Der nordische Donnergott Thor ist im Superheldenuniversum der Marvel Comics nichts ohne seinen adoptierten Halbbruder und seine Nemesis Loki. Auch auf der Leinwand ist Loki nicht aus den Marvel –Filmen wegzudenken. Ist er doch einer der charismatischsten Bösewichte der Marvel-Filme. Autor Robert Rodi und Ausnahmekünstler Esad Ribic widmeten dem adoptierten Asen Loki Lazufeysohn 2004 eine Graphic Novel. Im November hat Panini Comics den vergriffenen Band wieder aufgelegt.
Gerade einmal vor ein paar Wochen erschien bei Panini Comics mit „Silver Surfer: Requiem“ eine Graphic Novel, die Esad Ribic kunstvoll illustriert hatte. Auch dieser Titel war bereits früher bei Panini erschienen. Mit Loki verhält es sich nun ähnlich. Ursprünglich waren die vier UDS-Ausgaben von 2004 bereits 2005 auf Deutsch als Grahic Novel veröffentlicht wurden. Nun also ist die Story erneut auf dem Markt als Soft- und als Hardcoverausgabe.
Autor Robert Rodi erzählt eine Geschichte, in der es Loki tatsächlich gelingt, die Macht in Asgard an sich zu reißen und seinen Halbbruder Thor und dessen Geliebte, Lady Sif, in Ketten zu legen. Doch so rechte befriedigung mag sich ob des Triumpfes nicht bei Asgars neuem Herrscher einstellen. Zu sehr sind die Schicksale der beiden Götter, die als Brüder aufwuchsen, mit einander verknüpft. Doch nun fordert nicht nur Hela, die Herrscherin über das Totenreich, auch bekannt aus dem aktuellen und dritten „Thor“-Film, die Seele des Donnergottes, sondern auch andere verbündete und Kampfgefährten fordern ihre Belohnung ein.
Robert Rodi erzählt diese Story mit vielen Anleihen aus der nordischen Mythologie und stellt dabei schon recht tiefschürfende Fragen darüber, in wie weit man einen Widerpart, ein gegenüber braucht, um sich selbst als Individuum zu definieren und sich überhaupt zu entwickeln. Ebenso hinterfragt die Geschichte die Wirkmächtigkeit des Schicksals und der Vorhersehung. Ist es Loki überhaupt bestimmt, zu herrschen? Aber lest selbst.
Die Übersetzung der bewusst antiquiert gehaltenen Sprache ist durchaus gelungen, aber Nerds wie mich stört ein moderner Ausdruck wie „Trickster“ in diesem Zusammenhang dann schon.
Das Artwork von Esad Ribic ist – wie das auch in „Silver Surfer: Requiem“ schon erwähnt wurde – von ganz eigenem Charme. Bei den kunstvoll illustrierten und ohne Konturlinie konzipierten Panels und Seiten noch von Zeichnungen zu sprechen, wäre untertrieben-. Vielmehr fügen sich die häufig in einem Farbton gehaltenen Illustrationen zu einem sehr ästhetischen Ganzen zusammen.
Allerdings muss man Ribics Stil auch ein wenig mögen, um daran Gefallen zu finden. Was in der Silver Surfer Story hinreißend und kosmisch funktionierte will in „Loki“ nicht immer gänzlich überzeugen. Vor allem die Gesichtszüge und die Mimik der Charaktere sind zwar ausdrucksstark, aber bisweilen auf sehr blasse Art theatralisch. Eventuell mag man hier den Einfluss von „Trigan“-Künstler Don Lawrence erkennen, dessen Gesichter aber immer deutlich überzeugender waren. Beim Silver Surfer, der irgendwie androgyn ist, fällt das nicht ins Gewicht, bei so physischen Charakteren wie den nordischen Göttern um den Haudegen Thor hingegen schon.
Mit der 2004 geschriebenen Graphic Novel „Loki“ gelingt es den Kreativteam aus Robert Rodi und Esad Ribic, Marvels Inkarnation des vielschichtigen nordischen Gottes eine ebenso nachdenkliche wie kluge Seite abzugewinnen. Eine lohnenswerte Wiederauflage.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Loki
OT: Loki (2004) 1-4, Marvel Comics,
Genre: Superhelden, Comics
Autor: Robert Rodi
Zeichner & Kolorist: Esad Ribic
Übersetzung: Steve Kups
Verlag: Panini Comics, Softcover, 100 Seiten,
VÖ: 21.11.2017