Bis zur dritten Staffel der neuseeländischen Krimi-Serie “Brokenwood – Mord in Neuseeland” mussten Zuschauer:innen und Fans nicht lange warten. Nach der TV-Ausstrahlung bei der ARD hat Edel Motion die hierzulande immer beliebter werdende Serie direkt als Video On Demand (VoD) und nun auf DVD für das klassische Home-Entertainment veröffentlicht. Die Krimi-Serie, die häufig als Neuseelands „Inspektor Barnaby“ gehandelt wird, hat ihre Schauwerte längst etabliert. Und die vier Kriminalfälle in Staffel 3 wissen zu unterhalten.
Für Serien-Neulinge und zum Einstieg: die (fiktive) Kleinstadt Brokenwood wurde von Serienmacher Tim Balme, der auch die Drehbücher verfasst, als ein Miniatur-Neuseeland konzipiert, als Abbild für all die landestypischen Eigenheiten, Sehenswürdigkeiten und Kultur. Das wurde zumindest in der Auftakt-Staffel und auch in späteren Folgen auch immer wieder sichtbar. Fans, die die Serie bereits kennen, können eigentlich direkt die kommenden beiden Absätze überspringen und direkt zur Fall-Analyse übergehen.
Die Brokenwood Polizei
In der Kleinstadt Brokenwood geht es erstaunlich (und erschreckend) mörderisch zu. Das hatte sich Detective Senior Sergeant (DSS) Mike Shepherd (Neill Rea) auch anders vorgestellt, als er sich zum Serienanfang hierher versetzen ließ. Nun ermittelt er in jeder Staffel über vier in sich abgeschlossene, spielfilmlange Kriminalfälle. Dabei kann er sich dabei auf sein Team ebenso verlassen wie auf seinen Freund Jared. Jared Morehu (Pana Hema Taylor) ist in Brokenwood sowohl in der Serie als auch in dem Ort so etwas wie ein Tausendsassa. Er hilft Mike ein Weingut aufzubauen. Jared hilft wenn nötig aber überall aus, arbeitet mal bei touristischen reittouren oder verkleidet sich für die Weihnachtsparade als Wichtel.
Das Polizeiteam in Brokenwood besteht aus der russisch-stämmigen Gerichtsmedizinerin Gina Kadinsky (Christina Serban Ionda), die immer öfter glaubt, Sheperd würde mit ihr flirten, und den Ermittler:innen Detective Constable (DC) Sam Breen (Nic Sampson) und Detective Sergeant (DS) Kristin Sims (Fern Sutherland). Sims kann keinen Kaffee kochen, ist dafür aber erstaunlich handfest veranlagt und nie um ein vermeintliches Mordmotiv verlegen. Breen ist da eher etwas schöngeistiger drauf und muss in dieser Staffel gleich mehrere seiner Ängste überwinden.
Der Schwarze Witwer
In der Auftakt-Episode „Der schwarze Witwer“ (OT: „The Black Widower“) hat sich Ray Neillson als Veranstalter von nicht ganz originalen „Herr der Ringe“-Touren nicht nur bei seinen Kunden unbeliebt gemacht, sondern auch bei seinen Konkurrenten, die touristische Ausflüge um Brokenwood anbieten. Die dürfen den Wald nämlich nicht betreten. Und nun liegt gerade dort, wo angeblich Frodo von der Riesenspinne gefangen wurde, die eingesponnene Leiche von Rays Frau. Aus ihrem Mund krabbelt ein Exemplar von Neuseelands einziger giftiger Spinne.
Der Witwer geht davon aus, dass seine Frau einen diabetischen Schock erlitten hat. Indes forscht Shepherd bei den Konkurrenten nach. Breen erkundigt sich trotz gehöriger Abneigung gegen die Krabbeltierchen bei der wissenschaftlichen Spinnenexpertin, die mit ihrem Freund, einem Hai-Forscher am Strand lebt.
Wer hätte gedacht, dass Brokenwood so malerische Umgebung aufweisen kann. Inzwischen kultiviert die Serie auch ihre wiederkehrenden Schauplätze. So wie Brokenwoods einzige Kneipe, das „Frog and Cheetah’s“ Pub, das ebenfalls von Witwer Neil betrieben wird. Die Verulkung des „Lord of the Rings“-Tourismus stellt sich als erstaunlich ernst heraus. Und die Ermittlungen laufen trotz oder gerade wegen der vielen Verdächtigen auch öfters mal ins Leere, aber auf unterhaltsame Weise.
Das Spiel vom Tod
Wenn eitle Künstler sterben, muss die Trauerfeier gerne auch etwas hermachen. So auch in „Das Spiel vom Tod“ (OT: „Over Her Dead Body“) bei Brokenwoods Dichter Declan O’Grady, der nach schwerer Krankheit verstarb und sich per Video-Botschaft mit einem letzten Gedicht von der Trauer-Gemeinde verabschiedet. Überraschenderweise kommt es beim Abtransport des Sarges zu einer Ungeschicklichkeit des Bestatters Warren Burgle: Der Sarg rutscht aus dem fahrenden Leichenwagen und zerbricht. Wie sich zeigt, ruht dort nicht der Dichter sondern eine unbekannte Frau.
Während sich DS Sims fragt, wie man als Bestatter so verpeilt und ungelenk sein kann, ist Shepherd vielmehr damit beschäftigt, die richtige Leiche zu finden. Wobei sich im Lauf der Ermittlung schon die Frage stellt, ob Declan O’Grady ermordet wurde.
Eventuell ist der zweite Fall der Staffel etwas zu trutschig ausgefallen, vielleicht ist es aber auch nur die Umsetzung des örtlichen Klatsch-und Tratschverhaltens. In jedem Fall lernen Zuschauer endlich mal Jarod Tante kennen, bei der er nach dem Kindbett-Tod der Mutter aufgewachsen ist. Tantchen hat so ihre ganz eigene Ermittlung am Laufen.
Benzin im Blut
Anschließend bekommt es der Oldtimer-Fahrer Mike Shepherd mit Autonarren zu tun. In „Benzin“ im Blut“ (OT: „The Killing Machine“) scheint der tot aufgefundene Besitzer einer Werkstatt eben daran gestorben zu sein. Es wirkt, als hätte sich Charlie Baxter verschluckt, als er Benzin aus einem fremden Tank saugen wollte, weil seiner leer war.
Doch wenn es sich um einen Unfall handelt, wieso hat ihn dann niemand gemeldet? Und kommt es nur der Polizei seltsam vor, dass gerade in der Nacht zuvor in Charlies Werkstatt ein Einbrecher tödlich vom Dach gestürzt ist? Weil gerade der jährliche Oldtimertreff, der Riverstone Beach Hop, vor der Tür steht, sind etliche Autonarren im Ort. Auch die Hot-Rod Gemeinde trifft sich, die mit ihren aufgemotzten Dragster-Karren lieber Rennen fahren will, als spazieren zu fahren. Unter ihnen auch Jareds alter Kumpel Keith, der ein Aggressions-Problem zu haben scheint. Und sich damit mehr als verdächtig macht.
Nicht nur wegen der direkten Verwicklung von Jared ist die Folge mein Staffel-Liebling, sondern auch wegen der Musik, die dieses mal etwas Rockabilly-mäßiger ausfällt und beschwingt die Grenzen des Country-Rock’n’Roll auslotet.
Die Weihnachtsfolge
In der letzen Folge der dritten „Brokenwood“-Staffel geht es auf Weihnachten zu. Warum der Fall „Blutige Verlobung“ (OT: „A Merry Bloody Christmas“) benannt ist, liegt wohl daran, dass es schwer ist, das „Bloody Mary“-Wortspiel dem ja zugleich ein verdammter Fluch innewohnt, angemessen in unsere Sprache zu übersetzten. Auf jeden Fall fuhr Santa bei der Weihnachtsparade alleine auf seinen Wagen, bevor er von seiner Tochter tot aufgefunden wurde. Nicht der echte Weihnachtsmann, sondern der Darsteller, der Brokenwoods beliebter Bürgermeister ist.
Da in der Kleinstadt gerade Wahlen anstehen, suchen Shepherd und Sims zunächst vor allem unter den Gegenkandidaten nach Verdächtigen. Die stellen sich als ein bunter Haufen heraus, die alle ihre eigene Vorstellung haben, wie dem Gemeinwohl am besten gedient ist. eine Kandidatin allerdings scheint verschwunden. Ein bisschen überkandidelt darf es in einer „Weihnachtsfolge“ schon zugehen und was hier an schwarzem Humor und kulinarischer Nebenhandlung aufgefahren wird, hat schon großen Unterhaltungswert.
Konstante Qualität und wiederkehrende Warenzeichen
Insgesamt hat sich die Serie „Brokenwood – Mord in Neuseeland“ inzwischen zu einem sehr verlässlich unterhaltsamen und halbwegs familienfreundlichen Krimi-Format gemausert, das in seiner Heimat bereits sechs Staffeln lang erfolgreich gelaufen ist. Für 2021 ist der Dreh einer neuen Staffel geplant. Und Freunde der Serie, die das Englische etwas beherrschen, können sich Infos rund um die Serie auf der eigenen Internet-Seite (Link unten) abholen. Hier werden unter anderem auch die Soundtracks zu einigen Staffeln angeboten und Serien- und Country-Fans sollten eventuell mal vorbeischauen.
Ein großes Plus in „Brokenwood“ ist der familiäre Umgang mit den Thema Kleinstadt. Da kennt man sich und läuft einander immer wieder über den Weg. Die kriminalistisch interessierte Rentnerin Mrs.Marlowe taucht gerne mal auf, um ihre bescheidene Theorie oder eine Beobachtung zu laufenden Ermittlungen mitzuteilen. Wobei ich mich gerade frage, ob Sam Breens Freundin Ronda überhaupt schon mal im Bild war, Wichtelkostüme nähen kann sie jedenfalls.
Doch das Ganze funktioniert auch – und das ist für Fans eine schöne Angelegenheit – staffelübergreifend. So taucht beispielsweise in „Benzin im Blut“ ein Verdächtiger aus der ersten Staffel wieder auf, weil er sich einen neuen Job suchen musste, nachdem sei Boss ermordet wurde. Kleinstädte eben, man trifft sich gelegentlich.
Die „Brokenwood“-Krimis aus Neuseeland haben sich mit eigenwilligen Morden, humorvoller Ermittlung und charmant bodenständiger Polizeitruppe. Hier geht es kaum einmal explitzit und grauselig zu. Fans und Neueinsteiger die klassische Krimi-Unterhaltung zu schätzen wissen,. Können bedenkenlos zugreifen und sich auf einigen Nachschub freuen.
Serien-Wertung: (7 / 10)
Brokenwood – Mord in Neuseeland Staffel 3
OT: Brokenwood Mysteries –Season 3
Genre: TV-Serie, Krimi,
Länge: 356 Minuten (4 x ca. 90 Min.) + Bonus, NZ, 2016
Serienidee: Tim Balme
Regie: Mike Smith Michael Keane (2x), Mark Beesley
Darsteller: Neil Rea, Pana Hema Turner, Nic Sampson, Fern Sutherland
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD-VÖ: 04.12.2020