Im Zweiten Weltkrieg hat die deutsche Wehrmacht den Norden Europas relativ massiv und schnell unter Kontrolle gebracht. Dennoch haben die Skandinavier sich durchaus gegen die deutsche Vorherrschaft gestemmt. Einige Bemühungen des Widerstands im zweiten Weltkrieg werden immer mal wieder verfilmt. So auch die Geschichte des Norwegers Jan Baalsrud, der 1943 einen abenteuerlichen Überlebenskampf hinlegte und in seiner Heimat zum Volkshelden avancierte. „The 12th Man“ erscheint nun als Home-Entertainment Premiere bei Constantin Film.
Im Herbst 1939 startete das Deutsche Reich seinen Eroberungskrieg mit dem Blitzangriff auf Polen, der die später alliierten Mächte dazu nötigte, Hitlers Expansionsbemühungen etwas entgegen zu setzen. Dennoch wendete sich der kriegerische Eifer der Deutschen schnell gegen die direkten Nachbarn und am 9.April 1940 begann das Unternehmen Weserübung, dass Skandinavien überrannte und der Wehrmacht Zugang zu den Nordseehäfen an Norwegens Küste verschaffte sowie Zugriff auf die reichen Kohlevorkommen im Norden Europas.
Während die Besetzung Skandinaviens relativ kampflos von statten ging, war der Widerstand virulent. Viele Skandinavier gingen nach Großbritannien und schlossen sich der britischen Armee an. Einige von ihnen wurden als Saboteure ausgebildet und dann wieder in ihre Heimat geschickt. So auch die zwölf Norweger um Jan Baalsrud (Thomas Gullestad), die im Winter 1943 in Troms an Land gehen sollten, um die deutsche Verteidigung zu sprengen.
Das Unternehmen stand unter keinem guten Stern: Das kleine Boot, das die Saboteure an die Küste brachte wird bereits bei der Näherung entdeckt und zerstört. Die Saboteure werden alle erschossen, mit einer Ausnahme – Jan Baalsrud. Trotz der eisigen Kälte und der harschen winterlichen Fjordlandschaft gelingt es dem flüchtigen Norweger, den Deutschen immer wieder eine Nasenlänge voraus zu sein. Allerdings ist Baalsrud verwundet und auf die Hilfe seiner Landsleute angewiesen, um nach Schweden zu gelangen, wo er zunächst vor den Deutschen in Sicherheit wäre.
Der Gestapo-Offizier Kurt Stage (Jonathan Rhys-Meyers) ist allerdings ein harter Hund und ein intelligenter Jäger, der den unbekannten Saboteur auf keinen Fall entkommen lassen will. Leider zeigen sich seine Leute weit weniger bissig und glauben bei diversen Gelegenheiten, dass Baalsrud unter keinen Umständen überlebt haben kann – bis er wieder irgendwo gesichtet wird.
In Norwegen ist die abenteuerliche Überlebensgeschichte von Jan Baalsrud weithin bekannt und als 2014 ein Buch erschien über Jan Baalsrud und jene, die ihn retteten, sicherte sich Regisseur Harald Zwart die Filmrechte, um einen spannenden Survival-Thriller vor historischer Kriegskulisse zu drehen. Gleichwohl wurde die wahre Geschichte bereits 1957 von dem norwegischen Regisseur Arne Skouen unter dem Titel „So weit die Kräfte reichen“ (OT: „Ni Liv“) verfilmt, war in Norwegen ein Kassenschlager und auch für den Auslands-Oscar nominiert.
„The 12th Man“ hingegen hat zwar wenig Aussicht auf Filmpreise, aber einen hohen Unterhaltungswert, wenn man auf packend inszenierte Überlebenskämpfe steht. Die Actionsequenzen in der frostigen Umgebung sind schon sehr aufwändig umgesetzt und das Drehbuch weiß auch spannende Verfolgungssituationen zu erzeugen. Mit Thomas Gullestad, der bislang vor allem in norwegischen TV-Serien zu sehen war und Jonathan Rhys-Meyers („Die Tudors“, „Elvis“, „From Paris With Love“) sind die beiden Hauptrollen auch charismatisch besetzt, wenngleich die archaischen norwegischen Fjordlandschaft sicher die Hauptattraktion des Survival-Thrillers ist. Und ehrlich gesagt, sind die Rollen der Deutschen etwas zu plakativ böse ausgefallen, als dass Rhys Meyers brillieren könnte.
Im Prinzip geht es Regisseur Harald Zwart („Chroniken der Unterwelt“, „Karate Kid“, „Eine Nacht bei McCools“) weniger um die historisch genaue Einordnung des Widerstandes gegen die deutsche Besatzung wie sie etwa das norwegische Kriegsepos „Max Manus“ oder der dänische historische Thriller „Tage des Zorns“ inszenieren, sondern um den harten Überlebenskampf des letzten Mannes, der noch am Leben ist. Das hat mehr mit der psychologischen Dramatik des winterlichen Flucht-Dramas „Essential Killing“ zu tun oder mit artverwandten Überlebensthrillern.
Wie auch immer, die Schauwerte sind so imposant wie die Handlung packend inszeniert ist, und der norwegische Kinoerfolg hätte allein wegen der imposanten Optik eine große Leinwand verdient. Immerhin veröffentlicht Constantin dieses kleine Action-Juwel als Home-Entertainment Premiere. Eine willkommene Abkühlung in sommerlicher Hitze.
Film-Wertung: (7 / 10)
The 12th Man – Kampf ums Überleben
OT: Den 12. mann
Genre: Drama, Historie, Kriegsfilm,
Länge: 130 Minuten, N, 2017
Regie: Harald Zwart
Darsteller: Thomas Gullestad, Marie Blokhus, Jonathan Rhys Meyers,
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Vertrieb: Constantin Film
DVD- & BD-VÖ: 7. Juni 2018
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