Mit Randale-Ralph haben Regisseur Rich Moore und sein Team von Animationskünstlern bei Disney einen absoluten Glücksgriff getan. „Ralph reicht’s“, die Geschichte um einen Computerspielbösewicht, der einen Sinnkrise hat, gehörte 2012 zu den Höhepunkten des Animationsfilms. Und wenn man genau hinschaut fallen durchaus einige Parallelen zu „Zoomania“ auf, bei dem Rich Moore ebenfalls zusammen mit Byron Howard Regie führte und der gerade in den Kinos angelaufen ist.
30 Jahre lang denselben Job in derselben Firma, das kann sich heute kaum noch jemand vorstellen. Da kann man schon mal den Blues kriegen, vor allem wenn man nie zu Parties eingeladen wird. Kein Wunder also, dass Games-Bösewicht Randale Ralph die Schnauze voll hat. Disneys neuer Animationsspaß „Ralph reicht’s“ ist großes Kino.
Seit gefühlten Ewigkeiten haut Randale Ralf in dem Computerspielklassiker „Fix-it Felix Jr.“ Fassaden ein und verscheucht Hausbewohner, die der Held Felix mit seinem magischen Hammer wieder in ihre Wohnung bringt, nachdem er – beziehungsweise der Spieler – den Schaden wieder behoben hat. Für die menschlichen Spieler ist das alles nur Unterhaltung, doch für die Spielfiguren, die in ihrem Spielen Leben, bittere Realität. In einer Spielhalle findet nach Schließung reger Austausch statt und in der Bahnhofshalle Games Central“ treffen die unterschiedlichsten Spielcharaktere aus verschiedenen Zeiten aufeinander.
Stattdessen sitzt Ralph bei den „Anonymen Fieslingen“ und klagt den anderen Computerspielfiguren sein Leid. Und nachdem er dann doch die Party bei Felix Jr. gesprengt hat, macht er sich wutentbrannt auf, um zu beweisen, dass er auch ein Held sein kann. Zum Beweis will er eine Medaille erringen. Dazu muss er allerdings in ein anderes Spiel eindringen. Damit bringt er nicht nur den gesamten Betrieb durcheinander, sondern verdonnert seine Kollegen aus „Fix-it Felix Jr.“ auch zum Nichtstun, denn das Spiel funktioniert nicht ohne Bösewicht.
Doch Ralph schafft es in dem Egoshooter „Hero’s Duty“ eine Medaille zu bekommen, wird dann aber in das Rennspiel „Sugar Rush“ katapultiert und verliert seine Medaille wieder. Der einzige Weg diese wiederzubekommen, scheint zu sein, dem enervierenden „Programmierfehler“ Vanellope dabei zu helfen, an einem Rennen teilzunehmen und dies auch zu gewinnen.
Dafür ist Animationsfilm da: Wilde, absurde Welten zum Leben zu erwecken! Und was wäre geeigneter als in das Innenleben eines (oder mehrerer) Computerspiele einzusteigen. Für die Umsetzung dieses turbulenten Abenteuers hat Disney den „Simpsons“ und „Futurama“ Regisseur Rich Moore verpflichtet und der setzt die gelungenen Story auch ansprechend um. Wenn man Experten fragt, war „Ralph reicht’s“ 2013 ein heißer Anwärter für den Oscar als bester Animationsfilm, der ging dann zwar an Pixars „Merida“, blieb aber irgendwie in der Disney Familie. Doch auch „Wreck-it Ralph“, so der Originaltitel“ ist wirklich grandios geworden.
Die Szenarien sind ebenso ausgefeilt und begeisternd wie die Charaktere, die auch etliche ihrer real existierenden Spielfigurengenossen treffen. Auch das 3D weiß zu überzeugen, so dass “Ralph reicht‘s“ perfekte Unterhaltung für Groß und Klein ist. Die originelle Idee wurde zwar mit einigen Abstrichen umgesetzt, um die Familientauglichkeit zu erhalten und so hätte der existenzkrisengeschüttelte Ralph ruhig etwas fieser ausfallen können, aber im Großen und Ganzen macht das nicht nur spaß sondern ist auch mit vielen Verweisen und Insiderwitzen gespickt.
Richtig grandios ist allerdings die Synchronbesetzung mit der ja immer alles steht und fällt, zumindest im amerikanischen Original. Die deutsche Fassung besprechen Christian Ulmen als Ralph und Anna Fischer als Vanellope. Im Original hat sich Charakterdarsteller John C. Reilly („Der Gott des Gemetzels“) erstmals überwunden, einer Trickfigur seine Stimme zu leihen und die frustriert gelangweilte Interpretation von Ralph ist einfach großartig und stecht im grellen Kontrast zu der entzückend albernen und überdrehten Vanellope, großartig gesprochen von der Komikerin Sarah Silverman. Außerdem mackert sich Jane Lynch („Glee“) noch als Soldatin durch den Film und sorgt für einige witzige Momente.
Als Bonusmaterial der Blu-ray und auch der DVD gibt es noch einige alternative und Zusätzliche Szenen, die sich in unterschiedlichen Animationsstadien befinden, meistens sind es animierte und synchronisierte Storybaords, außerdem eine Art „Making Of“ in dem die unterschiedlichen Computerspielwelten in „Ralph reicht’s“ zusammengesetzt und erfunden werden und vor allem den wunderbaren und Oscar-prämierten Kurzfilm „Im Flug erobert“ (OT: „Paperman“) von John Kars, der auch im Kino schon als Vorprogramm lief. So gibt es dann doch noch ein wenig Oscar-Kino für Zuhause.
Nicht nur „Ralph reicht’s“, auch dem Zwerchfell des Zuschauers, wenn er aus dieser gelungen Animationsgeschichte wieder heraus kommt. Auch vom Lachen kann man Muskelkater bekommen, gerade bei einem der coolsten Animationsfilme der vergangenen Jahre.
Film-Wertung: (8,5 / 10)
Ralph reicht’s
OT: Wreck-it Ralph
Genre: Animation, Sci-Fi, Computerspiel
Länge: 101 Minuten, USA, 2012
Regie und Drehbuch: Rich Moore
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Walt Disney Pictures
Kinostart: 06.12.2012
DVD-& BD-VÖ: 04.04.2013