der Regisseur und später die Darsteller.

Dem Cast ist aber auch ein eigenes Featurette gewidmet: „Believer“ nimmt sich die Darsteller und ihre Rollen ganz genau vor. „Laika & Voyager“ befasst sich ausführlich mit dem Look und dem Design hinter der koreanischen Version. Gerade was Drogenhandel und Organisierte Kriminalität angeht.

Ebenfalls mit dem Filmlook und Set-Design befasst sich die kleine Doku „Stil & Nuance“. Die auch und vor allem auf die Gemeinsamkeiten und die Unterscheide zur Vorlage eingeht. Zwar hat man versucht die Urbanität nahe man Original zu halten, aber Seoul und Hongkong kommen schon auch Unterschiedlich zur Geltung.

Norwegischer Schnee ist düsterer

Auch für die Dreharbeiten in Norwegen, die „Believer“ eine Rahmenhandlung verliehen, geht eine kleine Doku ein. Für die Szenerie hatte man sich entschieden, da der Schnee optisch große Ähnlichkeit zu den Salinen der Drogenfabrik aufweist. Die Dreharbeiten in der winterlichen Kälte hatten ihre eigenen Herausforderungen.

Abschließend gibt es noch ein „Im Memoriam“ über den Schauspieler Ju-hiuk Kim, der kurz nach Produktionsschluss bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Die Kollegen erinnern sich an die Zusammenarbeit und Ju-hiuk Kim kommt selbst zu Wort, gefilmt während der Dreharbeiten. Fanherz was willst du mehr.

Ein Remake im strengen Sinne ist „Beliver“ nicht. Stattdessen setzen die koreanischen Macher auf eine eigene Interpretation der Ausgangslage und erschaffen eine ganz eigene Stimmung. Die Action stimmt und das Tempo ist durchgehend hoch, zumindest was die Kinoversion anbelangt. Die Mediabooks bieten jede Menge sehens-und lesenswertes Zusatzmaterial für Filmnerds und Fans des asiatischen Kinos. Die Edition ist gelungen ausgefallen.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Believer
OT: Dogjeon
Genre: Thriller, Action,
Länge: 123 Minuten (Exended: 131 Minuten), ROK, 2018
Regie: Hae-Young Lee
Darsteler:innen: Jin-Woong Cho, Ju-hiuk Kim, Seun-Hyun Kang, Jun-jeoul Ryu,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Busch Media
Kinostart: nicht in Deutschland
DVD- & BD-VÖ: 15.07.2022

„Believer“ bei Busch Media