Es ist schon fast eine Tradition geworden, dass die Disney Animationsstudios um die Weihnachtszeit einen Familienfilm in die Kinos bringen. Dieses Mal entführt uns die Geschichte nach Ozeanien als es noch Magie und Legenden gab. „Vaiana“ ist die tapfere Häuptlingstochter, die sich auf eine abenteuerliche Reise macht.
Einst waren die Polynesier ein mutiges Volk von Seefahrern, doch seit der legendäre Halbgott und Gestaltwandler Maui mit seinem magischen Haken aus Fischknochen sich aufmachte um der Göttin Tefiti ihr Herz zu stehlen, breitet sich Dunkelheit über den Inseln und der See aus. Vaianas Stamm hat die Seefahrt schon längst aufgegeben und es ist den Menschen auf der Insel verboten sich über das Riff, das die Insel von weiten Ozean abgrenzt, hinauszuwagen. Nur Vaianas Großmutter wird nicht ,müde von alten Seefahrerlegenden zu reden. Aber die Alte nimmt im Dorf kaum einer ernst.
Dann erreicht die Dunkelheit auch Vaianas Insel und die ganze Kokosnuss-Ernte verdirbt. Gegen die Willen ihres Vaters macht sich das mutige Mädchen auf eine wagemutige Reise. Sie will Maui finden und ihn dazu bringen Tefiti ihr Herz zurückzubringen. Dere Halbgott stellt sich allerdings als eingebildeter Schnösel heraus, der nicht einmal ansatzweise den Ernst der Lage begreift. Für Vaiana eine ebenso schwierige Aufgabe, wie die Seefahrt.
Für ihren neuesten Weihnachtsfilm haben die Disney-Leute ordentlich recherchiert und waren sogar in Ozeanien, um die Kultur der Menschen kennenzulernen, sich die Legenden erzählen zu lassen und die einzigartige Landschaft der polynesischen Inseln zu studieren. All diesen Aufwand merkt man an den wie immer großartig animierten Details in „Vaiana – Das Paradies hat einen Haken“.
Im amerikanischen Original heißt der Film „Moana“ was auf Maori soviel heißt wie „Ozean, Meer“ und zugleich auch an den ebenso benannten Dokumentarfilm von Frances und Robert Flaherty erinnert, der 1926 in die Kinos kam und das Inselleben Polynesiens beinahe ethnologisch festgehalten hat.
Wie auch immer: optisch ist „Vaiana“ über jeden Zweifel erhaben, auch wenn ich das 3D nicht beurteilen kann, weil der Film in einer kinderfreundlichen 2D-Fassung gezeigt wurde. Die ethnologischen Detail sind gelungen und werden auch auf lustige Weise eingebaut. So etwa die lebendig werdenden Tattoos von Maui. Ebenso wichtig, weiß auch die Musik zum großen Teil zu überzeugen. Der Titelsong ist schmissig und bleibt im Ohr hängen, auch wenn die deutschen Texte gelegentlich etwas holprig wirken. Etwas, was beispielsweise beim „Dschungelbuch“ von 1942 nicht der Fall ist. Aber das mag auch einfach dem Zeitgeist geschuldet sein.
Die Heldin selbst muss man nach ihrem hyperniedlichen ersten Auftritt als vom Ozean auserwähltes Baby formlich lieb haben, auch wenn Vaiana zu einer jungen Frau herangewachsen ist. Die Charaktere sind stimmig, entsprechen aber auch modernen Stereotypen. Vaiana ist eine typische moderne, weibliche Heldin, die vorwitzig und tough im Stile von „Merida“ ihre Abenteuer erledigt, die noch vor einer Generation Jungskram gewesen wären. Etwas eindimensional kommt der heldenhafte Halbgott rüber, der im Original wahrscheinlich halbwegs charmant von Dwayne Johnson gesprochen wird, dem Andreas Burani als deutsche Synchronstimme einfach nicht das Wasser reichen kann.
So aufwändig und überzeugend „Vaiana –Das Paradies hat einen Haken“ optisch ist, die Story hat doch ihre Längen. Vor allem im Mittelteil, in dem Vaiana und Maui gemeinsam reisen, gibt es abgesehen von dem albernen Huhn als Sidekick und Piratenkokosnüssen, die die Reisenden angreifen, nicht viele Elemente, die die Handlung oder die Entwicklung der Protagonisten vorantreiben. Hier hätte es nicht geschadet, ein wenig straffer zu erzählen. Das Finale ist dann erstaunlich düster ausgefallen, was bei einem lebendig gewordenen Vulkan als Bösewicht auch nicht verwundert.
„Vaiana- Das Paradies hat einen Haken“ ist typische Disney-Unterhaltung, die mit einem typischen Mix aus Exotik, Musik und Magie unterhält, sich aber auch nicht sofort für die Reihe großer Disney-Klassiker anbietet.
Film-Wertung: (6 / 10)
Vaiana – Das Paradies hat einen Haken
OT: Moana
Genre: Animation, Fantasy, Musical
Länge: 107 Minuten, USA, 2016
Regie: Ron Clemens, John Musker
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Walt Disney Pictures
Kinostart: 22.12.2016