Wer dieser Tage im TV nach Actionreicher Unterhaltung sucht, wird auf eine ebenso abstruse wie fantastische Vampirjagd stoßen: In „Abraham Lincoln – Vampirjäger“, ist der spätere Präsident der USA untoten Blutsaugern auf den Fersen. Die Idee klingt erstaunlich absurd, aber auch recht interessant: Einer der einflussreichsten Präsidenten der USA ist in seinem Geheimleben ein Vampirjäger. Ich kann die spontane Begeisterung von Tim Burton, dem Produzenten dieses Fantasy-Actioners, verstehen, der wollte den Film selbst gerne sehen. Allerdings hält das Ergebnis nicht was, der Titel verspricht. Ganz schön viel Aufwand, um sich selbst zu bespaßen.
Wir wussten es schon immer: Die amerikanischen Südstaaten vor dem Bürgerkrieg sind der Inbegriff des Vampirismus! Die ganze Sklaverei dient einfach nur dazu, der weißen, blutsaugenden Farmerschicht eine Nahrungsquelle zu sein. Dr junge Abraham Lincoln wächst im Süden auf und muss hilflos mitansehen, wie ein Vampir seine Mutter tötet. Daraufhin schwört der Junge Rache. Aber wie? Gegen die übermächtigen Vampire braucht es gute Waffen und Kampfkünste. Glücklicherweise beobachtet Henry Sturges (Dominic Cooper) den rachsüchtigen Jüngling und unterweist ihn im Kampf gegen die Vampire. Für Abe wird das zur Lebensaufgabe.
Während Lincoln (Benjamin Walker) gleichzeitig an seinem Anwaltspatent und seiner politischen Karriere bastelt, muss sich Obervampir Adam (Rufus Sewel) wohl oder übel vom Müßiggang seiner Plantage verabschieden, um dem neuen Feind die Leviten zu lesen. Glücklicher Weise hat Lincoln mit seinen schwarzen Freund Will (Anthony Mackie) einen treuen Mitstreiter an der Seite. Alles steuert auf einen Bürgerkrieg zu.
Romanautor Seth Graham-Smith, der auch das Drehbuch beisteuerte, kam die Idee zu der Geschichte im Buchladen: Selig vereint auf dem Präsentiertisch lagen Biographien des großen amerikanischen Präsidenten und die neuesten Twilight Romane, das müsste sich doch verbinden lassen? Leider merkt man der Geschichte eben diese retortenhafte und auf Publikumsgeschmack ausgerichtete Herangehensweise auch an. Und hinsichtlich der Geschichte und dem historischen Auftauchen der Vampire bis zum blutigen Bruderkrieg in Amerika ist „Abraham Lincoln Vampirjäger“ das dusseligste, was mir seit langem untergekommen ist. „Transformers“ ist überzeugender. Gleichwohl, man kann einen gewissen charmanten Trashfaktor nicht verleugnen.
Bleiben also nur die Schauwerte des Horror-Actioners, den Regisseur Timur Bekmambetow („Wanted“), den ich eigentlich sehr schätze, solide umgesetzt hat. Mit einem typisch amerikanischen Hang zum Ikonischen, hebelt sich Lincoln mit silberbewehrter Axt durch die Kreaturen der Nacht und die pompöse Pracht der Südstaaten geht im Feuer zugrunde. Aus irgendeinem Grund muss – wie in „Wanted“ wieder eine Eisenbahn für den Showdown herhalten, aber das passt dann schon. Obwohl sich die Schauspieler redlich mühen, dem Geschehen einen Hauch von Leben zu verleihen, bleibt gerade Benjamin Walker als Lincoln erstaunlich hüftsteif und wären da nicht der an Downey Jr.s „Sherlock Holmes“ angelehnte Dominic Cooper als Henry Sturgess , müsste man dem wie immer charismatischen Rufus Seawell als Finsterling die Daumen drücken.
Der Grusel-Actioner „Abraham Lincoln Vampirjäger“ wird sein Publikum finden. Allerdings hat der Film außer Schauwerten, die auch nicht extravagant ausfallen, wenig zu bieten, vor allem die hahnebüchene Story und die oberflächlichen Charaktere lehren einen das Fürchten.
Film-Wertung: (4 / 10)
Abraham Lincoln Vampirjäger
OT: Abraham Lincoln: Vampire Hunter
Genre: Horror, Action, Fantasy
Länge: 110 Minuten, USA, 2012
Regie: Timur Bekmambetov
Romanvorlage: Seth Grahame-Smith
Darsteller: Benjamin Walker, Mary Elizabeth Winstead, Dominic Cooper, Alan Tudyk, Rufus Sewell
Vertrieb: 20th Century Fox
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 03.10.2012
DVD- & BD-VÖ: 14.02.2013