In naher Zukunft hat die Sonne hat die Erde verbrannt. Die Zivilisation ist zusammengebrochen. Ein Trio von Überlebenden ist auf der Suche nach einem Platz zum Leben und gerät in eine wahre Hölle. „Hell“ war 2011 als apokalyptischer Thriller aus Deutschland schon exotisch, doch die Dystopie beweist eindrucksvoll, dass die heimische Branche den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht, wenn die Macher nicht plump auf bewährte „Erfolgsformeln“ aus Übersee setzen.
Das soziale Leben ist zusammengebrochen, nachdem die Sonnenstrahlung immer stärker wurde und die Ernten verdorrt sind. Die Schwestern Marie (Hannah Herzsprung) und Leonie (Lisa Vicari) haben sich mit Philip (Lars Eidinger) zusammengetan und sind mit dessen Auto unterwegs in die Berge. Es geht das Gerücht, dass es hier irgendwo noch Wasser geben soll. Leonie kann Philip nicht ausstehen und ihre ältere Schwester ist auch nur aus purem Überlebensinstinkt mit Philip zusammen.
Als die Drei unterwegs an einer verlassenen Autobahnraststätte nach Benzin suchen, stoßen sie auf Tom (Stipe Erceg), der sich hier versteckt und das Auto plündert, während die drei nach Nahrung suchen. Trotz Philips Widerstand entschließen sich die Reisenden, Tom mitzunehmen, nachdem er für Benzin gesorgt hat. Im Auto herrscht angespannte Stimmung. Als die kleine Gruppe das Gebirge erreicht, blockiert ein Strommast die Straße und obwohl Tom einen Hinterhalt wittert, muss das Hindernis aus dem Weg.
Und tatsächlich wird Leonie währenddessen von Plünderern entführt. Während Philip Marie davon zu überzeugen versucht, dass ihre Schwester unrettbar verloren ist, heckt Tom einen Plan aus, um Leonie zu befreien. Doch die Rettung läuft absolut nicht wie erhofft. Jetzt ist die komplette Gruppe in tödlicher Gefahr.
Regisseur Tim Fehlbaum erschafft in seinem ersten Spielfilm ein beklemmendes Szenario einer vertrockneten Erde. Auf dieser Apokalypse entfaltet sich in der Folge ein atmosphärisch dichter Thriller, der mehr als nur Nähe zum Horrorfilm aufweist. „Hell“ ist stimmig inszeniert und spielt klug mit Licht und Schatteneffekten einer grellen, vom Licht zerstörten Welt.
Endzeitszenarien haben zumeist den gemeinsamen Nenner, dass aus irgendwelchen Gründen die Zivilisation nicht mehr existiert und werden zwangsläufig auch zu Sozialexperimenten: Wie verhält sich der entfesselte Mensch, wenn es um das nackte Überleben geht? Da macht auch „Hell“ keine Ausnahme und zeigt eine barbarische Welt. Die ist zwar nur spärlich bevölkert, aber die Überlebenden haben sich zu Zweckgemeinschaften und Jagdrudeln zusammengerauft.
Die Story mit ihrer Hauptwendung ist insofern nicht unbedingt die Stärke des eindrucksvollen Regiedebüts, sondern die wirklich packende Thrillerstimmung. Dazu tragen auch die hervorragenden Schauspieler bei, die es schaffen en Überlebenskampf und das blanke Entsetzen glaubwürdig auf die Leinwand zu bringen. Mit der Besetzung Angela Winklers („die verlorene Ehre der Katharina Blum“) als alte Bäuerin ist dem Film sogar ein keiner Coup gelungen.
Der Vergleich mit jüngeren ähnlich gelagerten Endzeit-Filmen liegt nahe und führt doch in die Irre: „The Book of Eli“ und The Road“ fallen einem da im ersten Moment ein. Doch „Hell“ will etwas anderes: Während es in „Book of Eli“ relativ actionreich darum geht, eine neue Kultur aufzubauen und „The Road“ im Grunde eine archaische Vater-Sohn-Beziehung zu Thema hat, geht es in Hell zwar auch um die implizierten Konflikte der Situation und die Psychologie der Figuren, in erster Linie aber um den stimmigen Shocker. Und das gelingt erstaunlich gut.
Die deutsche Thriller-Produktion „Hell“ zaubert ein stimmiges und bei allem Licht finsteres Endzeitszenario auf die Leinwand und überzeugt mit sehenswerten Darstellern, viel Spannung und packender Atmosphäre.
Film-Wertung (7 / 10)
Hell – Die Sonne wird euch verbrennen
Genre: Horror, Mystery, SCi-Fi
Länge: 89 Minuten, D/CH, 2010
Regie: Tim Fehlbaum
Darsteller: Hannah Herzsprung, Angela Winkler, Lars Eidinger, Stipe Erceg,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Paramount
Kinostart: 22.09.2011
DVD- & BD-VÖ: 26.04.2012 (scheinbar vergriffen)