Gelegentlich stelle ich auf diesen Seiten auch Titel vor, die eigentlich für eine kindliche Zielgruppe gedacht sind. Das gilt auch für “ Die Kwickerwonker“, das im eigentlichen Sinne kein Comic ist, sondern ein Bilderbuch. Aber die schöne und ein bisschen Gruselige Geschichte von Evangeline Lilly und Illustrator Johnny Fraser-Allen, deren deutsche Fassung Ende Juli bei Panini Comics herausgekommen ist, macht auch älteren Lesern Spaß.
Die kurze Geschichte ist schnell zusammengefasst: Die kleine Vera ist ein verzogenes aber kluges Mädchen aus der königlichen Familie der Rin-Run. Als sie eines Tages ein fahrendes Marionetten-Theater besucht, werden die Puppen lebendig und machen ihren Luftballon kaputt. Die Marionetten gehören alle zu einer Familie, den Kwickerwonkers, die nun nach und nach vorgestellt werden, bevor Veras Großvater die blöden Puppen bestrafen soll.
Schaurige Limmericks
Wie es sich für ein Kinderbuch gehört ist der Textanteil überschaubar und die in Limmerick-Form gereimten kurzen Passagen, werden jeweils von Illustrationen begleitet, die zumeist die Familienmitglieder der Kwickerwonkers darstellen. Die Seiten sind dabei so aufgebaut, dass auf der Textseite neben den wenigen Zeilen auch noch einige kleinere Illustrationen zu bestaunen sind, während auf der gegenüberliegenden Seite großflächige und sehr detaillierte im Aquarellstil gehaltenen Illustrationen zu Veranschaulichung dargeboten werden.
Die Geschichte verfügt über eine schöne, leicht gruselige Stimmung und eine Pointe, die an dieser Stelle nicht verraten wird. Die Illustrationen sind ebenso kunstvoll wie leicht fantastisch. Die Figuren sind von der Optik her wie alternde Stoffpuppen gehalten. Wer Shane Ackers Kurz-und Langfilm „#9“ kennt, wird sich vielleicht bisweilen daran erinnert fühlen.
„Die Kwickerwonker“ sind ein überraschend gelungenes Buch, das sich auch perfekt zum Vorlesen ganz junge Zuhörer und Bilderbegucker eignet. Allerdings muss man was die Wortwahl der Übersetzung von Matthias Wieland betrifft, schon ein bisschen Erläuterungsbedarf einplanen. Aber die Übersetzungsleistung sei damit nicht geschmälert, denn gerade lyrische Texte, bei denen auch das Versmaß stimmen sollte, sind eine Schwierigkeit für sich.
Hinter den Kulissen
Evangeline Lilly, ist vornehmlich Schauspielerin („Lost“, „Der Hobbit“) und hat den Illustrator Johnny Fraser-Allen bei den Dreharbeiten zu „Der Hobbit“ kennengelernt, wo er an der Charakterentwicklung der Figuren mitgearbeitet hat, so verwundert es nicht, das „Herr der Ringe“- und „Der Hobbit“-Regisseur Peter Jackson lobende Worte für die spökelige Geschichte findet, aber man sollte „Die Kwickerwonker“ nicht einfach als Hobbyprojekt einer nicht ausgelasteten Schauspielerin betrachten, dazu sind Geschichte und Illustrationen zu ausgereift. Evangeline Lilly hat das ursprüngliche Gedicht bereits mit 14 Jahren geschrieben und während der Entstehung der Illustrationen intensiv bearbeitet, bis es seine abschließende, sehr lesenswerte Form gefunden hat.
Etwa die Hälfte der deutschen Ausgabe ist einem ausführlichen Blick hinter die Kulissen und in die Entstehung des Buches gewidmet. Für angehende Illustratoren eine gute Gelegenheit, etwas zu lernen. Für alle anderen eine schönen Ergänzung einer sehr empfehlenswerten Kinderbuchausgabe. Bleibt zu hoffen, dass von den „Kwickerwonkers“ noch einige Abenteuer folgen.
„Die Kwickerwonker“ ist ein schönes schauriges Märchen für große und vor allem kleine Leser, das mit einer knackigen Geschichte, toller Atmosphäre und detailverliebten Illustrationen überzeugt. Da kann man schon mal einen Blick riskieren.
Comic-Wertung: (8,5 / 10)
Die Kwickerwonker
OT: The Squickerwonkers. 2013
Genre: Kinderbuch, Märchen,
Autor: Evangeline Lilly
Zeichner: Johnny Fraser-Allen
Übersetzung: Matthias Wieland
Verlag: Panini Comics, Hardcover, 72 Seiten
VÖ: 26.07.2016
zum Weiterstöbern: