Kin: Laser-Knarre vom Schrott

Irgendwie schaffen es die Regie-Brüdern Jonathan und Josh Baker, sich mit ihrem Werk „Kin“ zwischen alle Stühle zu setzen. Dabei verspricht das Plakat von „Kin“ durchaus ein solides Science-Fiction-Abenteuer. Letztlich hapert es aber in vielen Belangen und herausgekommen ist eher die Pilotfolge einer TV-Serie als ein packendes Kinoabenteuer.

Der afroamerikanische Teenager Eli (Miles Truitt) hat es nicht leicht. Gerade erst musste ihn sein Adoptivvater Hal Solinski (Dennis Quaid) mitten am Tag aus der Schule abholen. Eli hat sich geprügelt, als jemand seine verstorbene Adoptivmutter beleidigte. Handwerker Hal ist ein strenger Mann mit rigorosen Moralvorstellungen. Prügeleien stehen ebenso außer Frage wie das Schrottsammeln in leerstehende Fabriken. Davon gibt es in Detroit zwar einige, aber nicht überall findet man wie Eli einen Sterbenden in seltsamer Uniform und einen schrägen High-Tec-Gegenstand. Der stellt sich später als Alien-Knarre heraus.

Vorher allerdings kommt Elis großer Bruder Jimmy (John Reynor) aus dem Gefängnis. Doch schon am ersten Abend gibt es Zoff zwischen Jimmy und Hal. Sein Sohn soll seine Angelegenheiten gefälligst selbst in Ordnung bringen. Doch Jimmy hat nun Schulden bei Gangsterboss Taylor Balik (James Franco), der ist ebenso unberechenbar wie ungeduldig. Jimmy beschließt den Safe auf Hals Baustelle zu knacken. Mit tragischen Folgen, die Jimmy und seinen Bruder Eli zwingen, zu fliehen.

Unterwegs mit einem Sack voll Geld und einem seltsamen High-Tec-Ding hat Jimmy nichts Besseres zu tun, als erst einmal bei einem Nachtclub anzuhalten. Der Ärger ist vorprogrammiert und lässt nicht lange auf sich warten. Jimmys Sause läuft aus dem Ruder und Eli findet bei der Gelegenheit heraus, dass das seltsame Ding eine Alien-Wumme ist. Tänzerin Milly (Zoë Kravitz) schließt sich den Brüdern an und entflieht bei der Gelegenheit ihrem Dasein als Tänzerin. Allerdings sind nun nicht nur die Gangster hinter den Brüdern her, sondern die Polizei und auch mysteriöse Gestalten, die ihre Schusswaffe suchen.

Bleiben wir doch einen Moment in besagtem Nachtclub, bevor diese Film-Besprechung hier zu analytisch wird: Es ist nicht nur erzieherisch grenzdebil, auf der Flucht einen Teenie in den Club zu schleppen, sondern auch im Sinne der Storyentwicklung stumpfsinnig, kurzsichtig und abgeschmackt. Und genau in dieser Situation offenbart sich auch, was bei „Kin“ so alles im Argen liegt. Die Charaktere sind platt und klischeehaft und nicht so ausgefeilt, dass sie tatsächlich als Individuen wahrgenommen werden. Gerade die Kerle wie Jimmy, Hal oder auch Taylor Balik sind Abziehbilder dessen, was die Autoren und Regisseure für die Geschichte als notwendig erachten. Da hilft dann auch der Soundtrack von den schottischen Post-Rockern Mogwai, die ich sehr schätze, nicht mehr.

„Kin“ basiert auf dem Kurzfilm „Bag Man“, den Jonathan und Josh Baker 2014 drehten und auf dem SouthBySouthwest Festival (SXSW) in Austin, Texas, in jenem Jahr vorstellten. (Zu sehen ist „Bag Man“ auch auf youtube.) Man sollte meinen, die Brüder Baker hätten ihre Storyidee auf Spielfilmlänge gebracht, aber diesen Anschein erweckt „Kin“ nicht gerade. Stattdessen besteht die Handlung im Grunde aus dem Fund der Waffe und der anschließende Flucht der Brüder. Das Genrekino vergangener Jahrzehnte bracht Kultfilme mit ähnlich spärlicher Handlung hervor („Need For Speed“, „Fluchtpunkt San Franzisko“, „Asphaltrennen“, „Love“ ). Die konnten dann aber mit Action oder Setting überzeugen. Für „Kin“ gilt das nicht.

Letztlich kann sich der Film kaum entscheiden, ob er Jugendabenteuer oder Familiendrama sein will, Spezialeffekte sind aber ebenso spärlich wie pfiffige Dialoge. Der Titel wird nicht erklärt (Das ist im Englischen auch nicht nötig, da „kin“ schlicht „Verwandschaft“ bedeutet, im Deutschen aber fehlt diese Info schon, lieber Verleih!) Nichts also mit Kinetik, Technikaffinität oder Ähnlichem. Die Filmmacher wollen Zuviel unter einen Hut bringen, was das Budget aber nur begrenzt hergibt. Es gelingt einfach nicht, eine stimmige, vielschichtige Geschichte aufzusetzen. Infos fließen spärlich. Sci-Fi-Elemente sind rar: Bis auf eine Explosion zu Beginn des Films und das Ende, ist es nicht weit her mit dem Sci-Fi-Actioner „Kin“.

Wären die Charaktere ausgefeilter, wären einige filmische Mankos besser zu ertragen. Letztlich ist jedoch die Handlung einfach zu dünn für die Laufzeit. Trotzdem auf eine Fortsetzung hinzuarbeiten, die scheinbar auch der interessantere Film gewesen wäre, ist schon sehr naiv. Da können auch Stars wie James Franco, Zoë Kravitz und der am Ende auftauchende Typ nicht mehr viel retten.

Film-Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

Kin
OT: Kin
Genre: Action,Adventure, Fantasy
Länge:103 Minuten, USA, 2018
Regie: Jonathan Baker, Josh Baker
Darsteller: Myles Truitt, Dennis Quaid, Jack Reynor, James Franco, Zoe Kravitz,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Concorde
Kinostart: 13.09.2018