Der französische Serienhit “Call My Agent!”, der Ende 2017 auf dem Sony Channel lief und direkt im Anschluss bei Edel Motion fürs Home Entertainment Segment veröffentlicht wurde, konnte schon zum Auftakt mit Charme und Stars zuhauf überzeugen. Jetzt legt die gerade veröffentlichte zweite Staffel noch einmal eine Schippe drauf und führt das Erfolgsrezept konsequent weiter. Das ist nicht nur ein Schaulaufen für selbstironischen französische Stars, sondern auch eine furiose Ensemble-Leistung.
Seit der Inhaber der Pariser Künstleragentur ASK überraschend verstarb, wissen die vier Künstleragenten Mathias (Thibault de Montalembert), Andrea (Camille Cottin), Arlette (Lilianne Rovère) und Gabriel (Grégory Montel) sowie ihre Assistenten nicht genau, wie es mit ihrer beruflichen Zukunft weitergeht. Immerhin hat sich Mathias uneheliche Tochter Camille (Fanny Sidney) als Andreas Assistentin bewährt.
Allerdings läuft nicht alles so richtig rund. Gabriel denkt, dass er die Doppelfunktion als Agent und Geliebter der schauspielernden und singenden ASK-Empfangsdame Sofia locker hinbekommt, ohne in „Gewissenskonflikte“ zu geraten. Andrea trauert immer noch der Steuerberaterin nach, die sie mit ihrem resoluten Verhalten als Beziehungspartnerin verschreckt und gekränkt hat, und Mathias lebt in Trennung von seiner Familie, seit er seiner Frau von der unehelichen Tochter erzählt hat.
Und bei all dem privaten Durcheinander wollen auch noch Stars betreut werden. So etwa Viginie Efira und Ramzy Bedia, die zusammen einen Film gedreht haben, aber ausgerechnet während der Promotour eine Beziehungskrise haben. Isabelle Adjani würde gerne mit dem aufstrebenden Regisseur Julien Doré arbeiten, aber ihr Agent Mathias hat seinerzeit das Drehbuch zu dessen ersten Film in den Papierkorb geschissen. Nun ist der Regisseur beleidigt, weil der den Film extra für die Adjani geschrieben hatte und die Ablehnung noch immer persönlich nimmt.
Am Ende der zweiten Staffel, die erneut sechs Folgen von etwa 55 Minuten Länge umfasst, geht es mit der bezaubernden Juliette Binoche zum Filmfestival nach Cannes. Allerdings wäre da noch die Garderobenfrage der Diva zu klären und ein reicher Bewunderer insistiert auf ein persönliches Treffen. Es ist also viel los in der Pariser Künstleragentur ASK. Den meisten Rummel aber verursacht der überraschende Verkauf der Agentur an einen reichen Businessman.
Hicham Janowski (Assad Baaoub) hat gerade seine erfolgreiche Dating-Plattform für Millionen verkauft und nun sucht er eine neue Spielwiese. Zufällig begegnet er Andrea, mit der er zusammen in einer französischen Kleinstadt zur Schule gegangen ist und kurzentschlossen kauft er die Agentur. Andrea passt das überhaupt nicht, vor allem, weil der neue Chef immer so vertraulich tut, als wären die beiden Kumpel. Die anderen Agenten sind nach einigen Anfangsschwierigkeiten allerdings gar nicht so skeptisch gegenüber dem neuen Chef.
Die Serienmacherin Fanny Herrero hat mit der Idee zu „Call My Agent“ ein sehr glückliches Händchen bewiesen, denn einerseits bietet das Serienformat Gaststars eine feine und selbstironische Bühne und die namhaften französischen Celebrities machen scheinbar gerne mit, wenn es darum geht, sich selbst und die eigenen Öffentlichkeit ein bisschen vorzuführen. Das ist kein Wunder, denn die Drehbücher gehen auch immer auf die jeweiligen Stars ein. So ist die Auftakt-Episode mit Viginie Efrie um einen Talk Show Auftritt gestrickt, den es in ähnlicher Form tatsächlich gegeben hat. Bei den anderen Stars wird sich das ähnlich verhalten, ohne das man dies hier ausbreiten müsste.
Zum Serienerfolg gehört aber auch, dass die Handlung um das Schicksal der Künstleragentur gekonnt und turbulent mit dem Privatleben der Agenten verknüpft wird. In gewisser Weise sorgen gerade diese Handlungsstränge dafür, dass die Serie so gut funktioniert. Beizeiten haben die privaten Verwicklungen grandioses „Soap Opera“-Format, manchmal geht es aber auch mit viel Drama zur Sache, ein bisschen Humor und französische Leichtigkeit dürfen trotzdem nicht fehlen.
Überraschender Weise funktioniert die zweite Staffel unterhaltsamer als die vorangegangene Saison, was vor allem daran liegt, dass sich die Agenten als Serienfiguren ein bisschen von den Stars, die sie betreuen emanzipiert haben und jetzt eine zumindest gleichwertige Serien-Attraktion sind, wie das auch eigentlich sein sollte. Nachden die erste Folge noch etwas verhalten anläuft, drücken die Drehbuchautoren anschließend richtig aufs Tempo und sorgen mit dem neuen Chef für ein chaotisch belebendes Element, dass für einige unvorhersehbare Wendungen sorgt. Die Figur des Hicham Janowski ist für „Call My Agent!“ was der „Irre Iwan“ für „Jagd auf Roter Oktober“ war. Und so gelingt es der zweiten Staffel der französischen Erfolgsserie tatsächlich, noch unterhaltsamer zu sein, als der Auftakt-Staffel. Wir bleiben gespannt.
Es kommt selten vor, dass mich ein Serienformat zum Binge-Watching treibt, aber die zweite Staffel der französischen Serie „Call My Agent!“ überzeugt mit viel Charme, einer gesunden Prise Anarchismus und mit gelungenen Entwicklungen der Charaktere. In der Tat toppt das Niveau der zweiten Staffel die vorausgegangene Saison – gerade weil sich die Agenten von den Stars emanzipiert haben. Chapeau, madames et monsieurs!“
Serien-Wertung: (8 / 10)
Call My Agent! – Staffel 2
OT: Dix pour Cent – 2
Genre: TV-Serie, Comedy, Drama,
Länge: 6 x 55 Minuten, F, 2017
Idee: Fanny Herrero
Drehbuch: Dominique Besnehard, Fanny Herrero
Regie: Laurent Tirard, Antoine Garceau, Jeanne Herry ,
Darsteller: Camille Cottin, Thibault de Montalembert, Grégory Montel, Lilianne Rovère, Fanny Sidney
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD-VÖ: 15.06.2018