The Bang Bang Club: Fotos von Unruhen

Aus dem Archiv: Die damalige Kinokritik zu „The Bang Bang Club“, der 2011 in die Kinos kam. Als Fotojournalist in einem Krisengebiet unterwegs zu sein, erfordert schon eine gewisse Portion Risikobereitschaft. Als neutraler Beobachter schwebt man ständig in Lebensgefahr und wird zufällig zum Opfer. So wie unlängst (2011) bei den Auseinandersetzungen in Libyen. Der „Bang Bang Club“ machte sich Anfang der 1990er Jahre einen Namen mit aufwühlenden Fotos über das Ende der Apartheid in Südafrika.

Anlässlich des filmischen Porträts „Die Bildkriegerin“ über die deutsche Kriegsfotografin Anja Niedringhaus, der am 26.5.2022 in die Kinos kommt, fiel mit dieser biografische geprägte Film über Fotojournalisten wieder ein, den ich seinerzeit zum Kinostart verfasst habe:

Unter Präsident Botha liegt das südafrikanische Apartheid-Regime gegen Anfang der 1990er Jahre in den letzten Zügen. Doch in den schwarzen Townships regt sich nicht nur Unmut gegen die weiße Regierung. Es kommt auch massiv zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den farbigen Anhängern des African National Congress (ANC) und der Inkatha Freedom Party (IFP).

Republik Südafrika, gegen Ende der Apartheid

Während die Inkatha zeitweilig mit der Regierung kooperierte, um den vermeintlich kommunistischen ANC nicht zu mächtig werden zu lassen, kochen auch alte Stammesfehden wieder hoch. Fast täglich eskaliert die Gewalt. Vier weiße Fotoreporter berichten von den Konflikten in den Townships und ihre erschütternden Aufnahmen finden weltweite Verbreitung.

„The Bang Bang Club“ ist der Spitzname, der sich bald für die vier waghalsigen Fotografen Kevin Carter, Greg Marinovich, Ken Osterbroeg und Joao Silva etabliert. Der gleichnamige Film des südafrikanischen Regisseurs Steven Silver folgt dem biografischen Buch von Silva und Marinovich. Jenen beiden Mitgliedern des Clubs, die heute noch am Leben sind. Der Film zeigt die Kooperation und Freundschaft der Fotografen, die sich gemeinsam aufmachen, um die Gewalt in den Townships zu dokumentieren.

Ein verwegener Ruf und ein Pulitzerpreis

Dabei ist Steven Silver ein eindrücklicher und spannender Spielfilm gelungen, der naturgemäß viel Action und Adrenalinschübe zu bieten hat. Allerdings geht der Film auch über das Spektakuläre der risikobehafteten Arbeit hinaus. Im Fokus des Films steht Greg Marinovich (Ryan Philippe), der als neuestes Mitglied zu dem anderen drei stößt, die schon seit einiger Zeit zusammen arbeiten.

Steven Silvers dokumentarisch geschulter Blick schafft es, die aufgeheizte Stimmung und die Bedrohung in den Townships realistisch und dramatisch darzustellen. Gerade anfangs des Filmes wirken die Fotografen wie Adrenalin-Junkies, doch im Verlauf des Films werden auch die Schattenseiten des kraftzehrenden Berufslebens thematisiert.

Als Marinovich für ein erschütterndes Foto eines brutalen Mordes, das nicht in Südafrika sondern in der New York Times veröffentlicht wurde, den Pulitzerpreis erhält, bekommt der junge Mann auch erhebliche Kritik zu hören. Und auch die Polizei will Marinovich als Zeugen in der Angelegenheit vernehmen. Trotz der weltweiten Anerkennung steht sowohl die journalistische Integrität als auch das Gewissen des Fotografen auf dem Prüfstand. Der Film allerdings gibt keine Antworten auf die Fragen, die er aufwirft.

Packernder Actioner mit realem Hintergrund

Andererseits verzichtet „The Bang Bang Club“ beinahe komplett darauf, den zeithistorischen und politischen Hintergrund weiter auszuführen. Anfangs wird die Situation in den Townships knapp umrissen. Die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen werden aber nicht weiter in Szene gesetzt als sie das Leben und Arbeiten der Fotografen direkt betreffen. Dem Film dies anzukreiden, hieße ihn misszuverstehen. So steht das menschliche Drama im Vordergrund und das ethische Dilemma des Journalisten wird das eigentliche Thema.

Die lückenhafte Informationslage über die Zusammenhänge des Konflikts ist verallgemeinerbar und entspricht häufig der Situation, die viele Kriegsberichterstatter (trotz guter Vorbereitung) in Krisengebieten vorfinden. Die Wahrheit ist nicht immer Schwarz und Weiß.

„The Bang Bang Club“ ist ebenso spannend wie dramatisch und setzt einem waghalsigen Berufsstand angemessen in Szene.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

The Bang Bang Club
OT: The Bang Bang Club
Genre: Drama, Biopic
Länge: 103 Minuten, CDN/ZA, 2010
Regie: Steven Silver
Darsteller:innen: Ryan Phillipe, Malik Ackerman, Taylor Kisch,
FSK: ab 12 Jahren, Bonus-Material ab 16 J.
Vertrieb: Senator Film, Leonine
Kinostart: 23.06.2011
DVD-& BD-VÖ: 9.12.2011