The Tunnel – Die Todesfalle: Eis und Feuer

Katastrophenfilme haben eigentlich immer Konjunktur, auch wenn das „Genre“ so ein bisschen in Vergessenheit geraten ist. Je realistischer die Bedrohung, desto packender der Film. In der norwegischen Produktion „The Tunnel – Die Todesfalle“ geht es vorweihnachtlich dramatisch zu, wenn es in einem der vielen Tunnel dort im Norden zu einen Unfall und einer Blockade kommt. Square One veröffentlicht den sehenswerten Thriller nun als Video On Demand (VoD).

Für viele Urlauber und gerade für Wohnmobilisten ist Norwegen ein Sehnsuchtsort. Die schroffe aber majestätische Landschaft in Europas Norden ist touristisch ebenso begehehrt wie schwer zu erschließen. Berge und Fjorde machen die Transportverbindungen zu Herausforderungen der Ingenieurskunst. Kein Wunder, dass Norwegen nicht nur in Sachen Stromerzeugung aus Wasserkraft weltweit ganz vorne liegt, sondern auch was Brücken- und Tunnelbau angeht.

In dem Thriller-Drama „The Tunnel – Die Todesfalle“ geht es stramm auf Weihnachten zu. Der Winter hat das Land fest im Griff. Ein Sturm hat für Verwehungen und Eisregen gesorgt, so dass die Straßen in den gebirgigen Regionen kaum passierbar sind. Der Straßenmeister Stein (Thorbjørn Harr) inspiziert die Gebirgsstraße zum Storefjell-Tunnel hinunter und will die Route eigentlich schließen. Doch sein junger Kollegen Ivar ist nett und möchte, dass die Leute rechtzeitig zu Weihnachten nach Hause kommen.

Während Stein daheim Stress mit seiner Teenagertochter Elise (Ylva Fuglerud) hat, weil er drei Jahre nach dem Krebstod seiner Frau, nun auch mit seiner Freundin Ingrid (Lisa Calehed) Weihnachten feiern möchte, hat ein Tanklastwagen im Tunnel einen Unfall. Schnell ist die Fahrbahn total blockiert, weil alle an der Unfallstelle vorbei wollen.

„Atmet in den Ärmel und folgt mir!“

Die zentrale telefonische Überwachsungsstelle in Bergen kann sich kein genaues Bild von der Lage machen. Der Empfang im Tunnel ist schlecht. Dann explodiert die brennbare Fracht des LKW mitten im Tunnel und für Stein, der auch bei der Feuerwehr im Einsatz ist, hat sich das Feiern erst einmal erledigt. Was er nicht weiß: Seine Tochter Elise sitzt in einem Fernbus nach Oslo im Tunnel fest.

Den Storefjell-Tunnel gibt es tatsächlich, aber er ist geografisch anders gelegen als der in dem Thriller und auch keine 9 sondern „nur“ 2,7 Kilometer lang. Die Dreharbeiten fanden im Ospeli-Tunnel statt und tatsächlich sind in Norwegen für die Tunnel keine zusätzlichen Rettungswege vorgesehen. Wer also dort drinnen ist, kann der Straße weiter folgen oder umkehren, sofern möglich. By the way: Eine Veröffentlichung des Thrillers als DVD oder Blu-ray ist vom Verleih vorerst nicht vorgesehen.

Regisseur Pål Øie setzt auf menschliches Drama um seinen Katastrophenfilm spannend zu gestalten. Aufwändige CGI-Effekte wurden (glücklicherweise) nicht eingesetzt. Insofern hat der solide gefilmte Thriller eine handfeste Basis für seine Action. Die Dramaturgie ist dabei weitgehend absehbar. Wie weiland Silvester Stallone in „Daylight“ macht sich auch „Vikings“-Star Thorbjørn Harr als Stein energisch an die Rettung der Menschen im Tunnel. Soweit also nicht viel Neues im Film-Genre.

Norwegen- Land der Ingenieurskunst

Auffällig und sehr gelungen dargestellt ist die Breite der menschlichen Schicksale, ohne dabei die Haupthandlung aus dem Blick zu verlieren, oder durch zuviel Nebenschauplätze die Spannung zu ruinieren. Da wäre beispielsweise die Familie, die zum Fest zu Verwandten unterwegs ist, dann die beiden LKW-Fahrer. Außerdem ein Fernbus, in dem auch Elise und ein Schulfreund sitzen, der Leiter der Feuerwehr und sein Sohn Ivar, der sich endlich auch einmal beweisen möchte.

Zusammengehalten wird das Ganze über die Telefonistin Andrea in der Notrufzentrale, die immer wieder clever in die Handlung eingebunden wird und so quasi das Panorama orchestriert. Kontrastiert wird das Katastrophen-Szenario schließlich noch von einer Handvoll Reisender und Einsatzkräfte, die nur durch Glück nicht selbst im Tunnel gelandet sind.

Der norwegische Katastrohen-Thriller „The Tunnel – Die Todesfalle“ liefert sehenswerte Genrekost, braucht keine aufgepumpten Effekte und liefert statt dessen starke dramatische Elemente und einen unterkühlten „Nordic Noir“-Look. Die Besetzung ist wohltuend unverbraucht und sorgt für spannende filmische Unterhaltung, die einem einen realistischen Respekt vor Norwegens winterlichen Straßenverhältnissen verschafft.

Film-Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

The Tunnel – Die Todesfalle
OT: Tunnelen
Genre: Drama, Thriller
Länge: 105 Minuten, N, 2019
Regie: Pål Øie
Darsteller:innen: Thorbjørn Harr, Ylva Fuglerud, Lisa Carlehed
FSK: Ab 12 Jahren
Vertrieb: Square One Entertainment
VoD: 16.02.2021